Technics EAH-AZ100 im Test: Wireless-In-Ears mit ANC

Die neuen Wireless-In-Ear-Flaggschiffe EAH-AZ100 von Technics spielen preislich in der oberen Liga – klanglich rechtfertigen sie das, wie sich im Test zeigt.

Technics EAH-AZ100 in aufgeklappten Case

Empfehlung der Redaktion: Technics EAH-AZ100

Die gute Funktionalität und der audiophile Klang machen Technics‘ neue Flaggschiffe EAH-AZ100 zur ernsthaften Alternative für alle, die bei Wireless-In-Ears auf dem neuesten Stand der Technik sein wollen. Das ANC überzeugt, und auch als Headset machen sie eine gute Figur. Die App ist nützlich und leicht zu bedienen. Praktisch ist die „Kopfhörer finden“-Funktion. Klein sind sie nicht, aber leicht und damit angenehm zu tragen.
Empfehlung der Redaktion
Testergebnis
1,4
sehr gut

Pro

  • Mächtiger Bass
  • audiophiler Klang
  • gutes ANC
  • praktische App.

Contra

  • Etwas ausladendes Format
  • relativ hoher Preis.

Der Markt für In-Ear-Kopfhörer ist gut bestellt. Wer hier mitspielen will, lässt sich besser etwas einfallen. Technics hat da den Magnetic Fluid Driver der neuen EAH-AZ100 in petto, die wir einem ausgiebigen Test unterzogen haben.

Welchen Klang diese Technologie wohl hervorbringt, die die Japaner bei ihren neuen In-Ear-Kopfhörern herausstellen, macht schon neugierig. Auch wenn sie sie nicht für den EAH-AZ100 – die Namensgebung bleibt bei Technics sperrig – neu erfunden haben.

Dieses auf einer ölähnlichen Flüssigkeit mit magnetischen Partikeln beruhende Prinzip wurde von den höherpreisigen, kabelgebundenen In-Ear-Kopfhörern EAH-TZ700 übernommen und auf das neue, kabellose In-Ear-Flaggschiff-Modell zugeschnitten. Dieses löst den Vorgänger EAH-AZ80 ab und ist laut Technics rund 10 Prozent kleiner und 16 Prozent leichter. Die Ohrhörer sind mit nur je 6 Gramm Gewicht angenehm zu tragen, auch über längere Zeit.

Koppeln der EAH-AZ100 per Bluetooth

Doch bevor man zu Dingen wie dem Klang vorstoßen kann, kommt vor dem Hören erst einmal die Inbetriebnahme. Diese gestaltet sich denkbar unkompliziert. Die Akkus der In-Ear-Hörer sind schon ab Werk aufgeladen. Nimmt man die Earbuds aus ihrem Case und setzt sie ins Ohr, schalten sie automatisch in den Bluetooth-Pairing-Mode. Im Quellgerät – in unserem Falle einem iPhone – tauchten die EAH-AZ100 bei den Bluetooth-Einstellungen unvermittelt auf und können per Antippen gekoppelt werden. Einfacher geht’s nicht.

Außerdem ist Multi-Point möglich: Das Koppeln mit weiteren Geräten, etwa einem (älteren) Android-Smartphone, funktionierte problemlos. Dazu drückt man zum Pairing länger gleichzeitig auf die Touchpads beider in den Ohren befindlichen Earbuds.

Ohrstöpsel mit durchdachten Details

Technics legt übrigens Ohrstöpsel in verschiedenen Größen (XS, S, ML und L, s. Bild oben) bei, um die Hörer besser ans jeweilige Ohr und seine Größe und Form anpassen zu können. Diese Silikon-Aufsätze sind neudesignt und haben nicht nur drei unterschiedliche harte Zonen, sondern auch in ihren Öffnungen zum einen ein kleines, „Mercedes-Stern“-förmiges Gitter und zum anderen dahinter ein dünnes Schaumstoff-Vlies.

Mini-Streben in der Öffnung und ein Schaumstoff-Einsatz schützen die Treiber vor Schmutz.

Letzteres hat die Funktion, die Treiber vor eindringendem Schmutz und Verunreinigung zu schützen. Das Schmalz, das unser Ohr produziert, bleibt mit Vorliebe an den Stöpseln haften und kann von da an in die Treiber gelangen  – bei den EAH-AZ100 aber eben nicht so leicht.

Die Beschaffenheit vom Ladecase

Ein Wort noch zum Case: Es verlängert die Wiedergabezeit der In-Ear-Hörer nicht nur auf bis zu 28 Stunden, sondern es passt auch sehr bequem etwa in die Hosen- oder Jackentasche. Hier hat bei Technics eine wirkliche Entwicklung stattgefunden. 2020 schrieb STEREO etwa zum Vorvorgänger EAH-AZ70W, dieser käme „in einem handlichen Lade-Etui“. Doch im Vergleich mit den EAH-AZ100 ist das damalige Case regelrecht klobig.

Und während auch die Earbuds Anno 2020 eine ziemliche Trumm waren, sind sie heuer im Vergleich etwa zu Apples AirPods vielleicht immer noch etwas ausladend, aber auch nicht größer als vergleichbare In-Ears wie beispielsweise Sennheisers „Accentum“-Modell. Es sei hier erwähnt, dass die In-Ears im STEREO-Falltest, wenn das Case auf dem Boden aufprallte, oft aus ihrer Hülle flogen, weshalb man beim Hantieren besser etwas Vorsicht walten lassen sollte.

Der Magnetic Fluid Driver

Okay, die EAH-AZ100 sitzen nun in den Ohren – was hat es denn jetzt also mit dem Magnetic Fluid Driver auf sich? Wir haben uns das von der Technics-Produktmanagerin Nataliia Tomilova erklären lassen.

Das „Magnetic Fluid“ sitzt unter der Treibermembran der EAH-AZ100 (Grafik: Technics).

„Der Magnetic Fluid Driver hat eine 10 Millimeter durchmessende, sehr dünne Aluminium-Membran. An deren Rand injizieren wir direkt unter den Treiber eine sehr kleine Menge Magnetflüssigkeit“, so Tomilova. „Diese Magnetflüssigkeit ermöglicht der Treiber-Membran, sich sehr schnell und störungsfrei auf und ab zu bewegen.“


Dies soll zum einen für eine voluminöse, verzerrungsfreie Bass-Wiedergabe sorgen. Zum anderen möchte Technics damit erreichen, dass auch die Leistung im Mitten- und Höhenbereich sowie die Klangauflösung ganz allgemein davon profitieren.

Weiterhin soll die dünne Aluminium-Membran der Treiber auch eine natürliche Klangtrennung gewährleisten.

Voluminöser Bass, breite Bühne: Der Klang der EAH-AZ100

Um herauszufinden, wie sich all das in der Praxis macht, haben wir die EAH-AZ100 einem ausgiebigen Hörtest unterzogen. Und können hier gleich mal festhalten: Der Bass ist beeindruckend voluminös.

Blick auf den Treiber von EAH-AZ100, von Technics als Magnetic Fluid Driver konzipiert.

Beim Track „Map Of The Dark“ des Jazzgitarristen Mitch Watkins, via Qobuz in CD-Qualität gestreamt, ist der Sound des Gitarrenspiels räumlich getrennt etwa von den Klängen von Geige und Schlagzeug, wobei sich alles deutlich verortbar an verschiedenen Orten auf der Klangbühne verteilt. Die EAH-AZ100 können das Stereo-Panorama, je nach Aufnahme und Mix, sehr breit abbilden. Dieser Klangeindruck offenbart sich, ohne dass wir irgendetwas eingestellt oder nachgeregelt hätten. Dies ist aber über die App „Technics Audio Connect“ ohne Weiteres möglich.

Technics-App mit vielen Funktionen

Zur App-Installation via App-Store ist vorab eine Lizenzvertrag- und Datenschutzrichtlinien-Zustimmung nötig, sonst lassen sich etwa Netzwerk-Funktionen nicht nutzen. Zudem stand in unserem Falle am Anfang ein Firmware-Update vor Inbetriebnahme der In-Ears über die App.

Letztere ist intuitiv in Installation und Anwendung und hält für die EAH-AZ100 (neben denen man auch andere Technics-Modelle verbinden kann) eine Vielzahl an Funktionen und Bedien-Optionen bereit.

Neben der Ladestandsanzeige von Case und Earbuds bietet etwa der Menüpunkt „Ton“ die voreingestellten Klangmodi „Direkt“ (= linear), „Bass+“, „Super Bass+“, „Vocal“ (Mittenanhebung), „Treble+“, „Dynamic“ und daneben drei individuell einstellbare Benutzer-Modi mit je einem 8-Band-Equalizer (siehe Screenshot 1 unten). Auch Dolby Atmos wird unterstützt.

Ebenfalls per App ein- und auszuschalten ist die adaptive Umgebungsgeräusch-Unterdrückung. Diese erkennt den Umgebungsgeräuschpegel automatisch und passt das Noise Cancelling daran an. Man kann dies aber auch manuell einstellen (siehe Screenshot 2 unten), wenn einem das nicht reichen sollte.

Der „Ambient Sound“-Modus stellt Umgebungsgeräusche durch, man hört etwa Gespräche oder in Verkehrssituationen herannahende Autos neben der Musik. Beide Modi werden durch „Off“ deaktiviert. Klanglich unterscheiden sie sich nach unserem Höreindruck nur in Nuancen.


Besitzer entsprechender Geräte können auch auf LE-Bluetooth-Standard umstellen. Bei unserem Test-iPhone kam dies nicht zum Tragen. Als Headset performen die EAH-AZ100 durch sehr gute Mikros überdurchschnittlich. So ließen sich damit problemlos und gut verständlich auch längere Telefonate führen. Die Funktion „Voice Focus AI“ unterdrückt dabei störenden Umgebungslärm.

Das Noise Cancelling der EAH-AZ100

Das ANC minimierte Störgeräusche bei Einsatz in U-Bahn, Bus und Straßenverkehr. Interessante Randnotiz: Wir hatten die EAH-AZ100 zum Paddeln auf der Berliner Spree mit, schließlich sind sie nach IPX4-Schutznorm gegen Spritzwasser geschützt.

Die Touchpads der EAH-AZ100 können per App individuell mit Funktionen belegt werden

Hier erwies uns das ANC beste Dienste, um das stete Techno-Beat-Gewummer der Partyboote stumm zu schalten – auch wenn man gar keine Musik hörte. Nur das Wasserplätschern war zu hören. Danke, Technics!



Ähnliche Beiträge