Wenn also Brooks & Dunn zu den schiebenden Rockriffs von „Honky Tonk Woman“ knödeln, wenn die Brothers Osborne „It’s Only Rock 'n' Roll“ Richtung Soul schubsen, dabei so cool wie Ike & Tina Turner klingen und wenn Eric Church bei dem psychedelisch stampfenden „Gimme Shelter“ an die Temptations erinnert, dann ist der Country allenfalls in Spurenelementen vorhanden. Dem C&W-Genre noch am nächsten steht das von Maren Morris dargebotene „Dead Flowers“, aber auch diese Version bewegt sich nah am Original.
Zu den bekanntesten Interpreten zählen sicherlich Steve Earle, der die Ballade „Angie“ noch tragischer als im Original zelebriert, und der im Soul und Rock beheimatete Marcus King: Er schiebt die Nummer „Can’t You Hear Me Knocking“ durch seine großartigen Vocals unermüdlich an.
Eigentlich sind alle 14 Darbietungen durchweg hörenswert – allein schon, weil die Songs selbst mittlerweile natürlich zum Allgemeingut der Musikgeschichte zählen, aber auch, weil alle Beteiligten kraftvoll rocken. Dennoch scheint der Respekt vor den Originalen so groß zu sein, dass sich niemand traut, seinen Beitrag in einen wirklich anderen musikalischen Kontext zu setzen. Genau das wäre aber mitunter spannend gewesen und ja eigentlich auch der Sinn solcher Tribute-Projekte.
Peter Bickel