WiiM Pro Plus: Vielseitiger und günstiger Mini-Streamer im Test

Ein preiswertes Streaming-System mit hervorragender Ausstattung, Top-Steuerung und besonderen Features – klingt wie ein Traum, ist aber genau das, was die relativ neue Marke WiiM mit ihrem Pro Plus anbieten will, den wir hier im Test haben.

Testfazit: WiiM Pro Plus

Mit einem aufgeräumten und sauberen Auftritt schießt der WiiM Pro Plus klanglich über die aufgrund des Preises eher verhaltenen Erwartungen. Für deutlich mehr Geld gibt es bessere Geräte. Aber für diesen Preis wird es schwer, einen dem WiiM Pro Plus in puncto App, Features und Klang ebenbürtigen Streamer zu finden.
Testergebnis
2,1
gut

Breiter Funktionsumfang, Features wie Multiroom-Wiedergabe und Sprachsteuerung

Ausführliche Bedienungsanleitung aktuell nur auf Englisch

Wiim Pro Plus bietet gute Software-Basis

Die Mission von WiiM ist eindeutig und auch explizit so formuliert: bestehende HiFi-Set-ups mit Streaming-Möglichkeiten versorgen, und das möglichst preiswert und hochwertig. Dafür braucht es zuallererst eine gute Software-Basis; Musik-Streaming ist eben digital. Alles vom Laden der Musikdateien von einem (Streaming-)Server über mögliche Klangkorrektur bis zur Steuerung passiert digital per Software.

Genau das ist auch der zentrale Fokus von Linkplay, der Firma hinter der eher neuen Marke WiiM. Linkplay arbeitet nämlich seit einigen Jahren als Entwickler, hat sich da ganz der digitalen Welt verschrieben und baut Programme und Produkte etwa für Smart Home sowie auch Musik-Streaming. Es ließe sich also vermuten, dass es Zeit für hauseigene Produkte wurde, die dann – mutmaßlich – von der Erfahrung und der bestehenden Plattform der Firma profitieren können. Die digitale Seite der WiiM-Produkte ist jedenfalls bereits von Anfang an mit einem Komplettpaket ausgestattet. Und die entsprechende Streaming-App WiiM Home hat etwa auch Features wie Multiroom-Wiedergabe und Sprachsteuerung eingebaut.

Lautstärke, Play/Pause und der erste Favorit können beim Wiim Pro Plus direkt am Gerät angewählt werden.

Der hier getestete Pro Plus ist der aktuell größte WiiM-Streamer, auch wenn er immer noch ziemlich kompakt ist und mit 250 Euro auch preislich noch erschwinglich – das um die 100 Euro teure Basis-Modell WiiM Mini hingegen könnte fast in eine Hosentasche passen und kommt dafür unter anderem mit weniger Anschlüssen, weniger Rechenleistung und ohne Chromecast. Im Vergleich zum mittleren Modell, dem WiiM Pro für um die 180 Euro, zeichnet der Pro Plus sich durch seinen höherwertigen Digital-Analog-Wandler aus, der weniger Rauschen soll, sowie einen besseren Analog-Digital-Wandler.

Fernbedienung mit Sprachsteuerung

Als weiterer Unterschied wird der Pro Plus zusammen mit der sonst einzeln erhältlichen Fernbedienung geliefert. Ein Streamer muss ja eigentlich zwangsweise über eine App gesteuert werden, da sie als Musikquelle dient. Also ist eine Fernbedienung normalerweise eher unwichtig – nur hat das solide Modell von WiiM eine Besonderheit eingebaut: Die Remote hat ein Mikrofon für Sprachsteuerung integriert und kann so, sofern gewünscht, per Sprachbefehl Musik von Streamingdiensten abspielen. Hierfür steht nur der Sprachassistent Alexa von Amazon zur Verfügung; die entsprechenden Pendants von Google oder Apple können auch den WiiM kontrollieren – aber nur über ein externes Gerät und nicht die Fernbedienung.

Die grundlegenden Funktionen von Play/Pause und Lautstärke lassen sich zudem direkt am kleinen Gerät anwählen, wobei das naürlich nicht genug ist, um das Musik-Streaming komplett zu steuern. Bei der Nutzung des Remote-Sprachassistenten kann dann aber das Handy ganz beiseitegelegt werden, sofern die erste Einrichtung vollendet ist. Diese besteht aus der Verbindung des Streamers zum WLAN – oder dem Anschluss eines LAN-Kabels – sowie dem Anmelden bei den gewünschten Streamingdiensten, was beides gut funktioniert.

Wiim-App ist Herzstück des Pro Plus

Dank Sprachsteuerung ließe sich zwar auf die WiiM-App verzichten; aber das wäre fast schon schade, ist sie doch im Prinzip das Herzstück des Gerätes. Vornweg aber die größte Kritik: Die deutsche Übersetzung der Anwendung scheint an manchen Stellen noch nicht ganz ausgereift; auch die ausführliche Anleitung ist aktuell nur auf Englisch zu haben. Da die Entwickler aber bisher regelmäßig Updates veröffentlichten – übrigens sehr lobenswert –, könnte das in Zukunft besser werden.

Was aber jetzt bereits sehr gut ist, ist der Funktionsumfang: Diverse Internetradio-Anbieter wie TuneIn, vTuner oder iHeart Radio sowie Streamingdienste von Qobuz über Amazon bis Deezer sind in der App eingebaut und lassen sich komfortabel steuern. Der Zugriff auf Musikserver klappt genauso einfach, Multiroom-Pairing und -Management funktionieren ebenfalls zuverlässig.

Die Wiim-App hat die gängigen Streaming-Anbieter integriert.

Zudem finden sich viele Klangeinstellungen in WiiM Home. Darunter ist etwa ein gut gemachter Equalizer, der verschiedene Presets bietet. Auch ist er schön detailliert und kann entweder parametrisch oder grafisch angepasst werden, bei letzterer Option mit zehn Bändern.

Streaming-Presets können aus Musik jedweder Quelle erstellt werden, der erste von diesen ist direkt auf dem Gerät anwählbar, die ersten vier per Fernbedienung. Wecker, Sleeptimer, Balanceregler, eine gut funktionierende Suche durch alle Streamingdienste und mehr – die WiiM-Home-App bietet alles in allem so ziemlich jedes erdenkliche Feature für den Streaming-Musikgenuss. Und ist gleichzeitig übersichtlich aufgebaut und arbeitete in unseren Tests stets zuverlässig. Aktuell als „Beta“, also explizit unfertig, gibt es zudem auch eine PC- und Mac-Version der Anwendung. Diese bietet zwar die meisten Features und ist sehr nützlich, falls man seine auf dem Computer gespeicherte Musiksammlung streamen will. Sie ist aber durchaus noch nicht so ausgereift wie die Apps auf Smartphone und Tablet.

Streaming-Optionen

Wer auf die App verzichten will, hat ebenfalls zahlreiche Optionen. Mit Airplay, Chromecast, Spotify und Tidal Connect, Roon und Bluetooth sollten keine Wünsche offen bleiben. Per Airplay, ­Chromecast und Roon kann der Streamer zudem unabhängig von WiiM in Multiroom-Set-ups integriert werden.

Wer den nächsten Schritt in puncto Digitalisierung gehen will, freut sich zudem über die Möglichkeiten zur Smart-Home-Integration des Pro Plus. Neben Kompatibilität zu Google Home und Apple Home trägt er auch das Amazon-Zertifikat „Works with Alexa“.

Digitale, koaxiale sowie Analog-Anschlüsse

Wenn die Musik reinkommt, muss sie natürlich auch wieder aus dem WiiM-Streamer rauskommen, wofür Ausgänge in digital optisch und koaxial sowie analog Cinch bereitstehen. Bei Ersteren lässt sich die Auflösung anpassen, bei Letzterem der Pegel. Wer einen hochwertigen D/A-Wandler besitzt oder einen solchen im Verstärker eingebaut hat, wird über diesen vermutlich einen besseren Klang erzielen als über den im WiiM eingebauten, auch wenn dieser alles andere als schlecht ist. Seine Existenz unterstreicht zudem den bereits erwähnten Anspruch, jede Anlage streamingfähig zu machen, egal, ob sie einen Wandler hat oder nicht.

Der DAC des Pro Plus lässt sich zudem einzeln ansteuern, wofür er einen optischen Digitaleingang trägt, an dem etwa TV oder CD-Transport ihren Platz finden könnten. Außer dem USB-C-Stromanschluss und dem kleinen Mikrofon, das optional die Latenz zwischen allen Multiroom-Geräten anpassen soll, war es das eigentlich mit der WiiM-Rückseite – fast.

Ausgänge stehen in digital optisch und koaxial sowie analog Cinch bereit.

Denn dann fallen unsere Augen auf das zweite Paar Cinchbuchsen, explizit als analoger Audioeingang deklariert. Dort lassen sich also alle möglichen Quellen anschließen – als primären Anwendungsfall nennen wir hier mal einen Plattenspieler, sofern dieser einen Phono-Vorverstärker eingebaut oder zwischengeschaltet hat. Dieses Signal kann der WiiM Pro Plus auch verarbeiten, sprich mit seiner (deaktivierbaren) Lautstärkesteuerung als Vorverstärker auftreten oder seine Klangkorrektur darauf anwenden.

Die herausragende Besonderheit ist aber eine andere: Der WiiM kann Signale an andere Geräte im Heimnetzwerk senden. So könnte er etwa die Steuerzentrale für ein Multiroom-Set-up werden, welches auch physische Quellen integriert. Das Senden funktionierte in unseren Tests zudem problemlos und ohne große Klangeinbußen, sollte also durchaus als mehr als nur eine kleine Spielerei verstanden werden. Die Steuerung dieser Features geschieht auch über die WiiM-App und ist dort genauso simpel und intuitiv gelöst wie normales Streaming. Dafür muss das analoge Signal erst mal digitalisiert werden, wofür hier der zu Anfang genannte Analog-Digital-Wandler eingesetzt wird.

WiiM Pro Plus – Aufbau
Per Bluetooth senden kann Wiim Pro Plus den Ton eines Plattenspielers auf Kopfhörer schicken.

Der D/A-Wandlerchip des Wiim Pro Plus

In der App lässt sich zudem die gewünschte Umrechnungs-Auflösung einstellen, bis zu 24 Bit/192 kHz. Bis zu dieser HiRes-Auflösung können die digitalen Ausgänge ebenfalls Musik ausgeben. Auch hier lässt sich wählen, in welcher Auflösung das Signal ausgegeben werden soll, inklusive Testsignal, welches die Möglichkeiten des angeschlossenen DACs auslotet. Bei Nutzung des internen D/A-Wandlerchips von AKM ließen sich sogar Dateien mit Auflösungen bis hin zu 32 Bit/768 kHz abspielen. Die ziemlich einwandfreie Funktionalität des WiiM in den digitalen Disziplinen ist damit schon mal gegeben. Wenn wir hier erneut den mit 250 Euro niedrigen Preis des Streamers – und den noch niedrigeren Preis seiner Geschwister, auch wenn es dafür natürlich Abstriche gibt – erwähnen, sind App und zugehörige Digital-Plattform top. Das Äußere des relativ leichten Kunststoff-Kästchens spiegelt dagegen wie zu erwarten den Preis wider, auch wenn es keineswegs extrem billig wirkt.



Klangtest des Wiim Pro Plus

Nun steht noch das wahrscheinlich Wichtigste aus, der Klang. Soll der WiiM auch höherwertige Anlagen streaming­fähig machen, muss er da schon einiges leisten. Auch preiswertere Stereo-Set-ups freuen sich natürlich auch über guten Klang einer Musikquelle, keine Frage.

Gegenüber Netzwerkspielern, die das doppelte bis dreifache kosten – im audiophilen Gesamtgefüge aber immer noch relativ billig sind –, tritt der WiiM selbstbewusst auf, findet aber teils seine Grenzen. Ein somit deutlich teurerer Streamer liefert etwa Led Zeppelins „Good Times Bad Times“ direkter, freier und räumlicher.

Was nicht heißen soll, dass der WiiM eingeengt klingt, auch er verleiht dem Zeppelin-Song Dynamik und Spielfreude. Selbst bei dem geschäftigen Treiben in „Beehive“ der achtköpfigen Band Meer verwäscht nichts, der Pro Plus behält den Überblick und spielt sauber. So zeigt er bereits als Einstiegsgerät, wie gut gestreamte Musik auf einer ordentlichen Anlage klingen kann und macht Lust auf mehr.

Hören wir etwa „Blooms Of Oblivion“ erklingt die teils dahingehauchte Stimme von Emma Ruth Rundle fast genauso sonor und emotional wie anderswo, der Abstand zwischen dem WiiM und teureren Komponenten schmilzt hier.


Testtabelle


Der WiiM Pro Plus als Sender

Wer seinen Plattenspieler, CD-Player oder auch Fernseher im ganzen Haus hören will, dem hilft der WiiM Pro Plus – der ein physisches Signal ins ganze Haus streamen kann.

Eine der großen Besonderheiten des WiiM ist seine Funktion als Sender. Er kann die Signale, die er physisch – wahlweise analog Cinch oder digital optisch – eingespeist bekommt, weitersenden. Das geht einerseits per Bluetooth und andererseits auch übers Netzwerk.

So integriert der Streamer etwa Signale eines CD-Players oder Plattenspielers – Phono-Vorverstärker vorausgesetzt – in die heimische Streaming-Welt. Die Klanganpassungen des WiiM können auf die Signale angewendet werden.

Wiim Pro Plus verglichen mit anderen Geräten

Ganz einzigartig ist das Konzept zwar nicht, etwas Ähnliches bietet Bluesound mit dem Hub (hier bei stereo+ getetstet) an oder rooExtend mit rooPlay für Roon (hier bei stereo+ getestet), aber besonders ist es allemal. Meistens sind vergleichbare Geräte auf das eigene System konzentriert, und auch hier sendet der Pro Plus primär an andere WiiM-Geräte. Aber WiiM ermöglicht auch, das Signal per Airplay zu senden. Und da bei modernen Streamern, WLAN-Lautsprechern und Smart­speakern Airplay meistens zur Standardausstattung gehört, kann das WiiM-Signal relativ frei weitergesendet werden – ein Apple-Gerät braucht es dafür zudem nicht.

Dann sind die Möglichkeiten, die sich dadurch auftun, beeindruckend: Dank der Multiroom-Optionen von WiiM und Airplay könnte so der Klang eines Fernsehers im ganzen Haus gespiegelt werden. Oder, da der kleine Streamer auch per Bluetooth senden kann, könnte so der Ton eines Plattenspielers auf passende Kopfhörer geschickt werden.

Das Beste: Dieses „für sich selbst streamen“ funktioniert hervorragend. Per Airplay lag die Verzögerung zwischen Auflegen des Tonabnehmers auf den Plattenspieler und Erklingen der Musik im nächsten Raum bei ca. 2 Sekunden. Das ist natürlich mehr als eine direkte Verbindung, aber für ein solches Set-up sehr gut. Und auch die Tonqualität litt nicht merklich unter der Umwandlung.



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