An den Songtexten von „Mercury – Act 1“ lässt sich ablesen, dass Reynolds allmählich erwachsen wird. Er stellt sich unerschrocken seinen Problemen und thematisiert sie in eindringlichen Sprachbildern. So gibt der Musiker aus Las Vegas in „My Life“ seine Neigung zu psychischen Erkrankungen preis. In „They Don’t Know You Like I Do“ richtet er voller Trauer in seiner Stimme Abschiedsworte an einen verstorbenen Freund, und in „Follow“ berichtet er davon, wie er nach sieben Monaten Funkstille kurz vor der Scheidung wieder mit seiner Frau zusammenfand.
Produzentenlegende Rick Rubin (Beastie Boys, Run-DMC, Slayer u. v. m.) stachelte Reynolds in seinem Studio „Shangri-La“ in Malibu an, dem neuen Songmaterial dorthin zu folgen, wo es ihn hinführe. Es riecht folgerichtig allerorten nach Entdeckerlust sowie Neugier auf Unbekanntes. Zusammen mit den Bandkollegen landete der Frontmann bei einer Stilmischung, die noch abwechslungsreicher tönt als all ihre bisherigen Langrillen. Die Bandbreite reicht diesmal von Stadionrock-Hymnen voller Pathos („My Life“) und Poppigem mit Massen-Appeal („Wrecked“) über Mitmach-Funkrock („Lonely“) bis hin zur Punk-Aggression samt Krachgitarre („Dull Knives“).
Harald Kepler