Im Rampenlicht konnte man die Sängerin seit ihrem Debüt in den letzten 20 Jahren mit etwas Glück im Vorprogramm von Marianne Faithfull, Coldplay und Bob Dylan, selten auf Festivals, meist nur in winzigen Clubs bei Tourneen erleben. Ihre Studien an einer kleinen Universität in Norwich zum Werk einer 1992 gestorbenen, prominenten britischen Schriftstellerin inspirierten sie zu dem 2021 erschienenen Album „Invisible Music – Folk Songs That Influenced Angela Carter“, eine klanglich absolut außerordentliche Sammlung gruseliger Mörderballaden und berühmter Traditionals.
„When Violent Hot Pitch Words Hurt“ als komplementäres Album zu ihrem letzten Songzyklus „The Pivot On Which The World Turns“ ist der rare und bizarre Fall, dass jemand nicht mal ein Jahr später dieselben Songs noch mal einspielte: diesmal pur akustisch, die Setlist in anderem Sequencing, „unplugged“ live-haftig musiziert! Die Songs sind stärker als traditionelle Folk-Music arrangiert, „Sullen Volcano“ diesmal nicht solo am Piano gespielt, sondern der frühe Entwurf des Textes als Gedicht vorgetragen, minimal nur von Streichern begleitet! Diesmal auf den bei der letzten Produktion öfter sehr stimmungsvoll begleitenden Kontrabass komplett zu verzichten, kann man bedauern. So extrem „close-miked“ wie hier wurde im Übrigen selten eine Sängerin bei einer Folkproduktion aufgenommen.
Franz Schöler