B&W Pi8 im ausführlichen Test: Flaggschiff-In-Ears
Als neues In-Ear-Flaggschiff soll der Pi8 von Bowers & Wilkins viele Features mit hochwertigem Klang verbinden – wie schlägt er sich in der Praxis?
Klassische HiFi-Komponenten fangen meist bei ein paar Hundert Euro an, bei Over-Ear-Kopfhörern gibt es da schon einige spannende Modelle – bei True-Wireless-In-Ears sind 400 Euro hingegen die Luxus-Klasse. Zu dieser UVP erscheint nun der neue Bowers & Wilkins Pi8, der nach diesem Test als aktuell teuerstes In-Ear-Modell seinen Weg in unseren Testspiegel findet. Entsprechend ist der Pi8 auch das neue In-Ear-Flaggschiff von B&W. Um dem gerecht zu werden, sollen die Earbuds auch einiges an Technologie vom neuen Over-Ear-Flaggschiff Px8 geerbt haben, das mit 700 Euro noch mal deutlich teurer ist.
Dazu soll laut Hersteller das Noise Cancelling zählen, das der Pi8 als moderner True-Wireless-In-Ear natürlich bietet. Dieser Punkt soll ihn auch vom ebenfalls neuen kleineren Pi6 unterscheiden. Während der 6er das ANC des Vorgängers Pi7 S2 erbt, kommt die Rauschunterdrückung des Pi8 aus dem Px8.
Das ANC der B&W Pi8 im praktischen Test
Dass die Rauschunterdrückung der kleinen In-Ears mit der der knapp doppelt so teuren Over-Ears mithalten kann, ist dadurch vielleicht nicht gegeben – die ohrumschließende Form letzterer Modelle begünstigt ja auch die Geräuschunterdrückung –, aber das ANC der Pi8 ist trotzdem ausgesprochen gut und sorgt für Ruhe in der Bahn oder dem Flugzeug. In seiner Stärke angepasst werden kann es nicht, aber den obligatorischen Modus zum Einspielen von Umgebungsgeräuschen gibt es, der gut Töne von außen durchgibt.
Wie ebenfalls üblich, ist auch zumindest grundlegende Steuerung direkt auf den Earbuds möglich, etwa für Play/Pause und Anrufsteuerung. Durch langes Halten auf den linken Hörer wird zwischen ANC und Transparenz-Modus gewechselt. In der zugehörigen App können beide Modi zudem komplett deaktiviert werden.
Akkulaufzeit der edlen In-Ears eher kurz
Auf die Akkulaufzeit hat das aber nur eine kleine Auswirkung. Ohne ANC liefen die B&W-Hörer in unserem standardisierten Test nur eine halbe Stunde länger als mit dem aktivierten Modus. Und mit 5:15 Stunden dort bereits nicht allzu lang und etwas kürzer als die Herstellerangabe. Der Vergleichbarkeit halber testen wir aber auf voller Lautstärke, womit die Akkuleistung in der Realität vermutlich etwas besser sein wird.
Wie heute üblich, werden die In-Ears zudem von einem Case begleitet, welches als ihre Aufladestation dient und somit die Akkulaufzeit verlängert. B&W gibt hier an, dass das Case die Hörer für 13,5 Stunden Musikwiedergabe aufladen kann, wenn sie leer sind. Eine Schnellladefunktion, mit der innerhalb von 15 Minuten genug Saft für zwei Stunden Wiedergabe übertragen werden soll, gibt es auch.
Das angenehm kompakte Case, das außer einer kleinen LED für den Bluetooth-Status und Ladestand keine Anzeigen oder Steueroptionen hat, kann zudem als Sender für die Hörer arbeiten. Dafür ist ein 3,5-mm-Miniklinke-auf-USB-C-Kabel im Lieferumfang enthalten. Ist dieses an eine Musikquelle angeschlossen, schickt das Case deren Klang direkt an die Hörer, keine Kopplung notwendig.
B&W Pi8 im Test: viel Zubehör, Top Bluetooth-Standard
So können die Hörer etwa auch die Musik auf einem Computer ohne Bluetooth oder vielleicht einem CD-Player wiedergeben, AUX-Anschluss natürlich vorausgesetzt. Das Ganze funktioniert ebenfalls mit dem USB-C-Ladekabel, wobei die meisten Geräte mit USB-C auch Bluetooth bieten sollten. Bluetooth ist hier übrigens im 5.4-Standard und inklusive aptX Lossless, was kabellose Übertragung von Musik in CD-Qualität ermöglicht, sofern das Quellgerät es auch unterstützt.
Weiterhin gefällt der Lieferumfang mit austauschbaren Aufsätzen in insgesamt vier Größen, wobei die vorinstallierten, „Medium“-Aufsätze beim Tester bereits für guten und angenehmen Sitz im Ohr sorgten.
Damit die Hörer perfekt sitzen, braucht es wie immer bei In-Ears etwas Zeit zum Probieren. Als Anhaltspunkt gibt B&W die Info, dass die Mikrofone optimal funktionieren, wenn das Logo auf den Pi8 zum Mund zeigt. Dann sorgt das Mikro der Pi8 für gute Sprachverständlichkeit ohne große Verzerrungen bei Telefonaten, auch wenn es wie so ziemlich alle In-Ears allein aufgrund des hohen Abstandes zum Mund einige Einschränkungen hat.
Die Bowers & Wilkins-App ist auch für In-Ear-Kopfhörer gut
In der App kann die Steuerung umkonfiguriert werden, sodass langes Halten auf die Ohrhörer die Lautstärke anpasst, anstatt das ANC zu kontrollieren. Das ist nett, und die Steuerung funktioniert gut. Der einzige Kritikpunkt wäre, dass es damit entweder ANC oder Lautstärke ist und es somit keine Möglichkeit gibt, Noise Cancelling und Volume gleichzeitig an den Hörern anzupassen.
Das ist aber verkraftbar, sofern man an die Lautstärkeregelung am Handy gewöhnt ist oder länger in einer ANC-Stellung bleiben will. Zusätzlich lässt sich auch alles über die App umschalten. Die Bowers & Wilkins Music App steuert zudem gleichzeitig die Zeppelin- und Formation-Wireless-Lautsprecher der Firma. Dafür hat sie auch diverse Musikstreamingdienste wie Tidal, Qobuz und Deezer eingebaut. Von diesen kann auch über die App an die Hörer gestreamt werden, abgesehen von den B&W-Musik-Empfehlungen hat das aber keinen Vorteil gegenüber den normalen Apps der Streamingdienste.
Trotzdem ist die App chic und arbeitet flüssig, wenn auch nicht mit endlosen Features für die Hörer; neben den bereits genannten ANC- und Touch-Steuerungs-Umschaltungen findet sich noch ein Equalizer. Dieser ist nützlich und mit fünf Bändern auch angenehm detailliert.
Wie klingen die Pi8 von B&W im Test?
Klanglich überraschen die B&W im ersten Moment mit starkem und voluminösem, aber dennoch kontrolliertem Bass. Das harmoniert möglicherweise mit der Musik oder dem persönlichen Geschmack – oder kann leicht gegenreguliert werden. Sind die Klangeinstellungen auf der von B&W vorgesehenen Neutral-Stellung, wird übrigens immer noch in den Klang eingegriffen. Der laut Hersteller bessere DSP des Pi8 ist ein weiteres Upgrade zum gleich teuren Flaggschiff-Vorgänger Pi7 S2.
Das soll aber keineswegs heißen, dass die Hörer nur auf den Tiefton fokussiert sind. Mit ein paar kleinen Ausnahmen gerät der Bass nie in Gefahr, überhandzunehmen. Stimmen klingen gleichzeitig natürlich und voll, ohne aufgebläht zu wirken, und auch kleine Details sind erkenn- sowie lokalisierbar und werden mit schönen, aber noch realistischen Klangfarben dargestellt.
Die Wahl, ob ANC an ist oder nicht, hat zudem erfreulicherweise keine negativen Auswirkungen auf den Klang, wie es teilweise der Fall ist – da man mit ANC weniger bis keine störenden Außengeräusche hört, könnte man sogar dafür argumentieren, dass es mit ANC besser klingt.