Shokz OpenFit 2 im Test: Klang mit Doppelwumms
Shokz‘ OpenFit 2-Earbuds sollen mit DualBoost, zwei Treibern pro Hörer, klanglich beeindrucken. Ob dies den Open-Ear-Hörern gelingt, hat STEREO getestet

Das Unternehmen Shokz hat sich die Open-Ear-Technologie seit jeher auf die Fahnen geschrieben. Letztes Jahr hatten wir bereits die OpenFit Air-Modelle im Test, wo sie mit „gut“ abschnitten. Die Shokz OpenFit 2 kommen, in unserem Fall in der Farbe Beige, in dezenter Kartonverpackung zum Test. Ein prominenter Beipackzettel rät zum Download der Shokz-App, die für Apple- wie Android-Geräte zur Verfügung steht. Wir sind dem Rat gefolgt.

Allerdings ist dazu eine Registrierung und das Anlegen eines Nutzerkontos erforderlich, wofür die Produkt-Seriennummer eingegeben werden muss, die sich rückseitig auf der Garantiekarte findet. Ist all dies einmal erledigt, musste vor Inbetriebnahme noch ein Firmware-Update gefahren werden. Dazu müssen sich die Hörer außerhalb des Ladeetius befinden. Dann, circa 10 Minuten später, lassen sich die Ohrhörer per App steuern.
Shokz OpenFit 2: „Montage“ am Ohr
Um etwas zu hören, muss man sie erst noch ans Ohr befördern. Das Einfädeln gestaltet sich durch die biegsamen Bügel etwas fummelig, wenn man sie ums ebenso biegsame Ohrknorpel zu schlingen sucht. Dazu nimmt man am besten beide Hände zu Hilfe.
Sind sie erst einmal am Ohr, sitzen die OpenFit 2-Buds rutschsicher, auch wenn man sich intensiv bewegt. Dem Einsatz während des Sporttreibens steht also nichts im Wege. Nach IP55-Schutznorm sind sie zudem feuchtigkeitsbeständig.

Shokz gibt an: Werden die Ohrhörer abgenommen, pausiert die Musik automatisch und spielt beim erneuten Aufsetzen weiter. In diesem Test der Shokz OpenFit 2 lässt sich das jedoch nicht generell bestätigen: die Musik spielte auch beim Abnehmen mitunter weiter. Beziehungsweise stoppte sie machmal, manchmal aber eben auch nicht. Allerdings kann man zum Pausieren den kleinen Druckknopf an der Oberseite des Hörers benutzen. Er lässt sich mit verschiedenen Funktionen wie Start / Stop oder lauter / leiser belegen.

Die Touch-Funktion ist standardmäßig deaktiviert. Die Aktivierung muss über die App erfolgen. Dies funktioniert zwar problemlos, aber dort lässt sich dann lediglich der Sprachassistent aktivieren. Auf den wollten wir jedoch lieber verzichten; uns waren die physischen Tasten lieber. Wer’s mag, kann aber – im Falle von Apple, wie bei unserem Test-Smartphone – Siri oder eben die Android-Sprachsteuerung nutzen..
OpenFit 2-Klang überrascht durchweg positiv
Wir haben die Shokz Open Fit 2 für diesen Test im Wechsel etwa mit Technics’ EAH-AZ70W testgehört, um audiophilen In-Ear-Klang zum Vergleich heranzuziehen. Und ganz ehrlich: wenn man nicht genau hinhört, bemerkte man klanglich – zum Beispiel bei Weather Reports „Birdland“ oder Propellerheads’ „Take California“ als etwas basslastigeren Tracks – keine bemerkenswerten Unterschiede. Wir möchten es erst gar nicht glauben, aber die OpenFit2 klingen für uns präsenter als die EAH-AZ70W.
Für Open-Ear-Hörer tönen sie sehr kraftvoll auch in den tiefen Frequenzen und erzeugen insgesamt einen sehr voluminösen Klang – mit einer erstaunlichen räumlichen Abbildung. Insbesondere bei Popmusik bestechen die OpenFit 2 durch ein sehr ausgewogenes Klangbild. Stereo-Panorama-Effekte, wie bei Jean-Michel Jarres „Equinoxe“, kommen voll zur Geltung. So nuancenreich macht das Musikhören Freude.,
DualBoost-Technik der OpenFit 2 überzeugt
Hier scheint sich das Zwei-Treiber-Konzept bemerkbar zu machen, von Shokz „Dual-Boost“ genannt. Diese Technologie verteilt beim Shokz OpenFit 2 die Frequenzen auf zwei separate Treiber in jedem Ohrhörer: einen Tiefton-Treiber sowie einen Hochton-Treiber für Mitten und Höhen. Der Klang, den sie produzieren, zeichnet sich durch eine gute Trennung der Instrumente und Stimmen aus.
So kann man etwa bei Stings „If You Love Somebody Set Them Free“ ganz plastisch den Schellenring rechts im Klangraum verorten. Stings Lead Vocals kommen aus dem Zentrum, die der Backgroundsängerinnen sind davon wahrnehmbar abgesetzt. Der Hall, insbesondere der auf den Gesangsstimmen, wird schön räumlich abgebildet.
Im direkten Vergleich mit dem OpenFit Air-Modell, das uns ebenso vorlag, lässt sich feststellen, dass der Klang der OpenFit 2 eine breitere, räumlichere Bühne bietet und insgesamt mit mehr Tiefe und besserer Darstellung von Details aufwartet. Außerdem hat die Bass-Wiedergabe mehr Pfund. Da die OpenFir Air jedoch auch nur halb so viel kosten wie OpenFit 2, ist dies nicht verwunderlich.
Nach eigener Angabe nutzt Shokz hier auch einen Algorithmus namens „OpenBass 2.0“, durch den dynamische Tiefton-Vibrationen direkt ans Ohr geleitet werden sollen statt über die Luft, wie bei Open-Ear-Hörern eigentlich die Regel. Unser Höreindruck bestätigt einen wahrnehmbaren Effekt.
Vor- und Nachteile von Open-Ear-Hörern
Das Klangerlebnis wird allerdings, wie bei allen Open-Ear-Hörern, auch bei Shokz’ OpenFit 2 bei entsprechender Geräuschkulisse der Umgebung geschmälert. Denn alle anderen Geräusche, seien es vorbeifahrende Autos, Gespräche anderer Menschen oder auch Windgeräusche wie beim Fahrradfahren, tönen in den Klang, der aus den Treibern kommt, und mischen sich mit ihm. Je nach Pegel übertönen sie ihn auch.

Das Open-Ear-Konzept hat eben Vor- und Nachteile. Doch im Straßenverkehr ist es sicher nicht falsch, wenn man die Umgebung auch akustisch wahrnimmt. Und zudem muss man die OpenFit 2 nicht vom Ohr nehmen, um sich unterhalten zu können. Apropos: In ihrer Funktion als Headsets ließen sich damit problemlos und gut verständlich auch längere Telefonate führen.
Shokz-App mit nützlichen Funktionen
Die Shokz-App bietet für das OpenFit 2- (wie auch das -Air-) Modell eine Equalizer-Funktion an. Hier kann man entweder aus voreingestellten Modi wie „Standard“ (Linear), „Gespräch“, Bässe“ oder „Höhen“ auswählen, oder unter „Anpassen“ per 5-Band-Equalizer eine individuelle Einstellung vornehmen. Diese lässt sich hernach abspeichern.
Auf dem Test-Smartphone, einem iPhone SE 2020, war die Nutzer-Oberfläche allerdings nicht akkurat dargestellt: Der „Speichern“-Button war nur als orangefarbener Strich am unteren Displayrand zu sehen (s. untenstehender Screenshot), die Beschriftung war dadurch nicht lesbar. Klickbar war er jedoch.

Die App ermöglicht ferner auch ein MultiPoint-Pairing: Die Open Fit 2-Hörer lassen sich hierbei via Blueetooth mit zwei Zuspielern, etwa dem Smartphone und einem Laptop, koppeln. Dies hat im Test problemlos funktioniert und man konnte etwa zwischen unterschiedlichen Streaming-Anbietern, wie Youtube, Qobuz oder Spotify, wechseln – je nachdem, welche Software auf dem entsprechenden Gerät installiert ist.
„Kopfhörer suchen“-Funktion der Shokz-App
Ein wirklich nützliches Feature, das man in der App unter „Einstellungen“ findet, ist die „Kopfhörer suchen“-Funktion. Denn – wer kennt das nicht? – man hat die kleinen Hörer in Gedanken irgendwo abgelegt und kann sich nicht erinnern, wo genau das war. Mittels „Kopfhörer suchen“ kann man die OpenFit 2 fiepen lassen, damit sie auf ihren Standort aufmerksam machen. Wir haben es ausprobiert und ließen die Hörer verstecken – das Auffinden funktionierte, wenn man die Ohren nur gut genug spitzt.

Wir haben die OpenFit2 auch mit im Ohr befindlichen Hörgeräten (der Marke R-Phonak) getestet. Nutzende dieses Typs von Hörhilfe können hiermit in den Genuss per Bluetooth gestreamter Musik kommen, falls die Hörgeräte selbst nicht per Bluetooth koppelbar sind. Die Hörgeräte können so im Ohr bleiben, da die Open-Ear-Hörer davor positioniert sind.
Besser nicht ohne Ladecase…
Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass sich die OpenFit2 als ziemliche Fusselmagneten entpuppten – am besten nie ohne Case irgendwo hinstecken oder -legen. Dies empfiehlt sich außerdem, weil das Ladecase nicht nur vor Schmutz, sondern auch Beschädigungen schützt.

Obendrein zeigt das Case auch den Ladestand der Earbuds anzeigt: Ein kleines Lämpchen zeigt grünes Licht bei ausreichender Ladung und orange, wenn Nachladen erforderlich ist.
Shokz OpenFit 2 Akkulaufzeit
Die Akkulaufzeit ist mit bis zu 11 Stunden zwar nicht spitze, aber ausreichend, um ohne Nachladen durch den Tag zu kommen. Sonst gibt‘s auch noch die Schnelllade-Funktion. Letztere ermöglicht weitere zwei Stunden Wiedergabezeit nach 10 Minuten Laden. So lässt sich mit dem Ladecase die Gesamtspielzeit auf bis zu 48 Stunden verlängern. Derart versprechen Shokz‘ OpenFit 2 Spaß beim Hören, zu Hause und unterwegs – auch im Langzeitbetrieb!