Das Leugnen wissenschaftlicher Tatsachen hat bei Eric Clapton allerdings nicht dazu geführt, dass er auch die Lust am Musizieren verloren hätte: Weil 2021 die traditionelle Serie von Royal-Albert-Hall-Konzerten ausfallen musste, befand Clapton, dass er den Fans ersatzweise ein besonderes musikalisches Erlebnis bieten solle. Zu Sessions in einem feudalen Landhaus in West Sussex lud er drei mit seinem Repertoire bestens vertraute Musiker ein, und eine professionelle Crew filmte die von Russ Titelman produzierten Aufnahmen in aktueller HD-Qualität.
Neben der Auswahl an Bluesklassikern (Big Bill Broonzy, Bessie Smith, Muddy Waters, das wohl unvermeidbare „Rock Me Baby“) und Evergreens seines Repertoires spielte er mit Nathan East (b), Chris Stainton (keys) und Steve Gadd (dr) auch eine Handvoll weniger geläufiger Kompositionen der Solo-LPs, und das mit diesen Profis absolut souverän bis altmeisterlich sowie auch mal sehr entspannt – weil er nichts mehr beweisen mochte und musste. Emotional berührendster Moment ist, einiges mehr noch als „River of Tears“, die Deutung von „Man Of The World“, die zweite Hommage des Albums an den Gitarristenkollegen Peter Green.
Franz Schöler