Zwei Mal eine Quartettbesetzung mit Saxophon, Klavier bzw. Keyboard, Bass und Schlagzeug – da gab es Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede. Das Jan Prax Quartett aus Baden-Württemberg, das letztes Jahr im „Future Sounds“-Wettbewerb der Leverkusener Jazztage Publikum wie Jury überzeugte, zeigte ein weites Spektrum von eher traditionellem, melodischem Spiel bis hin zu freien, teils atonal-grellen Klängen. Höhepunkt war der John Coltrane zitierende Schlusspunkt, bei dem etwas von der Spiritualität dieser Legende aufzublitzen schien.
Höhepunkt des Abends war aber ganz klar das Quartett von Bob James (Klavier), David Sanborn (Saxophon), Scott Colley (Bass) Steve Gadd (Drums), von denen fast jeder weit über den Jazz hinaus für Furore gesorgt hat. So stammt bekanntlich das markante Schlagzeugintro von Paul Simons Hit „50 Ways To Leave Your Lover“ von Steve Gadd. An diesem Abend waren die vier jedoch traditioneller orientiert, vor allem sollte dem legendären Quartett des 2012 gestorbenen Dave Brubeck eine Referenz erwiesen werden. Weniger mit Covern, stattdessen mit Eigenkompositionen, die ähnliche Qualitäten aufweisen mit reizvollen melodischen Themen, die nie ins Oberflächlich-Seichte abdriften, sondern auf höchstem Niveau unterhalten. 27 Jahre nach ihrer letzten Zusammenarbeit gaben Bob James und David Sanborn den Ton an, ohne sich selbstdarstellerisch in den Vordergrund zu drängen. Vielmehr beeindruckte, wie sich hier vier Könner gegenseitig Raum für musikalischen Atem ließen, ihren Mitmusikern zuhörten, sich mal zurücknahmen und dann wieder Spannungsbögen fortführten
Einen Gegenentwurf dazu lieferte mit Cindy Blackman Santana der Act dazwischen, denn die Schlagzeugerin dominierte ihre Band musikalisch, akustisch und optisch. Die Musikern, die als langjährige Schlagzeugerin von Lenny Kravitz bekannt wurde und 2010 Carlos Santana heiratete, beeindruckte durch ihr druckvoll-virtuoses Spiel, mit dem sie ihre Mitmusiker an Keyboard, Bass und Gitarre weitgehend dominierte.
Andreas Kunz
