Bruce Springsteen Konzert in Düsseldorf (Credit: Michael Lang)
Bruce Springsteen Konzert in Düsseldorf (Credit: Michael Lang)

Konzertbericht

Bruce Springsteen & The E-Street Band in Düsseldorf

Kein Konzert – ein Erlebnis: Die Kraft der Rockmusik wurde von Bruce Springsteen und der E-Street Band eindrucksvoll unter Beweis gestellt

Zwei Dinge vorneweg: dieser Konzertbericht ist sehr subjektiv, denn der Verfasser ist seit Jahrzehnten bekennender Springsteen Fan, und er steht immer noch unter dem Eindruck des gestern Abend erlebten.

Mehr als 40.000 Menschen in einem Fußballstadion - eigentlich schon seit Jahren überhaupt nicht mehr mein Ding. Weder stehe ich auf unfreiwilligen Körperkontakt, noch begeistert mich der Stadionsound. Von den Preisen im dreistelligen Euro-Bereich ganz zu schweigen. Ja ich habe ganz normal eine Einrittskarte gekauft, und kein Presseticket erschnorrt oder erschlichen.

Für den überall und von jedem ehrfurchtsvoll "Boss" genannten, mittlerweile 73-jährigen amerikanischen Ausnahmekünstler werfe ich meine Bedenken über Bord und stürze mich ins Getümmel – FOS2 steht auf der Karte, also Innenraum, 2. Abschnitt von der Bühne aus gesehen.

Kurz vor 19 Uhr geht es los, und die angestaute Aufregung findet in begeistertem Applaus für die mit Bläsern und Background-Chor verstärkte E-Street-Band ihr erstes Ventil.

Die folgenden 45 Minuten vergehen, nach anfänglichen kleineren Tonproblemen, mit ehrlicher, handgemachter Rockmusik und einer Energie, die ansteckend ist und zu einer Wechselwirkung zwischen Band und Publikum führt. Ansagen, Geschichten, wie sie Springsteen oft auf Konzerten vorträgt, sind bis zu diesem Zeitpunkt Fehlanzeige. Hier spricht nur die Musik.

Dann eine erste Atempause, einige ruhigere Stücke, darunter "Last Man Standing" , mit auf der Leinwand eingeblendetem deutschen Text, und "The River", sorgen für Ruhe und konzentriertes Zuhören und eine kurze Unterbrechung der Partystimmung. Mancher Besucher hätte sich nun vielleicht eine kleine Pause gegönnt – doch die gibt es bei den Konzerten von Mr. Springsteen traditionell nicht.

Gleich nach dem kurzen Durchatmen bei den ruhigeren Songs steigt das Publikum wieder ein, singt mit, feiert eine riesige Party und ist fasziniert von der ungebrochen starken, kraftvollen Stimme Springsteens und seiner scheinbar unerschöpflichen Energiereserven.

Die Band, angetrieben vom unermüdlichen Max Weinberg am Schlagzeug und mit Nils Lofgren und Steve van Zandt an den Gitarren kaum zu toppen, ist perfekt aufeinander eingespielt, greift nahtlos ineinander, und wenn Jack Clemons, der Neffe des unvergessenen Clarence Clemons, dem Saxofon Töne entlockt, die denen seines Onkels sehr nahe kommen, jubelt die Menge frenetisch.

Ein kluger Schachzug ist die Bläsersektion, die manchem Titel neuen Schwung verleiht und den Sound der Band, gerade auch im Zusammenspiel mit dem Background-Chor, noch kraftvoller, energetischer, geschlossener wirken lässt.

Und auch, als zweieinhalb Stunden vorüber sind, zeigt der ältere Herr auf der Bühne keinerlei Ermüdungserscheinungen, erlaubt sich kleine Späße mit dem Publikum, verschenkt eine seiner Mundharmonikas, wenn ich das richtig beobachtet habe, und hat einen riesigen Spaß daran, mit dieser Band und diesem Publikum den Abend zu einem ganz Besonderen, zu einem Unvergesslichen zu machen.

Nach ziemlich genau drei Stunden ist ein Abend, an dem es anders als zuletzt bei Beyoncé keine Champagnerbar-Plätze für rund 2600 Euro pro Karte zu kaufen gab, zuende, ganz ohne akrobatische Einlagen oder bombastische Lightshow, wie sie heutzutage gerne bei Konzerten geboten werden.

Aber wenn mich mein Gefühl nicht täuscht, hat das auch niemand unter den Gästen an diesem Abend vermisst.

Hier ging es um Musik, um die Kraft und das Gemeinschaftsgefühl, um die Ausgelassenheit und die Betroffenheit, die ganze Bandbreite an Emotionen, die wirklich gute, ehrliche Musik erzeugen kann.

Ob es der letzte Besuch von Bruce Springsteen im Rahmen einer Tournee in Europa war? War weiß das schon? Er hat jedenfalls mal gesagt, dass er niemals eine Abschiedstournee ankündigen wird. Auch das gehört zur Gradlinigkeit und Authentizität des "Boss"!

Michael Lang

Bruce Springsteen begeistert in Düsseldorf

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