Das mit dem „obszön“ nimmt niemand ernst, der seine mehr als zwei Dutzend Langspielplatten seither kennt. Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung mischen sich in den neuen Songs wider wie in der gleichnamigen Komödie von Christian Dietrich Grabbe. Einmal mehr stellt sich die Frage, ob er dessen Nihilismus teilt oder sich hinter der Fassade ein Humanist (und manchmal auch sentimentaler Hund) verbirgt.
Sentimental bekennt Wainwright im Titelsong, als größte Errungenschaft betrachte er, die Liebe seiner Angebeteten „gewonnen“ zu haben. In „One Wish“ listet er a capella alle Wünsche auf, die man im Leben frei haben sollte. In „Fam Vac“ mag er sich nicht verkneifen, zur Unterstützung seiner These Sartres „Geschlossene Gesellschaft“ mit dem Satz „Die Hölle, das sind die anderen“ zu zitieren – ganz konträr zur Utopie „Island“, die er als das Hohelied auf die Familie vorträgt.
Ziemlich frivol reimt er in „I Been“ das Geständnis „I’m fussin’ and frettin’“ mit dem Bekenntnis „I’m underpants wettin’“. Völlig ironiefrei sinniert er in „How Old Is 75?“ auch darüber, dass man mit Gott keine Verträge abschließen kann, sich danach in „Fun & Free“ in der Illusion wiegend, er mähe seinen Rasen noch genauso wie mit 14 Jahren. Betörendstes Stück überhaupt ist das Liebeslied „It Takes 2“ mit seinem hinreißend begleitenden Akkordeon.
Franz Schöler