Pro-Ject Pick It MC1 und MC2 im Test: Günstige MC-Tonabnehmer
Mit den MC-Abtastern Pick it MC 1 und MC 2 will Pro-Ject einmal mehr seinem Ruf als Preisbrecher gerecht werden. Diese orientieren sich monetär am untersten Ende der Skala. Wie steht es da um die Qualität?

Schallplattenhörer mit schmalem Portemonnaie oder einem Faible für günstige Offerten schauen oft erst mal nach, was Pro-Ject bietet. Über viele Jahre hat sich die Marke aus Österreich in erster Linie mit ihrem vielfältigen Phono-Programm erfolgreich den Ruf aufgebaut, viel Qualität fürs Geld zu bieten – und dabei vor allem nie die audiophilen Wünsche und Bedürfnisse der Analog-Fans aus dem Blick zu verlieren.

Deshalb waren wir umso gespannter auf diesen Test, als die Meldung eintrudelte, dass Pro-Ject mit Pick It MC1 und MC2 zwei MC-Tonabnehmer in der für diese Gattung niedrigsten Preisstufe bringt. Unterhalb von rund 500 Euro sind MC-Abtaster nämlich rar gesät. Vor allem Audio-Technica, Ortofon und Skyanalog teilen das weitestgehend von MM-Typen beherrschte Marktsegment mit jeweils ein, zwei Modellen unter sich auf, sodass man die Neuzugänge aus Österreich als echte Bereicherung verstehen darf.
Pro-Ject Pick It MC1 und MC2 im Test: für MC-Tonabnehmer günstig
Das Pick it MC 1 und MC 2 für knapp 300 sowie 400 Euro sind in ein Gehäuse aus resonanzarmem ABS-Kunststoff verbaut. Dieses stellt Pro-Ject selbst her, und die auffällige gelbe Einfärbung beim MC 2 sticht ins Auge. Das MC 1 gibt hingegen die graue Maus. Beide Abtaster wiegen gerade mal fünf Gramm und sind bezüglich ihrer Nadelnachgiebigkeit, also der Flexibilität der Aufhängung ihres Nadelträgers, auf leichtere bis mittelschwere Tonarme ausgelegt, wie sie ja nicht nur bei Pro-Ject-Plattenspielern üblich sind.

Technisch sind die beiden MCs, die hinsichtlich ihrer Anschlusswerte bestens an normale Phono-MC-Eingänge passen, identisch. Der Unterschied besteht in der Art ihres Abtastdiamanten auf dem Aluminiumröhrchen. Während das Pick it MC 1 eine sphärisch geschliffene Rundnadel aufweist, ist die des MC 2 elliptisch geformt, ergo zu den äußeren Flanken hin abgeflacht. So soll sie noch feinere Modulationen der Rille ertasten können. Und dies gerade im inneren Bereich der Schallplatte, wo sich aufgrund des abnehmenden Radius der Platz für die Informationen zunehmend „verengt“.
Anschlüsse nicht farblich markiert
Ein leicht aufzusetzender, für unser Dafürhalten fast etwas locker sitzender Nadelschutz bewahrt das Abtastsystem vor Beschädigung. Die rückseitigen vergoldeten Anschluss-Pins sind leider nicht farblich markiert. Wer also nicht weiß, dass der rechte und linke Pluspol mit dem roten respektive weißen Tonarmkäbelchen zu verbinden ist beziehungsweise ihre Minus-Pendants mit dem grünen und blauen, wird wohl einen Blick in die leider nur englischsprachige Bedienungsanleitung werfen. Und ist anschließend leider auch nicht schlauer, da diese empfiehlt, die farbigen Litzen entsprechend der Farbmarkierungen am Tonabnehmer anzuschließen. Wie denn, bitte schön, wenn es diese gar nicht gibt?

Okay, diese Herausforderung lässt sich lösen. Bequem für den Käufer eines der beiden MC-Pick-its ist dagegen, dass unter deren Gehäuselöchern für die Befestigungsschräubchen solide Metallgewinde liegen. Dank der geraden Vorderkante der Abtaster lassen sich diese überdies beim Justieren einfach an den Peillinien einer Überhangschablone ausrichten. Sie besitzen keine? Kein Problem: In der Verpackung liegt eine aus festem Karton zum Entfalten. Diese ist hinreichend exakt.
Vergleich der beiden MC-Tonabnehmer Pro-Ject Pick It MC1 & MC2
Mit einer Auflagekraft von rund 20 Millinewton liegen die Pick its im Rahmen des Üblichen. Wir haben sie einige Stunden einspielen lassen und dann unter anderem am hochwertigen Ortofon-Tonarm auf unserem Referenzlaufwerk von Transrotor „verhört“. Dabei waren beide in identische Headshells montiert, was bei den Querchecks untereinander wie auch mit unseren Vergleichstonabnehmern zügige Wechsel ermöglichte.

Zuerst fiel auf, wie drall und stramm die Pro-Ject-MCs klingen: James Taylors mit einer so fülligen wie konturierten Basslinie ausgestattetes „Her Town Too“ zeigte knackige Fasson und kernige Nachdrücklichkeit, wobei die Fülle ein wenig zulasten des Pep ging. Diese MCs sind ohnehin eher auf Lebendigkeit und Klarheit denn auf unbedingte Homogenität gezüchtet.
Klangliche Unterschiede der Pro-Ject-Abtaster
Dies zeigt sich nicht zuletzt an ihrem bei fünf Kilohertz einsetzenden Höhenanstieg, der für besondere Frische und strahlenden Glanz sorgt, jedoch zugleich S-Laute leicht hervorhebt. Allerdings ist der Effekt akustisch weniger dramatisch, als es der Frequenzschrieb suggeriert, bei dem eine Rasterlinie nicht wie gewohnt zehn, sondern nur fünf Dezibel darstellt.

Dennoch: Den quirligen Opener von Diana Kralls „Live In Paris“-Konzert stellte gerade das Pick it MC 1, das wohl aufgrund seiner gröberen Rundnadel tendenziell kompakter zeichnet als das MC 2, mit bissig-gleißendem Hochton dar. Das gleichfalls dynamische MC 2 tönte zwar ebenso präsent, gleichzeitig aber auch räumlicher und in sich aufgefächerter, sodass die Wiedergabe gelöster und weniger gedrängt erschien, was die Wirkung der gut gewürzten Höhen milderte.
Präzision, Spielfreude und mehr
Leicht muffigen Platten, wie ehedem „Hotel California“ der Eagles, verhalfen die überdies präzise fokussierenden Pro-Ject-MCs zu mehr Brillanz, und ihre spritzige Spielfreude wird zudem mancher müde klingenden Anlage Feuer machen. Dies kombiniert das Pick it MC 2 mit Feingefühl für zart verrauschende Beckenanschläge oder subtilen Abstufungen in den Klangfarben von Stimmen, während uns das burschikoser auftretende MC 1 besonders für straight nach vorn gerichtete Popmusik geeignet scheint.

Doch letztlich sind beide Pro-Jects Allrounder für sämtliche Musikstile, deren Nadelarbeiten im Großaufgebot der MM-Abtaster dieser Preisklasse günstige MC-Alternativen bieten
Pro-Ject | Pro-Ject | |
---|---|---|
Pick it MC1 | Pick it MC2 | |
Produktart / Preisklasse | Tonabnehmer / 200 bis 500 Euro | Tonabnehmer / 200 bis 500 Euro |
Internetadresse | www.project-audio.com | www.project-audio.com |
Preis in Euro (UVP) | 299 | 399 |
Gewicht in g | 5 | 5 |
Deutschlandvertrieb | ATR-Audio Trade, www.audiotra.de | ATR-Audio Trade, www.audiotra.de |
Kontakttelefonnummer | +49 208 882660 | +49 208 882660 |
Tonabnehmer-Typ | Low Output-MC | Low Output-MC |
Empfohlene Auflagekraft in Millinewton | 20 | 20 |
Ausgangsspannung in Millivolt (1kHz/5cm/s) | 0.53 | 0.54 |
Nadelnachgiebigkeit in Mikrometer pro Millinewton | 18 | 18 |
Klang 70 % | gut 1,7 | sehr gut 1,5 |
Klangqualität | burschikos zupackendes, dynamisches und straffes Klangbild mit leichter Betonung der Höhen | präsente, gut aufgefächerte sowie quicklebendig-dynamische Wiedergabe mit knackig-knorrigem Bass |
Abtastfähigkeit | gut | sehr gut |
Labormessung 15 % | sehr gut 1,5 | sehr gut 1,5 |
Frequenzgang | gut | gut |
Kanalgleichheit | sehr gut | sehr gut |
Handhabung & Ausstattung 15 % | befriedigend 3,1 | befriedigend 3,1 |
Lieferumfang | Schrauben, Nadelschutz, Überhangschablone | Schrauben, Nadelschutz, Überhangschablone |
Haptik & Verarbeitung | befriedigend | befriedigend |
Anschlüsse farblich markiert | nein | nein |
Gewinde vorgebohrt | ja | ja |
Qualität der Anleitung | nur in Englisch | nur in Englisch |
Garantie in Jahren | 2 | 2 |
Testergebnis | gut 1,9 | gut 1,7 |