Allmählich muss man sich Sorgen um die Zukunft der Musik-Majors machen: Studioproduktion und Tonträgerfertigung haben sie längst outgesourct, und nun laufen ihnen auch noch die Musiker davon, vor allem die großen Orchester. Das London Symphony Orchestra hatte schon vor Jahren sein eigenes Label gegründet, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks veröffentlicht auf dem Eigen-Label „BR-Klassik“ – und jetzt auch noch die Berliner Philharmoniker. Seit Menschengedenken waren sie mit der Deutschen Grammophon verbandelt, und noch im vergangen Herbst schwärmte DGG-Präsident Mark Wilkinson anlässlich der 50-CD-Edition mit Aufnahmen der Berliner aus hundert Jahren „Wir feiern die am längsten bestehende Partnerschaft in der Geschichte der Tonaufnahmen“. Jetzt haben die Berliner Philharmoniker ihr eigenes Label gegründet: die „Berliner Philharmoniker Recordings“. Darauf wollen sie künftig „ausgewählte Interpretationen“ veröffentlichen. „Wir haben nun die Möglichkeit, autonom die Wahl unseres Repertoires, die Produktausstattung und Vermarktung zu gestalten“, begründet Olaf Maninger, Medienvorstand der Berliner Philharmoniker, den Schritt. Den Anfang macht eine Edition mit sämtlichen Schumann-Sinfonien unter der Leitung von Sir Simon Rattle. Die in Leinen gebundene Hardcover-Edition enthält den Schumann-Zyklus in drei verschiedenen Formaten: auf zwei CDs, auf einer Blu-ray Disc als Audio-only mit 96 kHz/24 Bit und als HD-Video sowie als Download-Code für eine Version mit 192 kHz/24 Bit. Sie erscheint am 23. Mai 2014 und kostet rund 50 Euro. Am 22. August folgt eine limitierte Vinyl-Edition. Erhältlich sind die Veröffentlichungen von Berliner Philharmoniker Recordings in den Online-Shops der Berliner Philharmoniker sowie bei ausgewählten Fachhändlern. Ganz zerschnitten sind die Bande zu den Majors aber noch nicht, sagte Maninger vor Journalisten in Berlin: Bei Auftritten mit Exklusivkünstlern von Plattenfirmen wolle man auch künftig mit den Majors zusammenarbeiten.
