Soll uns recht sein, so lange das Ergebnis so frisch, kraftvoll und pointiert klingt hier. Was sofort an diesem Album fasziniert, ist die abgeklärte Lässigkeit, mit der das Quintett und sein Frontmann unbeeindruckt ihre ganz eigene Vision von Country-Rock durchziehen. Da gibt es Lagerfeuer-Herzschmerz ebenso wie staubige Road-Songs, prächtige Chorstimmen neben rockigem Rabaukentum. So könnte etwa das sehnsüchtige „Perennial Bloom (Back To You)“ auch von einem der lauteren Ryan-Adams-Alben stammen, während bei „Leave ’em Behind“ Neil Youngs Einfluss hervortritt – dem Nelson und seine Truppe ja hin und wieder als Backing-Band dienen. Und bei der im Zeitlupentempo schlurfenden Schlussnummer „Smile“ zeigen sich Empfindsankeit und das große Können der Band, diesen Song mit so viel Eleganz und Understatement hinzutupfen. Mit Dave Cobb wurde zudem ein kompetenter Produzent gefunden, der schon mit Jason Isbell oder Brandi Carlisle arbeitete – beides bekanntlich Charakterköpfe mit eigener Handschrift. Er hat das Album in Nashville auf Achtspurband aufgenommen, um Nelsons authentisches Songwiriting mit analoger Wärme zu unterstützen.
Peter Bickel