Sie ist nicht nur eines der überragenden, endlich entdeckten Sangestalente der letzten Jahre. Wer sich von ihrer nicht minder großen Begabung als Songwriterin überzeugen möchte, greife zum Album „Honest Life“ oder auch zum 2013 veröffentlichten und inzwischen wieder verfügbaren Werk „On My Page“, das bereits umwerfend gute Songs enthielt, darunter auch einige über „heartbreak and desire“.
Neben ihrem Faible für Soul (und viel Little Feat neuerdings) scheint sie ihre Liebe zu Gospel Music entdeckt zu haben, jedenfalls dem opulent produzierten Titelsong gleich zu Beginn nach zu urteilen. Auch die Präsenz von Gospelsängerin C. C. White bei vielen anderen Stücken spricht dafür.
Die beiden bei Courtney Marie Andrews anscheinend obligatorischen Lieder über unverbrüchliche Liebe sind hier „Took You Up“ und „I’ve Hurt Worse“, in jedem Vers und im Vortrag so glaubwürdig wie die Ballade „Lift The Lonely From My Heart“. Letztere befolgt gewissenhaft alle Regeln aus dem Dolly-Parton-Lehrbuch für unwiderstehliche Country-Heuler. Zum Thema „American dream dying“ liefert Courtney Marie Andrews mit „Two Cold Nights In Buffalo“ einen denkwürdigen Fragenkatalog.
Wie überall hat der renommierte Produzent Mark Howard ihre Stimme auch beim Gospel-Finale „Long Road Back To You“ glockenhell ins Zentrum gemischt. Deren Qualitäten wollte er durch nichts eingetrübt oder verdeckt wissen.
Franz Schöler