Mit dieser eingespielten Formation ging der Engländer 2018 auf Tournee, und weil an deren Ende alles so schön im Fluss war, wurden anschließend im Juli unmittelbar Studiotermine in Boise, Idaho gebucht. Dort entstand also dann bestens aufgewärmt die fabelhafte Numero 20 in der laufenden Albumzählung. Die ist von den klar aufeinander abgestimmten Liedern bis zum straffen Sound von Co-Produzent Pat Dillett (David Byrne) aus einem Guss.
Die rastlose Vorstellungskraft von David Ian „Joe“ Jackson hat ihn im Lauf seiner vier Dekaden umspannenden Künstlerbiografie in unterschiedlichste Terrains von New Wave über Reggae, Dance, Jazz und Salsa bis zur Neuen E- Musik geführt. Auf „Fool“ nun kehrt er in großartigen Titeln wie „Alchemy“ und „32 Kisses“ jedoch zum klavierbasierten Poprock mit Einsickerungen aus seiner Klassikausbildung zurück. Vieles erinnert deswegen klanglich an die Karriereanfänge auf dem Debütwerk „Look Sharp!“ (1979). Dazu singt der 64-Jährige diesmal von Angst („Big Black Cloud“) und Entfremdung („Fabulously Absolute“), von der allgemeinen Ratlosigkeit („Strangeland“) und gnadenlos fordernden Hektik („Dave“) unserer Zeit.
Geschrieben hat Jackson das fantastische Material an seinem neuen Wohnort Berlin. Die Stadt hat vor ihm ja auch schon andere große Songwriter (David Bowie, Rufus Wainwright, Depeche Mode, U2 uvm.) zu tollen Ideen inspiriert.
Harald Kepler