Streaming-Vollverstärker Aurender AP20 im Test

Aurender hat bislang mit erstklassigen Netzwerkspielern Zeichen gesetzt. Der erste Streamer-Vollverstärker AP20 soll dies wiederholen.

Man habe nur eine einzige Chance für einen perfekten ersten Eindruck, lehrt jeder Karriereberater. Dieses Moment des Zaubers, der laut Hermann Hesse ja jedem Anfang innewohnt, gilt es also, optimal zu nutzen. Als hätte er den Tipp vernommen, legte sich Aurenders neuer AP20 bereits bei unserer ersten Begegnung dermaßen ins Zeug, dass uns einen Augenblick lang die Spucke wegblieb.

Eine positive Überraschung am Beginn

Natürlich haben wir aufgrund einiger Tests der erstklassigen Streamer des südkoreanischen Unternehmens eine Einschätzung hinsichtlich dessen Fähigkeiten und folglich gewisse Erwartungen an den ersten Vollverstärker des Anbieters – an dem immerhin ein Preisschild von satten 23.900 € prangt. Dennoch hielt der optisch schlicht erscheinende Amp, der es offenbar faustdick hinter seiner dicken Frontplatte hat, eine positive Überraschung parat.

Die Polklemmen aus WBTs Nextgen-Serie sind unscheinbar, „klingen“ jedoch hervorragend.

Aurenders hohem Anspruch – der AP20 soll nichts anderes als ein Statement sein – und der satten Forderung gemäß haben wir dem warmgespielten AP20 gleich mal richtig auf den Zahn gefühlt. Und zwar mit einem Hochbit-­File in 24 Bit/192 kHz, das Panasonic einst während des Hamburger West Port Jazz Festivals als Demo-Track für sein DVD-Audio-System mit der Band Incognito aufgenommen hatte. „Deep Waters“ geht direkt wie intensiv zur Sache und kommt dabei fast immer in den oberen Lagen schneidend-aufdringlich rüber – gerade wenn man die Lautstärke aufdreht.

Monty zeigt: alles in Butter!

Doch über den Aurender, der sich das Stück vom USB-Stick auf seinen internen Acht-Gigabyte-Speicher gezogen hatte, blieb zwar dessen Unmittelbarkeit erhalten, doch – oh Wunder! – keinerlei Spur von überzogener Schärfe, keine „genervten“ Hörzellen, die einen den Pegel erschreckt zurückdrehen lassen. Die Darbietung über B&Ws präsente 801 D4, die Fehler sofort aufzeigt, statt diese zu kaschieren, war klar, packend, aber homogen. Ehrlich gesagt: So hatten wir „Deep Waters“ nur selten in dieser Konstellation erlebt. Vielleicht nur mit Audio Researchs exzeptioneller Röhren-Amp-Kombi REF 6 SE/160 M.

Von eben betrachtet, sieht man die üppig bestückte analoge Sektion des AP20 mit dem Doppel-Mono-Aufbau. Die schwarzen Module im abgetrennten Vorstufentrakt beherbergen die Lautstärkeregelung.

Und auch sonst werden sich Hörer des AP20 zügig von dem gängigen Vorurteil verabschieden, Class-D-Endstufen – der AP20 setzt auf solche in höchster Qualität – klängen nüchtern oder gar kühl-technoid. Doch auch das Gegenteil einer gemütlichen, dunkel timbrierten Gangart trifft auf den AP20 nicht zu. Monty Ale­xanders mit flinken Fingern vorgetragenes, wie schwerelos zwischen den Boxen hängendes „Almost Like Being In Love“ etwa erschien in seiner typischen behänden Leichtigkeit, luziden Auffächerung und tänzelnden Beschwingtheit.

Keinerlei Misstöne – im Gegenteil

Außerdem fehlte hier jene tendenziell gläserne Diktion in den oberen Mitten und Höhen, bei der wir oft nicht sicher waren, ob diese eine Begleiterscheinung des Stücks oder doch den wiedergebenden Komponenten anzukreiden ist. Seit dem Erlebnis über den Aurender-Amp, der nicht nur hier butterweiche Geschmeidigkeit mit Präzision verband, zog die Gewissheit ein, dass Letzteres der Fall ist.

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