Auf dem wunderbaren vierten Album für das Verve-Label kann der 34-jährige Spross einer Musikerfamilie seine stilistische Bandbreite jetzt endlich am Stück demonstrieren: Er beherrscht souverän alles von Motown-Soul („Show Me The Way“) über Pianojazz („Movement 11‘“) bis zu Rap („Whatchutalkinbout“). Im bläserverstärkten R 'n' B-Titel „Tell The Truth“ macht uns der Absolvent der renommierten Juilliard School den James Brown. Die Selbstermächtigungshymne „Freedom“ überrascht derweil mit einem poppigen Falsettgesang à la Prince, und das Titellied schließlich ist eine „weltliche Gospelnummer“, in der die Blaskapelle aus Batistes früherer Highschool für mächtig Drive sorgt. Vielseitiger geht’s kaum noch.
„We Are“ entstand inmitten der „Black Lives Matter“-Bewegung. So erstaunt es auch nicht, dass die Songtexte großteils vom immer noch nicht besiegten Rassismus in den USA handeln. Zusammen mit Gästen wie Trombone Shorty, PJ Morton von Maroon 5, Schriftstellerin Zadie Smith und der Hot 8 Brass Band thematisiert Batiste die Enttäuschung der afro-amerikanischen Bevölkerung und deren Sehnsucht nach Gleichberechtigung. Auch in dieser Hinsicht ist „We Are“ ein ganz großer Wurf!
Harald Kepler