Sonoro Platinum Automatic EAS im Test: Plattenspieler mit Vollausstattung

Unlängst trat Sonoro mit zwei Plattenspielern in Erscheinung. Und der neue Platinum Automatic EAS erweitert jetzt deren Komfortpaket.

Testfazit: Sonoro Platinum Automatic EAS

Für nichtmal 700 Euro ist bei diesem Plattenspieler alles Wichtige drin und dran. Auch die Klangqualität lässt keine Wünsche offen.
Testergebnis
1,6
gut

Abschaltautomatik, hochwertiger Tonabnehmer, integrierter Phono-Pre, Bluetooth-Konnektivität, USB-Schnittstelle, sehr guter Klang, sehr gute Messwerte.

keine Rückführung des Tonarms am Ende der Schallplatte, einfaches Phono-Kabel

Hoppla, dieses Feature kostet anderswo viel Geld! Ihrem neuen Plattenspieler Platinum Automatic EAS hat die deutsche Marke Sonoro einen motorisch gesteuerten Tonarmlift spendiert. Ein weiterer Beleg für Sonoros Entwicklung vom Anbieter technisch pfiffiger sowie durchgestylter All-in-one-Komponenten zum waschechten HiFi-Spezialisten. Der Motorlift wird über den kleinen weiß beleuchteten Drücker aktiviert, der vor dem fetten Drehknopf für die beiden Drehzahlen und Stopp bündig ins steife Chassis des „Brettspielers“ eingelassen ist, was gediegen wirkt. Dieses stützt sich auf vier akustisch bedämpfte und optisch verblendete Gummifüße.

Dass der Automatic EAS diesen anstelle eines normalen Lifthebels wie ­Sonoros zwei andere Vinyldreher hat, liegt daran, dass es sich bei ihm um einen Halbautomaten handelt. Das bedeutet, dass man nach Auflegen der Platte zuerst den Schalter auf die gewünschte Drehzahl einstellt. Dann wird der Tonarm manuell einschwenkt, worauf sich der Plattenteller zu drehen beginn. Nun senkt sich der Abtaster per Knopfdruck in die Rille ab, was praktisch geräuschlos geschieht.

Sonoro-Plattenspieler jetzt mit Abschaltautomatik

Ist die Plattenseite an ihrem Ende angelangt, verharrt der Tonabnehmer zuerst für einige Sekunden in der Auslaufrille. Und gerade wenn man denkt, dass dies wohl so bleibt, hebt ihn die Abschaltautomatik aus dieser heraus und stoppt das Laufwerk. Den Arm zurückzuführen, obliegt dann dem Besitzer. Dass dabei der Teller wieder kurz anläuft, ist eine Eigenart des Automatic EAS. Sobald der Tonarm den Bereich oberhalb der Schallplatte verlässt, steht diese erneut still und kann so leicht abgenommen werden.

Dass man beim neuen Sonoro, den es in Tiefschwarz, aber auch in Weiß mit silberfarbenem Teller, Schalter und ebensolchen Füßen gibt, für das manuelle Weiterrücken auf der Vinyl-Scheibe nicht instinktiv hinten zur Armbasis mit dem vermeintlichen Hebel greift, sondern einfach vorn die Lift-Taste drückt, ist schnell gelernt. Angenehm ist auch deren verzögerungsfreies Ansprechen.

Ein weiteres Plus des flachen Sonoros ist der mitgelieferte, in die Headshell vormontierte Abtaster. Es handelt sich wie beim Platinum-Einstiegsmodell um den MM-Typ Ortofon 2M Red. Dieser Tonabnehmer – Solopreis: um 100 € – hat sich zu einer Art Standard für die qualitätsvolle Ergänzung günstiger Plattenspieler mit Anspruch gemausert. Er bietet gute Abtasteigenschaften und liefert im ­STEREO-Labor regelmäßig so eindrucksvolle Vorstellungen hinsichtlich Frequenzlinearität respektive Kanalgleichheit ab, dass wir uns einmal mehr fragten, wie der Lieferant das zu diesem Preis hinkriegt. Die Antwort liegt wohl in der Beherrschung wie Einhaltung enger Toleranzen bei der Massenproduktion.

Der Sonoro hat einen hochwertigen MM-Abtaster an Bord

Außerdem bietet der 2M Red eine ­relativ hohe Ausgangsspannung, was Phono-Stufen – gerade solche einfacherer Art – grundsätzlich schätzen, da sie so nicht Gefahr laufen, aufgrund von „Magerkost“ zu dünn und fahl zu klingen. Doch auf die ist der Automatic EAS gar nicht angewiesen, hat er doch seinen eigenen Entzerrer-Vorverstärker, so der Fachbegriff für die Schaltung, die die geringen Tonabnehmerströme aufbereitet, gleich an Bord. Man muss diese indes nicht benutzen. Über einen kleinen Schiebeschalter auf der Rückseite des Drehers lässt sich der interne Phono-Pre an- beziehungsweise abschalten.

Und wer gar keine Kabelverbindung zum Verstärker oder Wiedergabegerät möchte, kann eine Bluetooth-Funkverbindung aktivieren, die sogar nach dem aptX HD-Protokoll ausgelegt ist und damit höherwertige Klangqualität als der Standard liefert. Ein zweiter, sinnigerweise blau beleuchteter Druckknopf auf der Oberfläche des Automatic EAS ruft diese praktische Funktion auf. Einfach kurz gedrückt halten und schon schaut sich der Sonoro nach einem Bluetooth-Partner um. Wir verbanden ihn unter anderem mit T+As famosem Multiplayer MP 3100 HV, der die Verbindung sofort akzeptierte. Diese bleibt auch während Hörpausen erhalten, muss also nicht ständig neu hergestellt werden.

Auf seiner Rückseite besitzt der Automatik-Platinum einen kleinen Hauptschalter, der ihn bei Bedarf vollständig vom Netz trennt. So bleibt die Elektronik bei geringstem Verbrauch auch dann unter Strom, wenn der Teller nicht dreht. Wie bei den zwei weiteren Sonoro-Drehern findet sich in dessen Nachbarschaft auch eine USB-Schnittstelle, um das digitalisierte Musiksignal abzunehmen und zwecks Speicherung in einen Computer zu leiten. So lassen sich auf einfache Weise Titelsammlungen von Schallplatten, etwa fürs mobile Hören unterwegs, erstellen.

Der Sonoro ist zügig aufgebaut

Aus seinem Karton heraus ist der flache Dreher zügig aufgebaut. Es ist kaum mehr nötig, als den gerade mal 570 Gramm schweren Teller auf die Achse zu setzen und die Gummimatte aufzulegen, die diesen effektiv am Resonieren hindert. Zuvor muss allerdings der an einer Schlaufe befestigte Riemen über das Motor-Pulley gezogen werden. Dazu braucht es etwas Fingerspitzengefühl, damit das Gummiband, das auf diese Weise vor dem Kontakt mit fettigen Fingern und damit Schlupf bewahrt wird, nicht abrutscht.

Weiterhin ist die separate Headshell mit dem bereits eingesetzten Tonabnehmer ans vordere Ende des s-förmig geschwungenen Tonarms per Überwurfflansch zu befestigen sowie mithilfe des beinahe schon etwas zu leichtgängigen Gegengewichts die korrekte Auflagekraft von rund 18 Millinewton einzustellen. Und mit dem kleinen Rädchen daneben natürlich entsprechend die Anti-Skating-Kompensation, die der Kraft entgegenwirkt, die den gekröpften Tonarm auf der drehenden Scheibe nach innen zieht.

Das Phono-Kabel ist einfacherer Art

Noch gegebenenfalls die mitgelieferte Staubschutzhaube in die einzusteckenden Scharniere schieben, das mitgelieferte Phono-Kabel einfacherer Art anschließen, das selbstverständlich die bei Phono obligatorische Masseleitung mitbringt, den Nadelschutz des Abtasters behutsam an der kleinen Lasche nach unten abziehen – und schon kann’s losgehen.

Bestehen mehrere Optionen, den Sonoro Automatic EAS zu betreiben, hat man die Qual der Wahl. Ist Bluetooth das Mittel der Wahl, ist die Sache klar. Zumal man keinerlei klangliche Einschränkungen gegenüber der Kabelverbindung in Kauf zu nehmen hat. Unsere Vergleiche zwischen der Funk- und Kabelstrecke zeigten allenfalls marginale Unterschiede. Per Bluetooth tönte die Musik um einen Hauch spritziger und über die Leitung eben um die gleiche Nuance runder. Das war’s!

Ist kein Bluetooth möglich oder erwünscht, und der angeschlossene Verstärker verfügt über keinen Phono-Eingang, verwendet man halt den internen Phono-Pre. Dieser stellt keinen Kompromiss dar. Im Gegenteil! Wir vermuten, dass dieser einigen Phono-Stufen in Vor- oder Vollverstärkern der unteren Preisligen zumindest ebenbürtig, wenn nicht gar klanglich überlegen ist. Im Zweifelsfall einfach ausprobieren, was mehr gefällt. Steht der rückseitige Schiebeschalter auf „Off“, liegt an den Cinch-Buchsen des Drehers das unbehandelte Signal des 2M Red an.

Attraktive Klangbilder über jeden Weg

Für welchen Modus man sich letztlich auch entscheidet: Richtig daneben liegen wird man nicht! Der Sonoro bietet über alle drei Wege – ergo mit aktivem oder passivem Phono-Amp respektive per Bluetooth – stets attraktive Klangbilder. Denn dass sämtliche Teile, also Laufwerk, Tonarm und Abtaster, grundsätzlich prima zusammenpassen – dafür wurde bei diesem allseits runden Analogpaket gesorgt.

Nach einigen Aufwärmrunden – speziell der Tonabnehmer benötigt eine gewisse Einspielzeit – legten wir unsere gewohnten Testscheiben auf den Sonoro. Trotz seines recht leichten Tellers zeigte dieser keinerlei Gleichlaufprobleme, was das Labor bestätigte (siehe Diagramm unten). Auch die Drehzahl traf der Platinum Automatic EAS recht präzise, was wohl nicht zuletzt auf die optoelektrische Kontrolle seines leisen Synchronmotors zurückgeht.

Es liegt nahe, dass Vinyl-Dreher wie der Sonoro zuerst mal für quirlige Popmusik gemacht sind. So spielte der halb automatische Platinum etwa mit den remasterten Hits von Bryan Ferry seine Stärken voll aus, ließ nicht nur „Kiss And Tell“ attackig frisch und fröhlich erklingen. Von Müdigkeit keine Spur; Der flache Dreher musizierte überaus aufgeweckt und lebendig.


Aber der nicht zuletzt aufgrund der feinen Umlauffase in seiner Grundplatte edel wirkende Sonoro, der die knackigen Impulse des Titels fest und drall rüberbrachte, beließ es nicht bei solch vordergründiger Zurschaustellung dynamischer Kontraste. Vielmehr brachte er die zu beiden Seiten dezent aufblitzenden Hochtondetails zu Gehör, trennte die Background-­Stimmen geflissentlich von der des Leadsängers ab und sorgte inmitten allen klanglichen Getümmels für Übersicht.

Der Sonoro Platinum Automatic EAS ist audiophilen Ansprüchen gewachsen

Diese Fähigkeit zur inneren Ordnung verhalf ihm auch dazu, im Flirren der Saiten in Vivaldis Cello-Konzerten mit der Cappella Gabetta die Linien der verschiedenen, mal verhalten aufspielenden, dann wieder losstiebenden Instrumente auseinanderzudividieren und nicht zu einem Brei zusammenfließen zu lassen. Fast noch wichtiger: Stets blieb die Homogenität erhalten, wirkten die oberen Lagen natürlich, war der stringente Anschluss der Mitten an den Grundtonbereich gegeben.

Tatsächlich qualifizierte sich der Platinum mit diesem gepflegten und differenzierten Auftritt für höhere audiophile Weihen, wie sie zum Beispiel die elegische Jazz-Ballade „Les Adieux“ des Sebastian Sternal Trios für den wirkungsvollen Effekt einfordert. Das zarte, schwebende Gespinst aus Klavier, Bass und Hi-Hat-Rauschen wahrte auch über den Sonoro seine gediegene Fasson, und Sara K. zeigte in „Whipping Post“ die typische Mischung aus Intensität und Einfühlung.

Speziell die Verwendung des Messkopplers ­ergab eine einwandfreie Rumpelmessung.

Damit reiht sich der Automatic EAS, der Bedien- wie Ausstattungskomfort ohne Klangeinbußen bietet, in die Reihe seiner überzeugenden Brüder ein und bringt den Vinyl-Genuss zum Happy End!



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