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Test: Plattenversender

Schallplatten online kaufen: 5 Vinylversender im Vergleichstest

Schallplatten im Internet bestellen – das klingt nach der ­perfekten Verbindung aus Nostalgie und Moderne. Welcher Versender den Spagat am besten schafft, hat STEREO getestet.

| Jan Bruns


Es gibt ja inzwischen Zeitgenossen, die wissen nicht einmal mehr, was eine Schallplatte überhaupt ist. Insbesondere die sogenannten „Digital Natives“ sind in einer Welt groß geworden, in der alles Analoge fast verpönt ist, mindestens aber verdächtig rückständig wirkt. Auch ihre musikalische Welt besteht auf allen Ebenen aus Bits und Bytes: Klänge werden überwiegend elektronisch erzeugt, und die Versorgung erfolgt größtenteils über digitale Flatrate-Streamingdienste von Spotify über Amazon Music bis Qobuz. So gut diese digitalen Versorger auch qualitativ sein mögen, verdrängen konnten sie analoge Tonträger vom Band bis zum Vinyl aber nicht, und dafür gibt es viele gute Gründe.

Wie gut sind Online-Plattenversender?

Einzig die Bezugsquellen haben sich zum Teil geändert: Schallplatten-Fans, die sich nicht mehr stundenlang im Platten­laden durch das Angebot wühlen wollen – sei es aus Zeitmangel oder weil es keinen Laden in der Nähe mehr gibt –, verbringen ihre Zeit nun auf den Produktseiten einschlägiger Plattenversender im Internet und klicken – dann doch sehr digital – am Ende im besten Fall auf „Kaufen“. Dies aber auch nur dann, wenn Angebot und Preise stimmen, die Informationen reichhaltig sind, der Kaufprozess einfach ist und die gesamte Abwicklung schnell und bequem funktioniert. Ob das tatsächlich so ist, wollte STEREO herausfinden und hat sich bei fünf bekannten und beliebten Online-Plattenversendern durchs Angebot geklickt und dabei einen Test-Warenkorb gefüllt. Hier kommen die Resultate.

Bildergalerie

Schallplatte mit Hingucker-Effekt
4 Bilder
Versand und Nachhaltigkeit
Onlineshop-Homepage
Onlineshop mit Zubehör

Analoge Tonträger wie Schallplatten treiben den sinnlichen Genuss, der mit Musik einhergeht, auf die Spitze. Denn Vinyl-Liebhaber schwärmen nicht nur von ihrer Lieblingsmusik, sondern ebenso vom gesamten Ritual des Auflegens: die (meist schwarze) Scheibe aus der Hülle zu nehmen, auf den Plattenteller zu legen, den Tonarm zu platzieren und den Moment zu genießen, wenn nach anfänglichem Knacksen die ersten Töne einsetzen. Natürlich braucht es dafür auch einen guten Plattenspieler, der einem die Wiedergabe auf möglichst hohem Niveau ermöglicht.

Dann kann man sich – das kunstvolle Plattencover in den Händen – im Sessel zurücklehnen und die Musik mit allen Sinnen genießen. Dies dürfte neben der potenziell hervorragenden Klangqualität einer der Hauptgründe dafür sein, warum die Vinylscheibe allen Digitalisierungstendenzen getrotzt hat und auch weiter überleben wird. 

Genre-Auswahl beim Online-Kauf von Schallplatten

Das Sortiment der getesteten Kandidaten ist größer, als mancher vielleicht vermuten könnte. Die Prüfung erfolgte auf mehreren Ebenen:

Bei Kandidaten wie jpc steckt der Schwerpunkt des Angebots ­bereits im Namen – jpc steht für Jazz, Pop und Classic. Da ist es nur folgerichtig, dass es auch im Onlineshop nur diese Genre-Kategorien als Haupt-Navigationspunkte gibt und das Angebot in diesem Bereich am größten ist. Versender hhv präsentiert sich stark in den Bereichen Hip-Hop und Electronic, landläufigere Genres wie Pop, aber auch Klassik, rangieren dort eher ­unter „ferner liefen“. Ähnlich sieht es bei den kleinen Anbietern Finest Vinyl und ­recordsale.de aus: Hier bekommen sogar ­echte Nischenkategorien wie „HC / Punk“, „Rarities“, „Easy Listening“ oder „Avant-Garde“ eigene Navigationspunkte.

Platzhirsch Thalia ist den meisten Nutzern vor allem als Buchhändler bekannt. Die Ausrichtung auf eine breite, diverse Kundschaft in diesem Bereich spiegelt sich daher­ auch in der Genre-Auswahl beim ­Vinyl wider: Allein die Tatsache, dass Nutzer erst über die Navigationspunkte „­Unterhaltung“ und „Musik“ zu den Tiefen des Vinyl-Angebots vorstoßen, zeigt, dass Plattenverkäufe nicht zum Kerngeschäft von Thalia gehören. Nichtsdestotrotz ist das Angebot trotzdem groß, vornehmlich und erwartungsgemäß in den „großen“ Genre-Kategorien „Pop“, „Rock“ oder „Klassik“. In den stationären Geschäften von Thalia sind übrigens gar keine Tonträger zu finden oder nur sehr vereinzelt. Das Online-Angebot lässt sich aber per Mausklick in eine Filiale nach Wahl liefern und dort abholen.

Bestes Schallplatten-Angebot bei JPC und Thalia

STEREO hat in Sachen Vielfalt und Auswahl einen kleinen, aber feinen exemplarischen Testwarenkorb ­zusammengestellt, der neben relevanten Werken der aktuellen Popkultur wie „1989“ von Taylor Swift auch Leckerbissen wie Art Blakeys „Moanin’“ enthält. Eine Übersicht über alle überprüften Platten ­sowie deren jeweilige Verfügbarkeit bei den Testkandidaten findet sich auf Seite 22 unten. Zwischenfazit hier: Bei jpc und Thalia sind alle Titel verfügbar, die etwas „kleineren“ Shops zeigten hier zumeist nur wenige Lücken.

Etwas anders sieht es bei Stichproben-Checks zu Sonderformaten und Raritäten aus: Neben leichten 140-Gramm-Pressungen sind die meisten Platten auch als 180-Gramm-Standard- und vereinzelt auch als 200-Gramm-Pressung erhältlich. Die meisten Musikliebhaber sind sich zwar durchaus einig darüber, dass schwerere Pressungen keinen unmittelbaren Einfluss auf den Klang haben – Einzelmeinungen wähnen dahinter sogar lediglich einen „Marketingtrick“ –, aber der wertige haptische Eindruck und die größere Stabilität sind auch unter Kritikern weitgehend unumstritten. Was sich bei den Genre-Sortierungen schon andeutet, setzt sich auch beim Angebot generell fort: Sonderpressungen, Picture- und Color-Discs, insbesondere von Nischenkünstlern, sind demzufolge eher bei kleineren Anbietern wie Finest Vinyl als etwa beim Universal-Anbieter Thalia zu finden. Ganz egal wie schwer die Platte und ob in klassichem schwarz oder knalligem Lila: von eine gründlichen Plattenwäsche profitieren übrigens alle Platten

Testkandidaten
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Von der Plattenhülle bis zum Turntable für DJs – fast alle Kandidaten im Test bieten auch Zubehör für Vinyl-Fans. Und was für Genre- und Angebotsvielfält gilt, setzt sich in dieser Kategorie fast nahtlos fort. Kurz gesagt: Je spezialisierter der Anbieter in Sachen Vinyl, desto ausgefeilter ist auch das Portfolio an weiteren Artikeln dazu. So wird man etwa bei hhv auch dann fündig, wenn man konventionelle DJ-Ausrüstung vom Mixer bis zur Ersatznadel sucht. Bei Thalia ist das Zubehör-Angebot dagegen gleich null.

Bestellung und Versand von Schallplatten bei Online-Händlern

Wer sein analoges Schätzchen gefunden hat, will den Onlinekauf einfach und sicher abschließen und die Platte schnell und unversehrt in den Händen halten. Die digitale Mechanik von der Auslage zum Merkzettel über den Warenkorb zur Kasse gleicht dabei einschlägigen Onlineshops.

Die Infos zu den ­jeweiligen Platten sind natürlich auch ­immer abhängig von den Angaben des ­jeweiligen Labels. Sind sie vollständig, finden sich bei allen Kandidaten neben Cover- und Träger-Abbildungen Beschrei­bungen zum Werk, Angaben zu etwa ­Release und Label, Zusatzinfos sowie Tracklisten und kurze Hörproben – letztere nur nicht bei recordsale.de.

Übliche Zahlmethoden bei allen Kandidaten sind PayPal, Kreditkarte und diverse Online-Überweisungsmöglichkeiten, wie etwa Sofortüberweisung. Die besten Tipps für die Bezahlung mit PayPal hat IMTEST hier gesammelt. Der Kauf selbst klappt bei allen Kandidaten einfach und reibungslos, die Absicherung erfolgt dabei über das jeweilige ­Zahlungsmittel in dem dafür jeweils vor­gegebenen Rahmen.

Die Versandzeiten der Musterbestellung waren bei allen Kandidaten kurz bis sehr kurz: Bis zum Empfang der Versandbestätigung dauerte es zwischen 15 (hhv) und 26 Stunden (Finest ­Vinyl), die Auslieferung erfolgte dann nach  40, beziehungsweise 65 Stunden, die Versandkosten betragen maximal 5,50 Euro (Finest Vinyl).

Wer seine Platten wieder zurückgeben möchte, muss bei recordsale.de die Rücksendekosten selbst tragen, Finest Vinyl und jpc zahlen den Rückversand nur bei Reklamationen, Thalia und hhv übernehmen das Rücksendeporto immer.


Testergebnisse


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