Samsung Music Frame an der Wand

Test: Smartspeaker

Samsung Music Frame im Test: wie klingt der Bilderrahmen-Speaker?

Mit der Vorstellung eines Bilderrahmens mit eingebauten Lautsprechern sorgte Samsung auf der CES 2024 für Aufsehen – was der Smartspeaker wirklich kann, klärt unser Test.

| Julian Holländer


Der Design-Trend „unsichtbare Lautsprecher“ ist nichts neues – seien es nun Einbaulautsprecher, wie sie viele große Hersteller anbieten, Boxen die mehr nach Design als nach Musikwiedergabe aussehen, oder auch der Trend zu kompakten Geräten wie Smartspeakern oder Soundbars, die im Vergleich zu ausgewachesenen Lautsprechern und Verstärkern wenig Platz beanspruchen. Oder aber die Verbindung von Lautsprechern mit anderen (Alltags-)Geräten, etwa Lampen mit eingebauten Lautsprechern – wieso dann nicht auch Bilderrahmen, dachte sich nun Samsung scheinbar und präsentierte auf der CES 2024 den „Music Frame“. Wobei das ebenfalls kein komplett neuer Gedanke ist, ein Gerät mit ähnlichem Konzept gibt es von Ikea und Sonos mit dem „Symfonisk“-Bilderrahmen-Speaker.

Der Music Frame (kompletter Name Music Frame HW-LS60D) erscheint in Anlehnung an die schon seit einiger Zeit beim koreanische Konzern erhältliche „The Frame“-Reihe von Fernsehern – wobei die Ähnlichkeiten mehr im Grundgedanken als in der Ausführung liegen. Die Frame-TVs sind im Prinzip normale Fernseher im Look eines Bilderrahmens, und aktivieren ausgeschaltet den „Art Mode“ – in dem dann Kunstwerke angezeigt werden können. Der Music Frame hingegen ist ein echter Bilderrahmen, in den passende Bilder eingesetzt werden können. Nur ist er eben gleichzeitig auch ein Smartspeaker, der Musik etwa von WLAN oder Bluetooth wiedergeben kann, und wir testen ihn als solchen.

Ganz unsichtbar wird das „versteckte“ Können des Rahmens natürlich nur selten werden, da er immer noch ein Stromkabel benötigt, auch wenn er an der Wand hängt. Wen das aber nicht stört, der bekommt mit dem Music Frame einen Lautsprecher, der in seiner „Unauffälligkeit“ vermutlich nur von In-Wall-Lautsprechern übertroffen wird. Und gleichzeitig kann er auch ein Kunstwerk oder persönliches Foto präsentieren – mehr dazu später, aber einen Bilderrahmen an sich müssen wir vermutlich nicht weiter erklären.

Ist der Bilderrahmen ein Smartspeaker, eine Soundbar, oder etwas eigenes?

Im Herzen ist der Music Frame aber immer noch ein Smartspeaker, also ein relativ kompakter All-In-One-Lautsprecher mit eingebautem Streaming und Sprachsteuerung. Für letztere setzt Samsung auf Amazon Alexa, die nach ein paar Schritten aktiviert und integriert ist. Damit lässt sich der Frame auch gut per Sprache steuern, sowie in Smart-Home-Umgebungen integrieren – hier offeriert Samsung ein Komplettpaket, da der Bilderrahmen-Speaker sowohl in Google Home, Apple Home als auch Amazon Alexa integriert werden kann, sowie natürlich dem Samsung-eigenem Smart Things. Per separatem USB-Dongle kann der Music Frame sogar als Hub für das Samsung-Smart-Home-System dienen.

Nicht nur beim Smart Home setzt Samsung viel auf die Verbindung zu anderen Samsung-Produkten, sondern auch bei ein paar besonderen Features. Aktuelle Samsung-Handys etwa können per „Tap Sound“ Musik nur durch Antippen des Frames zu diesem synchronisieren. Auch kann ein Frame per „Q-Symphony“ kabellos Musik oder TV-Ton von einem aktuellen Samsung-TV oder Samsung-Soundbar abspielen, bzw. mit diesem zusammen Klänge wiedergeben. So empfiehlt Samsung ihn etwa als zusätzlichen Rücklautsprecher für einen Fernseher, oder für Extra-Bass für den Q-Symphony-TV.

Der Music Frame weist generell viele Ähnlichkeiten zu einer Soundbar auf, wie etwa die Kompatibilität zu den 3D-Audio-Formaten Dolby Atmos und DTS:X. Diese können kabellos von einem Fernseher auf das Gerät übertragen werden, jedenfalls solange der TV wiederum ein kompatibles Gerät von Samsung ist. Da der einzige kabelgebundene Eingang ein optischer ist, kann etwa Dolby Atmos nur so auf den Frame gespielt werden.

Wie kommt Musik in den Music Frame?

Aber genug der Exklusivität, natürlich braucht es keinen kompletten Samsung-Fuhrpark, um Töne aus dem Music Frame herauszubekommen. Mit Bluetooth, Airplay und Chromecast können Smartphones, Tablets oder Computer Signale von so ziemlich allen Streamingdiensten an das Gerät senden, und Musik von Spotify oder Tidal kann direkt über deren eigene „Connect“-Protokolle laufen. Die Samsung-App „SmartThings“ ist zwar eine mächtige Anwendung für Smart-Home-Systeme von Samsung, aber Musikstreaming über die App direkt ist nicht möglich. Mit der Verbindung zu der Amazon Alexa-App können aber die darin integrierten Dienste auf dem Frame abgespielt werden, wie etwa Amazon Music.

Zurück zur Optik: Welche Bilder passen in den Samsung Music Frame?

Hat man einmal den Dreh raus, ist das Öffnen des Music Frame nicht allzu kompliziert, womit auch das Tauschen von Bildern in knapp einer Minute erledigt ist – das Bilder-Panel besteht aus einem Rahmen, auf dem eine Kunststoff-Scheibe sitzt, welchen man auf der Rückseite öffnet. Das Bild in der Mitte des Passpartouts kann beliebig gegen andere Bilder ausgetauscht werden. Das gewünschte Motiv sollte dann die Maße 20,3 x 20,3cm haben, plus etwas weißem Rand, damit es in die vorgesehene Vertiefung passt –  die mitgelieferte Darstellung eines Plattenspielers kann als Schablone dienen.

Bilder-Nachschub gibt es zudem laut der Samsung-Website aktuell über den Onlineshop „Marpple“, in dem sich komplett selbst gestaltete Panels bestellen lassen. Mit der Möglichkeit, eigene Bilder hochzuladen sowie Text einzufügen, steht der Personalisierung eines Frames nichts mehr im Wege – abgesehen davon, dass der Onlineshop in Korea sitzt, und der Preis aktuell pro Panel 46$ beträgt, zuzüglich Versand und Import. Somit ist das einfache Tauschen des Bildes wohl die bessere und zumindest aktuell vorgesehene Option der Personalisierung.

Nicht unbedingt vorgesehen: Schallplatten in dem Samsung-Rahmen

Die Innenmaße des Panels entsprechen zudem mit 33cm x 33cm grob den Maßen eines klassischen Vinyl-Album-Covers. Theoretisch ließe sich also ein Vinyl-Cover gegen das Panel austauschen, nur das Festmachen in den Music Frame wird nicht leicht, da vier spezielle Adapter für die Verbindung sorgen. Diese ließen sich theoretisch bestimmt auch an ein Vinyl-Album hängen – aber das könnte schon etwas komplizierter werden und ist freilich nicht so vorgesehen. Als weiterer Nachteil für Vinyl-Liebhaber: der Bilderrahmen hat keinen analogen Eingang, ein Signal eines Schallplattenspielers müsste also zuerst digitalisiert werden.

Die klanglichen Herausforderungen für den Music Frame

Aber wie klingt denn ein Bilderrahmen-Lautsprecher nun? Ganz einfach ist es vermutlich nicht, guten Klang aus einem solchen Gerät zu bekommen: nicht nur ist ein Rahmen klein und auf eine Schallquelle fokussiert – im Gegensatz zu Stereo-Lautsprechern –, der Music Frame ist zwar dicker als ein normaler Bilderrahmen, aber immernoch dünner, bzw. schmaler als die meisten Soundbars. Und diese kommen ja schon oft mit einem externen Subwoofer, weil ihr Gehäuse zu klein für kräftigen Bass ist.

Eine erste Entwarnung: der Samsung-Speaker ist zu relativ hohen Lautstärken und erstaunlich viel Bass fähig. Mit einer klassischen Stereoanlage mit starken Endstufen kann er nicht mithalten, und für eine große Party wird es auch nicht reichen, aber im Vergleich zu Smartspeakern im selben Preisbereich kann der Music Frame einen durchschnittlichen Raum gut mit Klang füllen.

Um den Klang zu optimieren, hat der Music Frame drei verschiedene Klangmodi eingebaut, wobei der „Standard“-Modus auch Zugriff auf einen angenehm detaillierten Equalizer gewährt, und „Adaptiv“ den Klang automatisch anpassen soll. Auch einen bedämpften „Nacht-Modus“ und die bei Soundbars übliche Stimmverstärkung bietet die Samsung-App. Wobei die Stimmverständlichkeit und -Wiedergabe auch im neutralen Modus schon gut ist.

Klangtest: Womit vergleicht man einen Bilderrahmen-Lautsprecher?

Wie man es bei einem solchen Lautsprecher mit besonderem Konzept erwarten würde, sind Vergleiche zu anderen Produkten klanglich nicht ganz einfach: Während eine Soundbar unter den TV gehört, stehen Smartspeaker gerne offen im Raum, und ein All-In-One im Sinne eines „Tischradios“ oder einer hochwertigeren Komplettanlage eben genau da, auf einem Tisch. Ein Bilderrahmen aber gehört meistens an die Wand, oder mit dem zugehörigen Ständer auf eine wandnahe Ablage – und diese Positionierung optimiert den Klang des Frames durchaus. Die für den Tiefton zuständigen Lautsprecher sind nämlich nach hinten ausgerichtet, und wenn der Frame an einer Wand hängt, wird der Bass durchaus verstärkt und erscheint geräumiger.

Das mittige Bild abzunehmen hat ebenso Auswirkungen auf den Klang, da die je zwei Mittel- und Hochtöner versteckt in der Front platziert sind, und ihren Klang sozusagen am Panel vorbei abstrahlen. Mit dem Bild-Panel eingesetzt klingt es im Vergleich etwas dumpfer. Aber da ohne das Panel die Mitten und Höhen zwar direkter, aber teils überbetont klingen, wäre der somit ausgeglichenere Sound mit Bild meistens unser Favorit – und vermutlich auch die von Samsung vorgesehene Nutzungsweise.

So klingt der Samsung Music Frame in der Praxis

Der Vergleichbarkeit halber stellten wir den Music Frame mit Ständer auf unser Rack. Der Klang ist dort größtenteils gut und ausgewogen, nur der Frequenzbereich zwischen Bass und Mitten wirkt etwas dünn. Zum Beispiel in dem sich langsam aufbauenden „Castaway Angels“ von Leprous fehlt dem Klangbild dadurch Grundton und Fülle; wenn man darüber hinwegsieht, klingt der Song aber auch frisch und direkt.

Auch der Bass ist beeindruckend tief, vorallem wenn man das Gerät und seine begrenzten Proportionen vor sich sieht. Bei sehr hohen Lautstärken fallen hingegen schon einige Begrenzungen des Speakers auf, da dann auch leichte Verzerrungen auftreten können.

Bei geringen bis normalen Lautstärken hingegen bleibt die fehlende Klangfülle der größte Schwachpunkt, welche aber durch eine Aufstellung bzw. Aufhängung direkt an der Wand auch merklich verbessert wird. Wie alle All-In-Ones leidet der Music Frame aufgrund der Gerätegröße zudem auch unter einer begrenzten Klangbühne. Neben dem starken Bass fällt zusätzlich die gesamte Kohärenz des Klangbildes positiv auf, der Music Frame klingt nie zerfasert, sondern spielt zudem auch detailliert und sauber, aber gleichzeitig gefällig und langzeittauglich.

Das STEREO-Fazit zum Samsung Music Frame

Was fest steht, ist, dass der Music Frame ein interessanter und relativ einzigartiger Möbel-Speaker ist. Aber Samsung verlässt sich nicht einzig auf das Gimmick, und baut einen ernstzunehmenden Smartspeaker in den Bilderrahmen ein. Musik gibt er gut und mit erstaunlich viel Bass wieder, auch wenn er rein klanglich nicht ganz auf Referenzlevel spielt. Bei praktischen Aspekten kann er auch Punkten – und dank den weitreichenden Möglichkeiten zur Verbindung mit aktuellen Samsung-Fernsehern ist der Music Frame eine spannende Alternative zu Soundbars sowie ein schickes Accessoire für TVs.


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