Natürlich wird das Ganze mit großem Besteck serviert: opulente Bläser- bzw. Streicherbegleitung, Backing-Chor sowie eine gewohnt routiniert agierende Band. Bei diesem Herzensprojekt wollte sich Springsteen nach eigenen Angaben einmal ganz auf das Singen konzentrieren und sich durch nichts davon ablenken lassen. Erfreulicherweise hat er dabei seine unverwechselbar kratzige Stimme nicht überstrapaziert, was er ja gelegentlich schon mal tat. Daher ist „Only The Strong Survive“ ein eher zuckersüßes Popalbum mit tiefer Verneigung geworden, dem aber leider auch die Aussage etwas fehlt.
Hier und da wirkt die Stimme des „Boss“ auch ein bisschen wie ein Fremdkörper (im Mix), an anderen Stellen überrascht sie hingegen mit wohldosierter Kraft. Trotz der „Schwächen“ ist es mehr als eine Randnotiz, wenn sich ein Künstler dieses Formats mit diesem Eifer an diesen Songs, seinen persönlichen Einflüssen, abarbeitet. Auf der anderen Seite zeigt’s aber auch deutlich, welche Leistung die Musiker seinerzeit vollbracht haben, die Songs dahin zu hieven, wo sie heute sind. Eine solche Stimmung ist eben auch mit Mitteln der „Geschäftsführung“ offenkundig nicht ganz so leicht zu erschaffen.
Ingo Baron