Workshop Sound Heaven – Böde

Workshop

Streaming-Workshop: Klangvergleiche von MP3 bis High Res

In feiner Umgebung hört es sich einfach besser. Beim Workshop mit Sound Heaven galt dies nicht nur für die High-End-Teile der exquisiten Anlage. Auch deren Rahmen war vom Feinsten.

| Matthias Böde


Dass der Chef vom Sound HeavenSTEREO PREMIUM PARTNER in Heidelberg – für den gemeinsamen Workshop einen Ort außerhalb der eigenen Räumlichkeiten vorschlug, hatte nichts mit deren ­Attraktivität zu tun. Tatsächlich gehört Klaus Gassmanns Studio zu den ansehnlichsten Deutschlands. Doch aufgrund der Kooperation mit einem Künstler sowie einem Schmuck-Designer im Rahmen der Veranstaltung fand diese in der nahe gelegenen, gehobenen Eventlocation „Grenzhof“ statt. In deren so rustikaler wie edler, mit dicken Holzbohlen ausgelegter Festscheune spielte zu diesem Anlass eine wahre Superanlage für die speziell am anspruchsvollen Streaming interessierten HiFi-Fans auf.

Deren auffälligster Teil waren zweifellos Avantgarde Acoustics Hornlautsprecher Duo GT, die hier mit ihren integrierten iTron-Amps in vollaktiver Ausführung antraten und so mit rund 69.000 Euro fürs Paar zu Buche schlagen. Und da ist der Aufpreis für die aufwendige, gülden schimmernde Gold-Shining-Messinglackierung der Mittel- und Hochtonhörner noch gar nicht mit drin. Diese geht übrigens auf eine Anregung des Sound-Heaven-Betreibers zurück und bildet eine edle Bereicherung der von dezenten bis knalligen Tönen reichenden Palette des Herstellers aus Lautertal. Mag ja sein, dass das übrige Equipment optisch schlichter ausfiel, doch dessen Qualitätsanspruch war mindestens ebenso hoch.

Auf den Raum eingemessen

Denn Gassmann, der lange als Entwicklungsleiter beim Software-Riesen SAP tätig war, ist nicht nur fasziniert von den Möglichkeiten moderner Medien, sondern an High End orientiert sowie ein Streaming-Spezialist, was den Umgang mit dem zum Teil komplexen Thema betrifft.

Der Mann, der überdies Gitarren sammelt sowie neben diesen Saxofon spielt, Konzertreihen, wie etwa seine „Sweet Soul Music Revue“, organisiert und sogar die berühmten „Harlem Gospel Singers“ produziert, ist folglich ganz dicht an der ­Musik dran und weiß, wie man diese vor allem aus digitaler Quelle bestmöglich über die Anlage erklingen lässt. Seine Expertise wird von der wissbegierigen Kundschaft reichlich abgefragt. Und im „Grenzhof“ wollten wir auf Gassmanns Initiative hin mal gemeinsam auf hohem Niveau ­demonstrieren, wie man dafür verfährt und welche Bedingungen wichtig sind.

Workshop Sound Heaven – Auflösung 1
3 Bilder
Workshop Sound Heaven – Auflösung 2
Workshop Sound Heaven – Auflösung 3

Dafür startete der Workshop, indem der farbintensive, ausdrucksstarke Titel „Dark Day“ der Blues Company aus den Aktiv-Lautsprechern ertönte. Dass die unteren Lagen dabei ebenso sauber wie druckvoll kamen, lag nicht zuletzt daran, dass Avantgarde Acoustics technisch versierter Vertriebsleiter Babak Moayedpour die Duos zuvor per PC-Software und Mikrofon im Bassbereich penibel auf den großen Raum eingemessen hatte. Dies vermeidet störende Überhöhungen, die zu Verschmierungen führen können.

High End Klanglieferanten von dCS und Innuos

Angesteuert wurden die Hornboxen von dCS’ D/A-Wandlervorstufe Bartok Apex DAC (um 22.500 Euro), die ihre Digitalsignale aus dem kombinierten Streamer/Musik-Server/Ripper Innuos Statement ­bezog, der samt separatem Next-Gen-PSU-Netzteil rund 20.900 Euro kostet. Alles prima also, oder? Eben nicht, denn der Innuos streamte über eine normale Fritzbox, was technisch einwandfrei funktionierte, sich klanglich jedoch als nicht optimal herausstellte, wie sich sogleich zeigen sollte.

Doch zunächst war alles okay, erfreute die Blues Company die Zuhörer mit ihrem leicht rauen Charme, der nicht zuletzt aus Frontmann Toschos sonorer Stimme resultiert. Wohl keiner der Anwesenden wäre angesichts des überzeugenden Vortrags auf die Idee gekommen, dass hier klanglich noch mehr gehen könnte.

Gute Kabel und Netzwerkswitches verbessern den Klang

Doch genau so war es! Denn im ersten Schritt fügten wir einen Splitter zwischen Fritzbox und Innuos ein. Und zwar nicht irgendeinen, sondern den auf Audio-Signa­le optimierten Bonn NX des Spezialisten ­Silent Angel, der – wenn schon, denn schon – mitsamt dem optionalen externen Clock-Generator Genesis GX fast 6.800 Euro kostet. Eine solche Konfiguration – hier freilich in ultimativer Form – erweist sich immer wieder als ausgesprochen sinnvoll, wobei wir diesbezüglich bereits mit Silent Angels kleinem, rund 500 Euro teuren Modell sehr gute Erfahrungen sammeln konnten.

Eine prima Voraussetzung für den Vergleich war, dass nach dem Umstecken der LAN-Verbindung der von Qobuz ge­streamte und kurz vor dem Trennen auf Pause gestellte Track wie in diesem Fall auf erneuten Play-Befehl einfach weiterlief und nicht das ganze System rebootet, also neu hochgefahren werden musste.

Klangoptimierung direkt hörbar

Also ging’s nach ein paar Sekunden weiter, erklang „Dark Day“ bei gleicher Lautstärke erneut aus den Avantgarde Acoustics. Doch der Klang hatte sich verändert: Die Wiedergabe löst sich ungleich besser von den Hörnern, legt in Sachen Weiträumigkeit, Entspanntheit und Tiefenstaffelung zu. Auch Toscho kam nun sonorer, weniger kehlig, sondern typisch brustbetont rüber. Alles wirkte farbiger, finessierter und deshalb in der Summe hochklassiger.

Ein weiterer Schritt in dieselbe Richtung stellte sich ein, als wir die zunächst belassenen Kabel von der einfacheren Sorte zwischen Switch und Streamer (LAN) wie auch vom Innuos zum dCS-DAC (USB) gegen entsprechende Typen aus der Alpha-v2-Digital-Serie des US-Profis Shunyata Research ausgetauscht hatten. Diese kosten zwar satte 1.250 respektive 1.800 Euro, was uns angesichts der deftigen Preisschilder von Komponenten und Lautsprechern indes als angemessen erschien, brachte jedoch nochmals deutlich mehr Fasson und Definition ins Spiel.

Wie Diana Krall klingen muss

Zudem machten diese auch im detailreichen Opener von Diana Kralls Paris-Konzert mehr Schattierungen und Akzente hörbar. Letzteres tönte ohne diese Maßnahmen räumlich flach und in den oberen Lagen tendenziell grätzig und scharf.

Schon klar: Mit diesen Teilen hatten wir weit oben ins Ausstattungs- und Zubehörregal gegriffen. Doch auch ein paar Ebenen weiter unten zeigt sich: Wer im Streaming-Umfeld an Qualität spart, „bezahlt“ dafür mit Klangverlust! Und je besser die Anlage ist, desto stärker schmerzt dieser.

Streaming von MP3 bis Hochbit, von Spotify bis Qobuz

Doch Gefahr für die Performance lauert auch an anderer Stelle. Da können die Komponenten noch so gut, das Drumherum noch so ausgefeilt sein: Wenn schon das Musiksignal selbst beeinträchtigt ist, kann selbst aus Top-High-End-Equipment nicht mehr viel rauskommen.

Tatsächlich begnügen sich viele Hörer mit eigentlich guter Anlage beim Streaming mit einem Spotify-Abo, was in der Regel eine Limitierung des Digital-Formats auf 320-Kilobit-MP3 bedeutet. Die oft nur wenig teureren Hochbit-Angebote von Qobuz oder Tidal bleiben links liegen, weil – so die Vermutung – der klangliche Gewinn überschaubar bleibt.

Ob das so ist und wenn nicht, worin die Unterschiede bestehen, führte Workshop-Leiter Matthias Böde anhand einiger Beispiele vor. Um jegliche Eventualitäten seitens der Übertragungswege und jeweiligen Anbieter auszuschließen, wurden die betreffenden Titel nicht gestreamt, sondern dem Rossini Apex DAC von der Vier-Terabyte-Festplatte des Innuos Statement aus zugespielt, auf der wir sie im Vorfeld der Vorführung gespeichert hatten.

Klangvergleich: komprimiert gegen CD gegen HiRes

Die Gegenüberstellungen liefen simpel ab: Böde wählte den gewünschten Track auf dem iPad, und schon ging’s los. Jedes der Vergleichsstücke war in drei digitalen Formaten abgelegt: als 320-kb/s-File, in der CD-Auflösung von 16 Bit/44,1 Kilohertz sowie in der jeweiligen Hochbit-Fassung, die zugleich auch dem originalen Aufnahmeformat entsprach. Zudem waren sämtliche Versionen im Pegel exakt identisch – unerlässlich für fair ermittelte, aussagekräftige Ergebnisse.

Der praktische Einstieg in die Materie war einfach: Zu elegisch in der Raumtiefe verhallenden Gitarrenklängen säuselte Nils Landgren seine Version des John-Lennon-Evergreens „Imagine“, wie ihn die „STEREO Hörtest-Edition Vol. II“ bietet. Bereits als MP3-Variante tönte es ansprechend. Doch schon die CD-Version bot klar mehr Rauminformation, Ablösung der Musik von den Boxengehäusen plus zumindest subjektiv länger nachschwingende Saiten.

In derselben Weise entwickelte sich das Klangbild fort, als die 24 Bit/88,2 kHz-Aufnahme des Münchner ACT-Labels unbeschnitten aus den Duo GT kam. Danach ging’s flugs zurück zu MP3, dessen Darbietung plötzlich arg beengt, in den Strukturen simpel und zudem emotional uninspiriert erschien. „So schnell gewöhnt man sich an den besseren Klang“, flachste Böde.

Das STEREO Phono-Festival begeistert das Publikum

Das nächste Beispiel startete er in voller Auflösung von 24 Bit/192 kHz. Es handelte sich um das Jazz-Instrumental „I Remember Clifford“ von Hans Dulfer und den Beets Brothers aus dem ersten „STEREO Phono-Festival“. Frei atmend, groß und aus jeder Pore deren Live-Fluidum verströmend projizierte die Ausnahmeanlage die authentische Live-Nummer vor die Hörer.

Bereits beim CD-Format war einiges der eben noch vernommenen Luftigkeit und Grandezza perdu, und MP3 hatte nicht nur die realistische, dreidimensionale Bühne aus dem Auftritt „herausgerechnet“, der so erheblich kompakter erschien, sondern zugleich offenbar auch den Spirit, sodass der Funke von der Musik kaum noch aufs Publikum überspringen wollte.

„Jetzt zeige ich Ihnen mal, wie sensibel Ihr Gehör ist“, sagte „Mr. Workshop“ und ließ Chopins der ersten „STEREO Hörtest-Edition“ entlehntes, umwerfend echt eingefangenes „Impromptu No. 1“ in 24 Bit/192 kHz ertönen. Es war, als ob der Flügel dabei im Heidelberger „Grenzhof“ stünde. Den Vergleich lieferte eine bei identischer digitaler Wortbreite auf 96 kHz Abtastrate reduzierte Abwandlung. Na klar, auch so immer noch superb im Klang, aber eben doch nicht mehr ganz so aufgefächert und delikat wie gerade noch das 192-kHz-Original. „Unsere Ohren sind hochempfindlich und registrieren geringste Informationsverluste“, resümierte unser Kollege.

Fazit des Streaming-Workshops: auch auf die Kleinigkeiten achten!

Dies war einmal mehr zu beobachten, als zu Demonstrationszwecken dCS’ 11.600 Euro teure Rossini Master Clock, die dem DAC hochpräzise den Takt vorgegeben hatte, rausging und jener sich diesen nun selbst lieferte. Dies geschah ebenfalls auf sehr hohem Niveau, aber eben nicht mehr ganz so exakt wie zuvor, was sich unmittelbar in einer minimal gröberen, ungelenkigeren Wiedergabe niederschlug. Kaum zu fassen, aber wahr!

Ebenso wie die nachhaltige Wirkung der kleinen Epluggs, die mittels elaborierter Kristalltechnologie die Geräte ebenso vor schädlichen Einflüssen hochfrequenter Störungen aus der Luft, wie etwa über den LAN-Anschluss, schützt. In Cinch-Ausführung am Rossini Apex DAC eingesteckt beziehungsweise als Modell mit RJ-45-Stecker auf eine offene LAN-Buchse an Silent Angels Switch sorgten sie dafür, dass das Kirchenschiff, in dem „Var Nära Mig“ von Göteborgs Kammarkör Sjunger eingespielt wurde, dreidimensional vor den Hörern erschien, Chor und Solistin klar voneinander abgesetzt wurden. Wer derlei Feinheiten beachtet, hört eben besser!


Sound Heaven

Erst seit 2021 betreibt Klaus Gassmann seinen Sound Heaven am Pleikartsförster Hof 4/1 in Heidelberg (www.sound-heaven.de). Dort hat er seinen Kunden und sich auf rund 200 Quadratmetern tatsächlich eine Art „Klanghimmel“ geschaffen, wobei im gediegenen, akustisch penibel optimierten Ambiente nur wenige Marken mit der klaren Tendenz zum High End auftreten. Gassmann hatte bereits früh erkannt, dass im vermeintlich technisch simplen Streaming vielfältige Tücken und Klangfallen lauern, die für höchste Klangqualität unschädlich gemacht werden müssen. Hier liegen der Schwerpunkt wie auch das Interesse des umtriebigen Digitalspezialisten, der einfach immer und überall das Beste herausholen möchte.

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