Skyanalog P-1M & P-1G im Test: preiswerte MC-Tonabnehmer

Bislang machte Skyanalog mit erstklassigen ­MC-Abtastern zum günstigen Preis Furore. Die neuen P-1M und P-1G ­werden diesen Ruf erhärten – und zwar mit Leichtigkeit.

Skyanalog P-1M & P-1G Test

Testfazit: Skyanalog P-1M

Auch in seiner neuen Generation mit dem „Yan“-Dämpfer ist der äußerst preiswerte MC-Tonabnehmer eine klare Empfehlung; sogar mehr noch als sein Vorgänger. Dafür sorgt primär der hochwertige, ausgewogene und lebendige Klang.
Testergebnis
1,5
sehr gut

Sehr guter Klang und Messwerte, dafür zudem preiswert

Anleitung nur Englisch, niedrige Ausgangsspannung da MC-System

Bevor der chinesische Hersteller Skyanalog 2019 mit eigenen MC-Pickups auf den Markt kam, konnte er bereits auf eine 20-jährige Geschichte im Tonabnehmerbau als sogenannter OEM-Zulieferer (Original Equipment Manufacturer) für andere Marken zurückblicken. Kein Wunder also, dass schon die Vertreter der ersten „G“-Serie, die im G-3 für 2.200 Euro auch gleich einen selbstbewusst bepreistes Spitzenmodell aufzubieten hatte, einen durchweg routiniert-professionellen Eindruck machten.

Am unteren Ende der Skala setzte das später vorgestellte, von uns erstklassig getestete P-1M für nicht mal 400 Euro Zeichen. Denn ein waschechtes MC mit Metall-Body ist für diese geringe Forderung ungewöhnlich. Und genau hier gibt es sogar Fortschritte zu vermelden, ohne dass der Preis steigt. Denn das just aktualisierte P-1M erhält Skyanalogs neu entwickeltes „Yan“-Dämpfungssystem. Übrigens ebenso wie das gleichfalls in dieser Weise überarbeitete und mit knapp 590 Euro etwas teurere, dafür hinsichtlich Nadelträger und Diamantschliff höherwertige P-1G. Dieses ist in ein auffälliges, da grasgrün eloxiertes Gehäuse verbaut.

Skyanalog P-1M & P-1G im Test: Unterschiede im Diamanten

Beide Tonabnehmer wiegen rund zehn Gramm und sind klassische Low-Output-MCs. Das P-1M bietet die etwas höhere Ausgangsspannung, was in der Praxis ohne großen Belang ist. Da es meist in günstigeren Plattenspielern läuft, wurde es laut Hersteller eher robust mit einem Aluminiumnadelträger ausgerüstet, der einen konischen Stein an der Spitze trägt.

Testfazit: Skyanalog P-1G

Preislich etwas über dem P-1G überzeugt der P-1M aber kaum weniger, klingt räumlich, lebendig und schlicht sehr gut.
Testergebnis
1,5
sehr gut

Sehr guter Klang und Messwerte, auch für den höheren Preis empfehlenswert

Anleitung nur Englisch, niedrige Ausgangsspannung da MC-System

Der des P-1G ist nicht nur elliptisch geschliffen, was ihm Zugang zu noch ­engeren Rillenmodulationen geben soll, sondern ist auf ein hartes, steifes Bor-Stäbchen gesetzt, wie man es sonst erst in deutlich höheren Preisklassen sieht. Unterhalb von 600 Euro ist dies außergewöhnlich. So sollen Feinstinformationen besonders verlustarm an die ans hintere Ende montierte Spulenarmatur weitergeleitet werden.

Die Besonderheit der neuen Pickups ist das „Yan“-Gummi

Und da sind wir am Punkt! Denn diese ist auf das neue Yan-Gummi montiert. Ganz allgemein ist dieses Element für das geschmeidige Zusammenwirken der inneren Kräfte zuständig. Es sorgt zudem für die Harmonie im hinsichtlich der auf die Nadel wirkenden Tonarmmasse, sodass sich insgesamt ein weder zu hoch noch zu tief abgestimmtes und zudem zügig abklingendes Feder-Masse-System einstellt. Wie längst üblich sind die Skyanalogs diesbezüglich auf die heute gebräuch­lichen, mittelschweren Arme ausgelegt.

Als Vorzüge für die nach ihren Bedürfnissen maßgeschneiderte Yan-Gummimischung mit optimierter Elastizität versprechen die Chinesen etwa ein besonders sensibles Ansprechverhalten sowie die Minimierung von Informationsverlusten und Verzerrungen. Dazu soll eine tonal wie dynamisch breitbandige Auslegung beitragen, wobei Skyanalog nach eigener Aussage stets die Balance zwischen analytischer Auffächerung und homogener Ganzheitlichkeit im Auge behielt.

Die im Vergleich zur bisherigen Lösung höhere Steifigkeit der Yan-Rezeptur soll eine exaktere Schwingungskontrolle insbesondere in den hohen Lagen erzielen, in denen Skyanalog ganz generell Probleme und Limitierungen im Abtastvorgang erkennt.
Und noch eine weitere, unmittelbar sichtbare Folge zeitigt die Umstellung auf Yan: Die empfohlene Auflagekraft fürs neue P-1M und P-1G sinkt um ein paar Millinewton von zuvor rund 18 auf nun circa 14 mN, was unserer Ansicht nach weder gut noch schlecht ist.

Niedrige Auflagekraft empfohlen

Okay, manche Vinylhörer meinen, auf diesem Wege ihre Schallplatten zu schonen. Wir denken das nicht! Im Gegenteil erachten wir (zu) niedrige Auflagedrücke sogar als eher schädlich. So verliert der Diamant leicht den Kontakt zur Rille und beschädigt diese beim Rückprall gerade. Von den unter dieser Voraussetzung auftretenden Abtastverzerrungen und dem bei „Unterdruck“ meist recht dünnen Klang mal ganz abgesehen.

Diese Problematik ergibt sich hier allerdings nicht, und vielleicht ermöglicht Yan Leichtfüßigkeit ohne Reue. Tatsächlich erreichen die beiden Skyanalogs ein nahezu ideales Verhältnis von ungehemmter Lebendigkeit und tonaler Substanz bei etwa 15 mN. Auch konnten wir keinerlei Schwierigkeiten in Form von Zischeln bei der Abtastung markanter S-Laute oder leises Spratzeln als unerwünschte Begleitung von lauten Stimmen erkennen.

So erreichen Skyanalog P-1M & P-1G im Test den besten Klang

Im Gegenteil: Wer die Auflagekraft aus Ignoranz oder aber alter Gewohnheit auf etwa 20 mN einstellt, büßt dadurch Finesse und Agilität ein. Dann klingen beide Skyanalogs dynamisch leicht eingebremst sowie im Timing verschleppt. Also: Die beschriebene Gewichtsreduktion ist hier nicht nur möglich, sondern geradezu Pflicht!

Und wenn alles stimmt? Ist dann nach oben alles offen? Das wohl nicht, aber das chinesische Doppel tönt erstaunlich gut. War das bisherige P-1M leicht grundtonorientiert abgestimmt und zudem in der Entfaltung ein wenig zäh – beides, um sich gut in schlanker abbildende, in den oberen Lagen tendenziell nervöse Ketten einzufügen, löst der Yan-modifizierte Nachfolger den kleinen Knoten, spielt freier, offener, ungestümer; bewahrt dabei jedoch seine Kernigkeit. Diese rührt zum Gutteil aus der verwendeten Rundnadel. Sie macht die Wiedergabe angenehm „dicht“, gibt Pauken drallen Punch und dem gesamten Auftritt Nachdrücklichkeit.

Die neuen Skyanalog-Tonabnemer im Vergleich zu Hana SL und SH

Dies wirkt immer und an praktisch allen Plattenspielern sympathisch und speziell in Verbindung mit Technics’ angesagtem SL-1200GR2, der dezidiert fein, präsent und straff aufspielt. Das sich zugleich räumlich-dreidimensional in Szene setzen­de P-1M verleiht ihm die passende Dosis Nachdrücklichkeit wie Prägnanz und sorgt obendrein dafür, dass die Höhen klar und deutlich, aber nie überzogen rüberkommen. Eine Traumkombi!

Feiner akzentuiert, weiträumiger und eher noch spritziger wie auch draufgängerischer präsentierte sich das P-1G. Hatten sich nach unserem Test gerade erst die neuen S-Hanas aus Japan den Thron in der 750-Euro-Liga erobert, spielte das grüne MC so frisch und unbekümmert, dabei jedoch ausgefeilt und finessiert auf, als wolle es diese gleich schon wieder von diesem herunterstoßen.

Dies passierte zwar nicht, da sich Hanas SL MKII den die Höhen leicht prononcierenden Herausforderer durch seine etwas ausgeglichenere Tonalität vom Leib hielt. Doch groß fielen die Unterschiede zwischen den asiatischen Kontrahenten nicht aus. Eingedenk der Tatsache, dass das Skyanalog P-1G rund 160 Euro günstiger ist, kommen da bestimmt einige Interessenten ins Grübeln. Zumal Chinas grüner MC-Kracher hinsichtlich der Auffächerung und inneren Ordnung der Klangbilder ebenfalls nichts anbrennen lässt.

Test-Fazit der Skyanalog-Tonabnehmer P-1M & P-1G

Beim Blick auf ihre Frequenzgänge erkennt man, mit wie viel Fingerspitzengefühl die Skyanalogs abgestimmt sind. Vom keinesfalls unterrepräsentierten Bass bis hinauf zur Fünf-Kilohertz-Marke fallen sie für ein Quäntchen mehr Sonorität im Bereich von zwei Dezibel ganz sachte ab. Darüber erscheint ein Anstieg zu den obersten Höhen hin. Das vermeidet, dass die P-1-MCs auch nur in der Tendenz matt tönen, sondern eine Prise zusätzlicher Frische bringen. Keine Angst, in den Höhen überzogen wirkt das Duo nicht. Denn selbst das den Hochton etwas stärker anziehende P-1G liegt bei 12 kHz erst wieder auf dem Niveau bei 30 Hz. Insgesamt wirkt dies ausgewogen, farbig und feinsinnig.

Welchen Anteil dem Yan-Dämpfer an der überzeugenden Performance der Pick-ups zukommt, ist schwierig zu sagen. Natürlich ist ein Tonabnehmer ein in allen Teilen raffiniert aufeinander bezogenes System. Als Fazit bleibt festzustellen, dass das neue P-1M zum noch heißeren Tipp avanciert als sein preisgleicher Vorgänger. Dies gilt eine Stufe höher aber ebenso fürs erstaunlich hochklassige P-1G.



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