Roon Nucleus One Musikserver im Test

Test: Musikserver

Ein Musikserver ohne Festplatte? Roon Nucleus One im Test

Roon ersetzt seine hauseigenen Server durch eine neue Generation: den exklusiven Nucleus Titan und den preiswerten Nucleus One, den wir zum Test baten.

Preis: um 700 € (Stand: 24.05.2024)
| Julian Holländer


Roon ist zweifellos eine der großen HiFi-Erfolgsgeschichten der letzten Jahre. 2015 wurde das Start-up Roon Labs gegründet, das seitdem die gleichnamige Software entwickelt. Diese ist zum Organisieren und Wiedergeben von Musiksammlungen gemacht und hat zahlreiche Zusatzfeatures wie Klangkorrektur, Multiroom und eine große Sammlung an Metadaten und Informationen zur gehörten Musik. Durchaus ist Roon inzwischen zu einer Art Nonplusultra im Bereich Musikverwaltung geworden – sodass ein sehr großer Teil an streamingfähigen HiFi-Produkten heutzutage mit Roon kompatibel ist.

Vor Kurzem ging die Firma dann den Weg vieler Start-ups: Sie wurde Teil eines großen Konzerns. In diesem Falle ist das Harman, die Dachmarke unter anderem von JBL, Arcam und Mark Levinson sowie selbst Teil des Samsung-Konzerns. Roon versichert, dass man noch relativ unabhängig ist und die Firmengründer die Geschicke leiten. Durchaus sind die Auswirkungen der Übernahme noch nicht groß – abgesehen davon, dass in letzter Zeit auch Geräte von Samsung und JBL ihre Roon-Zertifizierung bekommen haben. Ohne einen Blick in Roon-Interna können wir natürlich auch nicht beurteilen, wie viel Einfluss die neue Chefetage auf die neuen Geräte hatte.

Damit erst mal genug von Software und Firma, denn primär testen wir hier das neueste Gerät von Roon, den Server Nucleus One. Zusammen mit dem deutlich teureren Nucleus Titan bildet er die neue Generation an Roon-eigenen Geräten und löst den bisherigen Nucleus ab. Dieser war vor einigen Jahren die Lösung der amerikanischen Firma für Kunden, die alle Vorteile des Programms genießen wollen, ohne einen eigenen Server konfigurieren zu müssen. Denn Roon braucht einen „Core“ als Steuerzentrale, der ein Server oder Computer sein kann und erst mal aufgesetzt werden muss.

Was unterscheidet den Roon Nucleus One vom Vorgänger?

Der ursprüngliche Nucleus war zwar ein Rundum-sorglos-Paket, und Hardware und Software waren aufeinander abgestimmt, aber er kostete auch deutlich über 1000 €. Einen Mini-Computer mit vergleichbarer Leistung könnte man sich schon für weniger bauen.

 

Unter dem Motto „Roon für alle“ ist der neue Nucleus One jetzt deutlich billiger – auch wenn noch kein deutscher Preis feststeht und der US-Preis von 500 $ zuzüglich Steuern nicht wenig ist. Roon ist eben eine Luxuslösung, und zusätzlich zum Gerät braucht man eine Lizenz. Die kostet aktuell im Abo 15 $ im Monat (12,50 $ im Jahresabo) oder 830 $ als Einmalkauf.

Roon Nucleus One wird ohne Speicher geliefert

Ein sehr wichtiger Punkt für potenzielle Kunden des Nucleus One: Das Gerät wird von Roon als Server bezeichnet und von uns auch so bewertet, es ist aber technisch gesehen nur die Grundlage dafür. Denn der Nucleus One hat keine Festplatte oder anderen Speicher eingebaut. Will man ihn als Server nutzen, braucht es zusätzliche Investitionen. Da Festplatten mit 1 TB Speicher und mehr aber heutzutage deutlich unter 100 € kosten, wird der größere Kostenpunkt wahrscheinlich das Kaufen von Musik in diversen Download-Stores sein.

Auf der positiven Seite werden so die Kosten für das Gerät gesenkt, und Kunden, die schon eine Festplatte mit Musik haben, können diese einfach anschließen, einbauen oder über das Netzwerk verbinden. Trotzdem ist der Nucleus One „Out Of The Box“ ein Server ohne Server-Kapazitäten, was ihm in einigen Disziplinen einen Punktabzug beschert.

Der „Server“ ist also im Grunde ein erweiterbares Einstiegsgerät in die Roon-Software. Und somit ja vielleicht interessant für Kunden, die Roon nur für DSP, Multiroom, die vielen kompatiblen Geräte und als Alternativ-Oberfläche für Musikstreaming nutzen wollen. Denn das ist auch möglich, es braucht keine lokale Musiksammlung, um die Vorteile von Roon zu genießen. Dafür können Qobuz und Tidal in die Software integriert und darüber gesteuert werden. Das ist gewiss ein kostspieliges Set-up nur für Streaming, aber vielleicht kommt so die Begeisterung für die Roon-Welt sowie der Wunsch, damit einen Musikserver aufzubauen.

Festplatten in den Roon-Server einbauen ist einfach

Das geht nämlich schnell und relativ einfach. Über die zwei USB-Anschlüsse können USB-Sticks oder Festplatten an den Nucleus angeschlossen werden. Alternativ ist auf der Unterseite des Servers ein Slot für 2,5-Zoll-Festplatten mit SATA-Schnittstelle. Das sehr simple Einbauen einer HDD oder SSD dort verwandelt den ­Nucleus schnell in einen richtigen Server.

Solange er jedenfalls die auf einem angeschlossenen Speicher verfügbare Musik korrekt durchsucht und verfügbar macht. Dies testeten wir mit einem USB-Stick mit 140 GB Musik, was in hoch aufgelösten Formaten ca. 1.000 Songs sind. Dafür brauchte der Nucleus deutlich unter einer Minute, viel schneller geht es wohl nicht.

Schnell erledigtes Set-Up beim Nucleus One

Dieser Prozess zeigt auch das einfache Set-up des Servers: LAN-Kabel anschließen, im Roon-Account anmelden, fertig. Solange die Musik mit halbwegs korrekten Metadaten versehen ist, übernimmt das Programm die Zuordnung und Sortierung im Hintergrund, und das sehr gut.

Zeit für einen Belastungstest mit einer deutlich größeren Festplatte: 4 TB Musik, 2.000 Alben, 24.000 Songs, viele in High-Res und DSD. Die Arbeit des Servers war dann in der App spürbar, welche während der Indexierung nicht mehr ganz flüssig lief, aber noch Musik wiedergeben konnte. Der Nucleus hingegen blieb still, der eingebaute Lüfter war nicht zu hören, falls er überhaupt an war – obwohl gleichzeitig Musik lief und der DSP aktiviert war. Die komplette Synchronisierung dauerte keine 20 Minuten, danach hat Roon Cover, Infos und mehr aus der eigenen Datenbank geladen. Eine leichte Wärmeentwicklung war durchaus zu spüren, aber das ist weder bei HiFi-Geräten noch bei Computern außergewöhnlich.

Roon Nucleus One im Test: niedriger Stromverbrauch

Der Server ist zudem nicht stromhungrig, bei der Indexierung erreichte er bis zu 12 W, selten war er etwas höher. Im Stand-by-Modus konnten wir keinen merklichen Verbrauch messen – da der Server in unter einer Minute hochfährt, eine gute Alternative zum bei Server typischen Always-on-Betrieb. Im Leerlauf liegt sein Stromverbrauch bei 6,6 bis 8 W und steigt nicht wirklich, wenn Musik abgespielt wird.

Im Gegensatz zum größeren Titan hat der Nucleus One laut Roon aber gewisse Beschränkungen und kann nur mit Bibliotheken bis zu 10.000 Alben/100.000 Titeln arbeiten. Weiterhin ist Multiroom auf 6 Zonen beschränkt. Auch sind laut Roon einige DSP-Einstellungen nicht möglich. All das lässt sich mit der begrenzten Rechenleistung des innenliegenden Computers erklären. Aber auch wenn er kein High-End-PC ist, schien uns seine Leistung in den meisten Fällen nicht begrenzt, mit den meisten Dateien und Set-ups sollte der Nucleus keine Probleme haben.

Die Grenzen des preiswerten Roon-Servers

Erst beim Test, eine DSD256-Datei auf zwei Geräten gleichzeitig wiederzugeben (einmal mit Wandlung zu PCM) inklusive DSP (mehrere Equalizer, Resampling), war dann aber Schluss, die Wiedergabe stockte öfter. Mit DSD64 oder 24 Bit/192 kHz war das wiederum kein Problem. Auch DSD256 mit etwas weniger Multiroom oder ohne DSP meisterte der Nucleus. Für Kunden, die alles wollen, bewirbt Roon dann den Nucleus Titan, der für mindestens 3.600 $ absolut keine Limits haben sollte.

Neben dem Nutzen als Roon-Zentrale und Musikserver kann der Nucleus One auch selbstständig Musik streamen. Dafür wird in der Roon-App entweder ein USB-Ausgang oder der HDMI-Audio-Ausgang angewählt. Per HDMI wird auch die Wiedergabe von Mehrkanal-Audio möglich.

Trotzdem bewerten wir den Klang nicht, da diese Funktion zum größten Teil ein Bonus ist, den andere Server oft nicht haben – was sie als Server aber nicht schlechter macht. Der Vergleichbarkeit halber – und weil ein Server dafür gemacht ist, Daten bereitzustellen und die Wiedergabe an sich beim Streamer beginnt –, verzichten wir also auf eine Klangnote.

Roon Nucleus One Musikserver im Test: Fazit

Musik klingt über den Nucleus natürlich sehr gut: eine hochaufgelöste Datei, guter DSP, ein neutraler USB-Ausgang und eine Top-Anlage sorgen dafür. In der Praxis überzeugt der Nucleus als gut funktionierender Roon Core, der ein ziemlich preiswertes Einstiegsgerät für Roon ist – besonders interessant für Kunden, die nur streamen oder schon eine Musiksammlung haben. Dann stört nämlich das Fehlen des integrierten Speichers nicht, was die Note des Nucleus runterzieht. Speicher nachträglich einzubauen ist zudem sehr leicht, und es verwandelt ihn in einen Server, der für die allermeisten Aufgaben gewappnet ist.


Was ist Roon und was braucht es dafür?

Die Software Roon ist aus der Welt des digitalen HiFi kaum mehr wegzudenken. Aber wie funktioniert sie eigentlich?

Grundlegend ist Roon ein Programm zum Verwalten und Abspielen von Musik. Ist ein Roon-System aufgesetzt, kann man über die zugehörige Oberfläche die Musik des eingebauten Speichers, eines Servers im Netzwerk, eines angeschlossenen Speichermediums oder der Streamingdienste Tidal und Qobuz durchsuchen und abspielen.

Das Besondere: Das Programm hat unter anderem eine Musiksuche und -Kategorisierung, die genauso gut oder sogar besser als die der Streamingdienste ist, bietet Zugriff auf weiterführende Informationen, hat einen mächtigen DSP und ermöglicht herstellerübergreifende Multiroom-Wiedergabe. Ein Roon-System besteht aus drei Komponenten:

Roon Core: Der Core ist das wichtigste Element von Roon und der Ort, auf dem die Software an sich läuft – das kann ein Server sein, ein normaler Computer oder ein dediziertes Gerät.

Roon Remote: Die „Fernbedienung“ für Roon, die das komplette Programm steuert, ist die jeweilige Roon-App für Handy, Tablets und Computer. Ein normaler PC oder Mac kann gleichzeitig Core und Remote sein.

Endgerät: Roon ist am Ende nur eine Software, die Musik digital steuert, und braucht ein Empfangsgerät, welches das hauseigene Format „RAAT“ empfängt – Streamer, Aktivboxen, Netzwerkreceiver, Smartspeaker etc. An solche Geräte vergibt die Firma das Zertifikat „Roon Ready“, das verspricht, dass Roon einwandfrei auf einem Gerät funktioniert. Ähnlich gibt es etwa für DACs „Roon Tested“, und das Roon-Signal kann auch zum Beispiel auf der Remote selbst und somit per USB, Airplay, Chromecast oder Bluetooth weitergegeben werden, natürlich mit den Einschränkungen des jeweiligen Protokolls.

Wie wird ein Roon-System aufgesetzt?

Um ein Roon-System aufzubauen, braucht es also einen Roon Core, das „Gehirn“ des Systems. Im Grunde gibt es drei gängige Methoden dafür:

Ein vorgefertigtes Gerät: Die einfachste Lösung ist, ein vorgefertigtes Gerät zu kaufen, auf dem Roon bereits installiert ist. In diese Kategorie fällt der Nucleus von Roon selbst, aber es gibt auch Roon-Musikserver von anderen Herstellern (z. B. Audiodata Musikserver) oder auf Roon ausgelegte Streamer-Server (z. B. Mytek Brooklyn Bridge II).

Ein Computer: Auch ein normaler PC oder Mac kann als Roon Core genutzt werden. Hat man diesen bereits, ist das auch die billigste Lösung. Nach Download und Installation der Software ist der Computer gleichzeitig Core und Remote. Nachteil: Der Computer muss angeschaltet sein, wenn man Musik hören will, und das Programm beansprucht dessen Rechenleistung. Roon empfiehlt mindestens 4–8 GB RAM nur für das Programm, eine SSD-Festplatte und ein aktuelles Betriebssystem. Alternative: einen ausgemusterten, aber noch fitten Computer nur dafür nutzen. Auf die gleiche Weise können auch bestimmte NAS-Server zum Roon Core werden, auch wenn diese dann keine eingebaute Remote haben.

Einen eigenen Core bauen: Roon bietet den Download von „ROCK“ („Roon Optimized Core Kit“) an, mit dem ein Selbstbau-Computer zum Core wird. ROCK ist ein komplettes Betriebssystem, das auf Linux basiert. Der damit gebaute Computer wird nur Roon steuern können und nichts anderes – soll aber gleichzeitig auf diese Aufgabe optimiert sein. Roon empfiehlt diese Variante nur mit Intels inzwischen eingestellten „NUC“-Mini-PCs, die ab wenigen Hundert Euro erhältlich sind. Andere Mini-Computer können auch funktionieren, aber da garantiert die Firma keine Kompatibilität.

Egal, wie man sein Roon-System aufsetzt, eins ist nicht zu vergessen: Der Download der Roon-Software ist zwar kostenlos, zum Nutzen muss diese aber separat lizensiert werden. Je nach Anbieter eines Roon-Systems kann eine Lizenz beiliegen, aber meistens bedeutet das Extra-Kosten.


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