Ausphasen – leicht gemacht

Früher belächelt, ist die richtige Steckerposition in der Steckdose heute als klangentscheidend anerkannt. Wenn man weiß wie's geht ist das auch gar nicht kompliziert und hilft ihnen das Beste aus ihrer Anlage herauszuholen. Tom Frantzen

Das Ausphasen der einzelnen, noch nicht miteinander verkabelten Komponenten ist sehr, sehr wichtig und etwa mit dem Oehlbach Phaser (siehe STEREO-Shop) kein Kunststück. Hintergrund ist der geringere Fluss von Ausgleichsströmen zwischen den Geräten über die Signalkabel, wenn man jeweils das Gehäusepotential auf den niedrigsten Wert (von zwei durch die Lage der Trafowicklungen möglichen) setzt.

Das Problem in Deutschland ist, dass sogar der schutzisolierte Stecker (Schukostecker) wandanschlussseitig so oder so passt, das ist etwa in den USA und der Schweiz, wo der Erdungsstift die Position vorschreibt, anders. Nur bei einem symmetrischen Netz wie etwa in Belgien (115 Volt zwischen jedem Pol und Erde, 230 Volt zwischen den Polen) spielt das Ausphasen eine untergeordnete Rolle.

Vor dem Ausphasen der HiFi-Geräte sollten diese untereinander (noch) nicht mit Kabeln verbunden sein, da dies das Messergebnis verfälscht. Auch zusätzliche Verbindungskabel der Gerätemasse zum Schutzleiter (oder zur Heizung usw.) sind nicht zulässig. Wir wollen ja feinste Potentialunterschiede und Ausgleichsströme ermitteln. Und wenn diese sich über Masseverbindungen (halbwegs) ausgleichen/reduzieren können, geht das nicht. Zunächst muss die Phasenlage der Wandsteckdose und gegebenenfalls auch der Netzleiste markiert werden. Dazu benötigen wir einen Phasenprüfer, also einen speziellen, bis auf die Prüfspitze isolierten Schraubendreher mit Glimmlampe, der – eingesteckt in die Steckdose und mit einem Finger oben an der Kontaktfläche am Griff berührt – aufleuchtet, wenn er sich auf der „heißen“ Seite der Netzphase, sprich: dort, wo der „Außenleiter“ respektive die Phase angeschlossen ist, befindet. Am Neutral- oder Nullleiter reagiert der Phasenprüfer im deutschen Netz in aller Regel nicht oder (etwa im Altbau) zumindest sehr viel schwächer. Jeweils die Seite der Steckdose, an der der Phasenprüfer aufleuchtet, wird markiert (mit Aufkleber oder Stift).

Spannungsfinder

Wenn Sie sich keinen bequemen Phasendetektor wie den Oehlbach Phaser oder den noch etwas zuverlässigeren von MFE leisten wollen, gibt es dennoch einen Trick, wie man die korrekte Netzphase von Komponenten ermitteln kann. Insbesondere für den Heimwerker mit gut sortierter Werkstatt dürfte es nichts Ungewöhnliches sein, einen Leitungsfinder zu besitzen, der vor dem Anbohren von Wänden akustisch und/oder optisch auf spannungführende Leitungen hinweist. So ein Ding kostet beim Discounter vielleicht 15 Euro. Ein reiner Metallfinder (etwa für Wasserleitungen) reicht nicht! Stellen Sie dieses recht einfache Prüfgerät auf „Spannung/Voltage“ ein.

Wenn Sie sich nun dem ans Stromnetz angeschlossenen und vollständig eingeschalteten Prüfling nähern, wird der Spannungsfinder in einem bestimmten Abstand vom Gerät Alarm geben. Ohne die Empfindlichkeit am Spannungsfinder zu verändern, wiederholen Sie den Versuch an derselben Stelle bei umgedrehtem Netzstecker. Die korrekte, messtechnisch wie klanglich bessere Steckerposition mit dem niedrigeren Potential ist die, bei der Sie mit dem Spannungsfinder ohne Alarm etwas näher an den Prüfling herankommen. Eigentlich logisch – und spottbillig, wenn so ein Gerät ohnehin vorhanden oder in der Nachbarschaft/Verwandtschaft ausleihbar ist. Die Zuverlässigkeit dieser „Messung“ ist ab mittleren Potentialunterschieden zwischen beiden Steckerpositionen meist völlig ausreichend. Wiederholen Sie den Test ruhig noch ein- oder zweimal und vergessen Sie nicht, das auszuphasende Gerät wirklich einzuschalten (nicht Standby). Wenn Sie reproduzierbare Ergebnisse bekommen, ist die Netzphase ermittelt, und das nächste HiFi-Gerät kann geprüft werden.

Phasendetektor

Von Oehlbach (rund 50 Euro im STEREO-Shop) und – durchaus etwas professioneller und zuverlässiger ausgeführt – von MFE (ca. 170 Euro) sind Prüfgeräte erhältlich, die das Ausphasen komfortabel erleichtern. Da „kapazitiv“ gemessen wird, soll hier sogar eine Verkabelung der Komponenten nicht stören. Dennoch würden wir diese Fehlerquelle ausschließen und jedes Gerät einzeln „messen“ – das handhaben wir hier genauso. Das Gerät muss eingeschaltet sein, wird dann vom Netz getrennt und der Stecker in den Phasendetektor eingesteckt. Drückt man nun den Prüfknopf, leuchtet bei Geräten mit (dreipoligem) Schutzkontakt die richtige Steckerseite auf.

Geräte mit zweipoliger Kaltgerätebuchse an der Rückseite, Eurostecker oder zweipoligem, schutzleiterlosen Kaltgerätekabel benötigen eine Hilfserde, die für die Dauer der Messung mit dem mitgelieferten Käbelchen zwischen dem Phasendetektor und der Gerätemasse (Cinch-buchse außen oder blanke Schraube) hergestellt wird. Ist das Käbelchen in Position, kann auch hier mittels Knopfdruck die bessere Steckerposition ermittelt werden. Die Gegenprobe ist einfach: Stecker andersherum in den Phasendetektor – und die andere LED sollte aufleuchten.
Schwierigkeiten können naturgemäß bei Geräten auftauchen, die über einen Standby-Modus verfügen und – logischerweise – bei Trennung vom Netz im eingeschalteten Zustand in diesen wechseln. Denn für den Standby-Betrieb ist ein anderer, kleinerer als der Betriebstrafo zuständig, und dieser kann von der Phasenlage durchaus genau andersherum angeklemmt sein. Eine übliche Messung würde dann ein falsches Ergebnis liefern. Dieses Problem ist mit einem Phasendetektor, so komfortabel er auch sein mag, leider nicht zu lösen.

 

Multimeter

Der genaueste, freilich auch aufwendigste und die größten Kenntnisse voraussetzende Weg zur Ermittlung der optimalen (von zwei möglichen) Netzphase führt über das Multimeter, also ein Vielfach-Messgerät. Es muss hochohmig sein und Wechselspannungen (AC) um 200 Volt messen können, diese Einstellung ist dann auch vorzunehmen und die beiden Messstrippen gemäß Anleitung anzuschließen (die schwarze Leitung muss in der Regel in die COM-Buchse, die rote in die AC/V-Buchse). Auf eine Genauigkeit von 1, 3 oder 5 Prozent kommt es nicht an. Auch Analog-Multimeter sind einsetzbar, da sie die Tendenz sicherlich gut anzeigen.

Gemessen wird bei eingeschaltetem und ans Netz angeschlossenem Prüfling die Spannung zwischen Gerätemasse (Cinch-buchse außen, blanke Schraube) und dem Schutzleiter der Steckdose. Hier ist es wichtig, für die Dauer der Messung den – falls vorhanden – Schutzkontakt am Kabel des Prüflings (beidseitig am Schukostecker) mit Isolierband abzukleben. Das können, dürfen und werden wir hier nicht empfehlen, aber nur so ist bei Schutzkontaktgeräten eine sinnvolle Messung möglich.

Wenn Sie den Schutzkontakt abkleben, tun Sie dies auf eigene Gefahr! Bekanntlich rettet der Schutzkontakt im Falle eines (bislang unerkannten) Gerätedefekts Ihr Leben. Holen Sie sich vorsichtshalber einen zweiten, unbedingt fachkundigen Mann dazu. Fragen Sie im Zweifelsfall lieber Ihren Elektriker!

Messen Sie bei beiden Steckerpositionen, die richtige ist die mit dem geringeren Spannungs-/Potentialwert. Und entfernen Sie nach der Messung das Klebeband wieder! Und überprüfen Sie das Ergebnis mit den Ohren ...

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