Ry Cooder | THE PRODIGAL SON

Anders als bei seinem „Election Special“ vor knapp sechs Jahren kommentiert Ry Cooder nicht mehr die Gemütslage der Nation. Rigoroser in ihrer Zeitlosigkeit klingen nun die Stücke des neuen Albums: Ermahnungen, Erzählungen von menschlicher Schwäche und Sünde, von Reue, Vergebung und der Hoffnung auf Erlösung.

Acht der elf Songs sind Coverversio­nen bekannter und obskurer Spirituals wie dem Titelsong der Heavenly Gospel Singers oder „Straight Street“ von den Pilgrim Travelers, geschrieben von Jesse Whitaker (der Bariton war ein großes Idol für den jungen Ray Charles). 

Mehrere Stücke lieferten Komponisten, die Cooder schon zu Aufnahmen seiner ersten LPs inspirierten, etwa Alfred Reed, für dessen „You Must Unload“ – eine  eindrückliche Predigt an die Adresse selbstgerechter, schnöden Mammon und Macht vergötzender Christen – er eines der wunderbarsten Arrangements hier fand. „Harbor Of Love“ von den Stanley Brothers beschwört den Morgen des Jüngsten Gerichts. Hinreißend instrumentiert wie so viele seiner frühen Aufnahmen ist „I’ll Be Rested“ von den Graves-Brüdern aus Mississippi (die besser bekannt sind für „I Shall Not Be Moved“). 

Sehr optimistisch singt und klingt der Gospelchor bei „In His Care“ des für die „Negro Folk Symphony“ von 1934 und den Evergreen „Swing Low“ berühmten William L. Dawson. Atmosphärisch fesselnd „inszeniert“ (endlose Finesse auf der akustischen Slide bei „Nobody’s Fault But Mine“) sind die beiden Blind-Willie-Johnson-Kompositio­nen. Mit dem Bekenntnis seiner Woody-Guthrie-Hommage („Guess I like sinners better than fascists“) ist das der unverblümt politischste Song das Albums, seine Bewunderung für eben jenen Singer/Songwriter in „Jesus and Woody“ ist grenzenlos.

Franz Schöler

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Ry Cooder

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