In Lewis’ Kopf könnte eine leise Ahnung mitschwingen vom Ende des Sommers, auch Gedanken über Vergänglichkeit und den Kreislauf des Lebens.
In diesem Sinne hat die Singer-Songwriterin, die man sonst als Schlagwerkerin der News-Orleans-Jazzband Tuba Skinny kennt, ein höchst traditionelles Folkalbum geschaffen, das geprägt ist von der Liebe zum Land und zu ihren Mitmenschen – aber eben auch von Trauer, die unvermeidlich zur Liebe dazugehört. In ihren luftiginszenierten Americana- und Countrysongs dürfen neben Streichern auch Pedal-Steel-Gitarren herzhaft wimmern und Banjos pluckern.
Vom gelackten Sound einer Alison Krauss oder LeAnn Rimes unterscheidet sie eine herzerwärmende Kantigkeit, die sich zum Beispiel in ihrem Gesang äußert, wenn er mitunter minimal neben dem korrekten Ton liegt – ganz so, wie auf dem Coverfoto eben allerlei wild gewachsenes „Unkraut“ auf dem Feld sprießt. Bei dem bluesrockigen „Unsatisfied“ macht sich gar eine gewisse Indie-Schnoddrigkeit breit.
Die Roots-Folk-Linie von Erika Lewis’ Solodebüt „Waiting For The Stars“ von 2016 setzt der Nachfolger konsequent fort, zeigt sich jedoch vielschichtiger instrumentiert und vor allem klangtechnisch auf einem deutlich besseren Niveau. Bei diesem gedankenvollen „Spaziergang um die Sonne“ laufen wir also gern mit.
Peter Bickel
