Gerry Rafferty | Rest In Blue

Der irische Dichter Brendan Behan zählte nicht zu seinen Idolen – Gerry Rafferty hat sich allerdings genauso konsequent und unbeirrt zu Tode gesoffen wie dieser. In „Steamboat Row“ sang der Folkie aus Glasgow schon in seinen Humblebums-Anfängen – stolz auf den Vater – ahnungsvoll den eigenen Tod vorwegnehmend: „But when he took to drinkin’ we knew that he was thinkin’/That his days were quickly coming to an end.“

Das letzte, zwölf Monate vor seinem Tod veröffentlichte Album trug den Titel „Life Goes On“. Der war typisch für den großen Melancholiker, der Jahrzehnte zuvor mit „Can I Have My Money Back?“ ein Meisterwerk vorlegte und die Plattenindustrie überhaupt zeitlebens verachtete.

Billy Connolly, sein Partner in Humblebums-Zeiten, staunte nicht schlecht, als ihm Raffertys Tochter Martha vor einigen Monaten die auf „Rest In Blue“ nachgereichten Aufnahmen vorspielte, an denen ihr Vater während der letzten Jahre seines Lebens gearbeitet hatte. Mit der Behauptung „I’ve never heard Gerry sing so well” hat der vollkommen recht. Das Trinkerbekenntnis „Still In Denial“ singt er so umwerfend wie einmal noch „Stuck In The Middle With You“, den Hit aus Stealers-Wheel-Jahren.

Folk-Evergreens wie etwa „Dirty Old Town“ trägt Rafferty so ergreifend vor wie die Richard- und-Linda-Thompson-Ballade „It’s Just The Motion“. Für jemanden, den man sich problemlos in der Titelrolle von Molières „Le Misanthrope ou l’Atrabilaire amoureux“ als Menschenfeind vorstellen konnte, singt er übrigens erstaunlich viele Liebeslieder. Aus dem hinreißend arrangierten und musizierten „Wild Mountain Thyme“ machte Rafferty ein spätes Bekenntnis zum Leben.

Franz Schöler

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Gerry Rafferty Rest In Blue

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