Zehn Musik-Streamingdienste im Test: Spotify gegen High-Res

Die Auswahl an Musik-Streamingdiensten ist groß, die Angebote oft ähnlich. In unserem Test von 10 bedeutenden Anbietern zeigt sich, welcher Dienst das beste Gesamtpaket bietet.

VT-Musikstreaming Aufmacher

Testsieger: Amazon Music Unlimited

Andere Dienste schwächeln stets, aber Amazon Music überzeugt in so ziemlich jeder Disziplin. Daher küren wir den Dienst – vor allem im Hinblick auf Bedienung, Podcasts oder Zusatz-Angebote – zum Testsieger.
Testsieger
Testergebnis
1,9
gut

Sehr gute Klangqualität; „X-Ray“-Zusatzangebot mit Infos zu jedem Song; exklusive Podcasts und Musik-Aufnahmen

Personalsierung nur befriedigend; Datenschutzbestimmungen lediglich ausreichend

Musikstreaming ist inzwischen kein neues Phänomen mehr und dominiert den Musikmarkt – befindet sich aber immer noch im Wachstum. Wie der aktuelle Bericht des Bundesverbands Musikindustrie darlegt, entfielen 2023 knapp 75 % des Einkommens der Branche auf Streaming, knapp 8 % mehr als im Jahr 2022 und da wiederum mehr als im Jahr davor. Und die Zahl an Anbietern schrumpft auch nicht, wie dieser Vergleichstest Musik-Streamingdienste zeigen wird. International gibt es weitere große Anbieter, diese spezialisieren sich aber auf regionale Märkte wie China oder Indien und sind nicht in Deutschland verfügbar.

Der hiesige (und gesamte westliche) Markt für Musikstreaming wurde lange von Spotify dominiert, der Firmenname war fast schon synonym mit digitalem Musikhören. Doch das ist längst nicht mehr der Fall, seitdem in den letzten Jahren die großen Tech-Firmen anfingen, ihre eigenen Streamingdienste in den Vordergrund zu rücken. Eine gute Zeit also, genau zu testen, welcher Streamingdienst der beste ist – in Bedienung, Angebotsvielfalt, Musikqualität und mehr.

Musikstreaming Vergleich Wiedergabe-Bildschirme Screenshot
VT Musikstreamingdienste – Wiedergabebildschirm Bei den Wiedergabebildschirmen gibt es fast keine Unterschiede. Links Napster (ALDI) und rechts Tidal – Play/Pause, nächster Song, Lautstärke und andere Optionen sind einfach zu erkennen.

Wer gestreamte Musik auf seiner Anlage hören will, braucht einen Netzwerkplayer. Die beliebtesten Angebote:

Spotify führt zwar immer noch den Markt an, aber die Angebote von Apple, Amazon* und Google (YouTube) sind große Player geworden. Im Bereich HiFi sind Tidal und Qobuz beliebt – unter anderem dank High-Res-Musik –, auch wenn sie insgesamt eher wenig verbreitet sind. Auch Deezer und Napster halten sich, sind aber entfernt von riesigen Marktanteilen. Diese beiden sind zudem interessant: Die Streaming-Angebote von ALDI und RTL werden zwar über die jeweilige Marke angeboten und verkauft, sind aber „powered by“ einem anderen Dienst – Napster für ALDI und Deezer für RTL. Trotzdem ist ihr Gesamt-Angebot nicht identisch, was bereits am Preis zu sehen ist.

Preise der Streaming-Anbieter oft ähnlich

Der Preis für ein Abonnement ist bei allen Kandidaten ähnlich und beträgt aktuell meist 10,99 € pro Monat, wobei wir vom Standard-Tarif (eine Person, keine Ermäßigung, alle Features) ausgehen. Mit 7,99 € fällt ALDI als sehr preiswert auf, während Deezer mit 11,99 € und RTL+ mit 12,99 € – bei dem nur Musikstreaming nicht gebucht werden kann – noch mal etwas teurer sind. Am meisten kostet Qobuz mit 14,99 €.

Eine unerfreuliche Besonderheit merken Kunden, die auf einem iOS-Gerät direkt in der jeweiligen App ein Abo abschließen wollen. Diese sind dort nämlich teilweise teurer, da Apple Gebühren verlangt. Spotify ermöglicht es inzwischen gar nicht mehr, in der App direkt zu abonnieren. Darum empfehlen wir, stets das Abo über einen Browser abzuschließen – außer dem Preis gibt es keine Unterschiede je nachdem, wo das Abo gebucht wird.

Mehr als Musik beim RTL+-Abo

Bei RTL+ bekommt man zudem mehr für sein Abonnement: Ein „Max“-Abo, das für Musikstreaming benötigt wird, beinhaltet unter anderem auch Zugriff auf den Video-Streamingdienst von RTL und zusätzlich auf Zeitschriften und Artikel aus dem ebenfalls zu RTL gehörendem Verlag Gruner + Jahr. Allein von der Menge her ist das für 12,99 € ein riesiges Angebot, auch wenn wir für Musikstreaming die anderen Aspekte als Bonus ansehen. Apple Music beinhaltet zudem Apple Music Classical, ein separater Streamingdienst, der sich nur mit klassischer Musik beschäftigt.

Musikstreaming-VT_Spotify-Oberflaeche
Die Startseite von Spotify als exemplarisch für eine gut gefüllte Oberfläche: links Zugriff auf Favoriten und die Suche, daneben ein Mix aus Charts, personalisierten Empfehlungen und Musiksteuerung, dann mehr Infos zum Künstler.

Für YouTube-Fans sei darauf hingewiesen, dass man für zwei Euro mehr pro Monat (dann 13 €) YouTube Premium abonnieren kann. Darin ist YouTube Music Premium enthalten sowie ein werbefreier Zugriff auf die Video-Plattform. Wer Amazon Prime hat, hat automatisch „Prime Music“, mit dem werbefrei gehört werden kann, aber ohne „HD“ und nur per Zufallswiedergabe. Auch zahlen Prime-Abonnenten für Amazon Music Unlimited* 10 € statt 11 €. Qobuz hat ein Abo für 16,66 €, mit dem es Rabatte für den Download-Shop gibt. Zuletzt gibt es von ALDI das Angebot, für 10 € oder 15 € gleichzeitig Handy-Tarif und Musikstreaming zu abonnieren.

Musik-Streamingdienste im Vergleichstest: Probezeit und kostenlose Optionen

Fast alle Dienste bieten auch eine kostenlose Probezeit von einem Monat an, einzig RTL bittet direkt zur Kasse – aber mit einem Einstiegspreis von 9,99 €, der ab dem vierten Monat zu 12,99 € wird. Aktionen, bei denen mehrere Monate umsonst sind, gibt es auch öfter, wobei wir diese für eine Bewertung nicht berücksichtigen.

Wer gar nichts zahlen will, kann bei Spotify, YouTube, Amazon und Deezer auch kostenlos über den jeweiligen Webplayer Musik hören, aber mit großen Beschränkungen: Die Musik wird von Werbung unterbrochen, meistens ist nur Zufallswiedergabe möglich, die Wahl an Auflösungen ist begrenzt, und Musik herunterzuladen ist auch nie möglich.

Haben alle Streamingdienste alles an Musik?

Im Gegensatz zu Video-Streamingdiensten ist die Abfrage des Katalogs bei Musikstreaming kompliziert. Gehen wir nach den aktuellen Infos der Firmen, haben alle Dienste heutzutage ungefähr gleich viel Musik – die Angabe von „über 100 Millionen Songs“ bis „über 120 Millionen Songs“ ist fast immer zu finden.

Es kommt durchaus vor, dass bestimmte Musik nur auf einem Streamingdienst vorhanden ist oder auf einem bestimmten nicht – wie etwa Neil Young, der bis vor Kurzem zeitweise nicht auf Spotify war. Dies ist aber extrem selten der Fall, sodass es in unserer Bewertung keinen Einfluss auf die Note hat. In einem Test mit verschiedenster Musik – aktuelle Charts, ältere Musik, verschiedene Genres – hatte stets jeder Dienst alle Songs im Angebot. Ein Unterschied im Katalog der Dienste konnten wir bei Musik also nicht feststellen.

Musikstreaming-VT_Youtube-Oberflaeche
Bei YouTube Music kann direkt zum Video gewechselt werden. Auch gibt es Kommentare

Videos und Podcasts bei den Musik-Streamingdiensten im Vergleichstest

Wer zu seiner Musik auch ein Musikvideo schauen will, wird bei YouTube, Tidal, Apple, Amazon, Napster (ein Feature, das Napster exklusiv behält und nicht an ALDI weitergibt) und seit kurzer Zeit auch Spotify fündig.

Anders als bei Musik sieht es beim Thema Podcasts und Hörbücher aus. Bei Podcasts trennt sich das Feld in zwei Gruppen: Dienste mit Podcast-Angebot und Dienste ohne Podcast-Angebot. Abgesehen von exklusiven Formaten haben die meisten Dienste, die Podcasts anbieten, auch alle großen Podcasts im Angebot. Das sind hier Amazon*, Deezer und Spotify.

RTL+ und YouTube Music haben auch eine große Auswahl an Podcasts, aber nicht alle aus unserer Test-Auswahl. Tidal hat nur eine kleine, hauseigene Auswahl an Podcasts. Napster, ALDI und Qobuz gar keine. Auch Apple Music hat an sich keine Podcasts, da Apple sie in die eigene, kostenlose Podcast-App auslagert.

Hörbücher bei Streamingdiensten – „Die Drei ???“ hat jeder

Beim Thema Hörbücher ist das Bild wieder homogener. Einige sind immer enthalten, aber keiner der Anbieter hatte alle  Hörbücher aus unserem Testwarenkorb – bestehend aus diversen aktuellen Charts, die auch Klassiker beinhalten. Die meisten Hörbücher gibt es bei RTL+, die den sonst identischen Deezer-Katalog um eine eigene Auswahl aufstocken. Diese müssen aber per „Credit“ gekauft werden. Jeder Abonnent bekommt dafür pro Monat einen Credit umsonst. Hörspiele hingegen, wie „Die drei ???“, hat wiederum jeder Service im Angebot enthalten.

Die Einbindung dieser Nicht-Musik-Formate ist wiederum ein anderes Thema. Tidal und Qobuz legen merklich keinen Fokus darauf, Qobuz hat etwa in der Oberfläche keine Ansicht extra für Podcasts oder Hörbücher wie viele andere Anbieter. Auch fehlt beiden die beliebte Option, diese Inhalte schneller oder langsamer abzuspielen, was alle anderen, außer Apple und Napster/ALDI, können. Letzterer ermöglicht es aber, eigene „Lesezeichen“ in Hörbücher zu setzen, was bei der Orientierung helfen kann.

Musik kaufen oder auch mal einen Artikel lesen?

Auch wenn Musik kaufen und he­runterladen heutzutage kein großer Geschäftsbereich mehr ist, ist es immer noch eine weitere Möglichkeit, digitale Musik zu hören. Das ist bei Amazon, Apple und Qobuz möglich, bei denen die Käufe auch in die jeweilige Streaming-App integriert werden – und natürlich erhalten bleiben, falls das Abo endet. Qobuz ist zudem der Einzige, der hochaufgelöste Downloads anbietet.

Beim Thema „Zusatzangebote“ ist Qobuz ebenfalls gut und bietet relativ viele redaktionelle Inhalte in Form von Artikeln zur Musik, Interviews und auch HiFi-Tests. Das gibt es auch bei Tidal, aber weit weniger präsent. Unter dieser Kategorie werten wir alles, was zur Musik dazukommt, weswegen RTL+ etwa mit dem erwähnten Video-Streaming Spitzenreiter ist, aber musikbezogen relativ wenig anbietet.

VT_Musikstreaming_RTL-Screenshot
RTL+ scheint primär auf Video-Streaming ausgelegt, Musik muss erst gewählt werden.

Bei fast allen Diensten gibt es zudem „von Künstlern kuratierte“ Playlists, bei allen, außer ALDI, finden wir auch exklusive Interviews in Video- oder Audio-Form. Tidal, Deezer, Apple und Amazon haben zudem exklusive, für die jeweilige Plattform erstellte Live-Aufnahmen diverser Künstler. Da YouTube Music teilweise mit dem normalen YouTube verbunden ist, hat die Plattform zudem viele Aufnahmen von Live-Konzerten. Wer selbst auf ein Konzert will, findet bei Deezer und Spotify Listen von Konzerten in der Nähe, bei RTL+ gibt es für einige Shows sogar Prio-Tickets.

Von komprimiert bis High-Res: Musikformate der Streamingdienste

Wichtiger Punkt für Kunden vor allem im HiFi-Sektor ist die von den Musik-Streamingdiensten hier im Vergleichstest angebotene Klangqualität. Während die Unterschiede bei fast schon absurd hohen Auflösungen immer kleiner werden, ist die Verbesserung etwa von AAC zu CD-Qualität zu High-Res schon deutlich – mehr dazu im Kasten. Dieser Unterschied trennt die Kandidaten in drei Gruppen auf. Erfreulich ist, dass bei jedem Dienst die aktuell jeweils höchste Auflösung auch im Standard-Abo enthalten ist.

Die beste Note gibt es für Streamingdienste, die hoch aufgelöste Musik im Portfolio haben, also alles, was die gängige CD-Auflösung von 16 Bit/44,1 kHz überschreitet – das bedeutet so gut wie immer entweder 96 oder 192 kHz mit 24 Bit im Format FLAC. Qobuz ist hier schon seit längerer Zeit Vorreiter und laut eigener Aussage der Dienst mit den meisten High-Res-Titeln. Auch Tidal, Apple und Amazon haben inzwischen Musik von Auflösungen bis zu 192 kHz im Angebot.

Lossless-Musik besser als komprimiert, jedoch kein Hi-Res

Die zweite Kategorie bietet maximal CD-Qualität an. Da die Musik dafür nicht komprimiert wird, wird diese Stufe auch oft als Lossless (engl. „verlustfrei“) bezeichnet. Alle Dienste, die Hi-Res haben, bieten natürlich auch Lossless an, was eine Qualitätsstufe darunter ist. Lossless, aber kein Hi-Res gibt es aktuell bei Deezer und Napster.

Als Letztes gibt es Streamingdienste, die nur komprimierte Musik anbieten und damit immer unter CD-Qualität liegen. Neben YouTube zählt auch Spotify zu dieser Gruppe, obwohl es schon mehrmals Ankündigungen und Gerüchte über höher aufgelöste Musik bei dem Marktführer gab. Aber egal ob es dann „Spotify HiFi“, „Supremium“ oder „Music Pro“ heißt – den Punkt für Musikqualität gibt es erst, wenn das Angebot wirklich da ist. Hier wird auch ein Unterschied zwischen RTL+ und ALDI sowie deren Dienstleistern deutlich. Denn die Streamingdienste, die unter den Marken der deutschen Firmen laufen, haben nur komprimierte Streams, während Deezer und Napster wie erwähnt auch verlustfreie Musik anbieten.

Warum eigentlich Hi-Res? Ein blinder Hörtest

In einem ausführlichen Hörtest werden auch Unterschiede in der Klangqualität zwischen den Auflösungen und damit den Diensten ersichtlich. Diese sind zwar nicht riesig, aber etwa ein Wechsel von High-Res zu einem komprimierten Stream kann je nach Musik schon deutlich sein. So bewahrheitet sich auch im praktischen Test die Theorie: Wer die höchste Klangqualität mit einer breiten Bühne, vielen Details und lebhaften, natürlichen Klangfarben will, ist mit High-Res am besten beraten. Ohne diesen Vergleich klingt aber auch komprimierte Musik auf einer guten Anlage akzeptabel bis gut – und je simpler die Anlage oder Kopfhörer, desto weniger merklich die Unterschiede.

Bei mehreren Musikstücken klang zudem Amazon Music* ganz leicht besser als die Konkurrenz, was auch klarmachte, dass Musik trotz gleicher Auflösung leicht unterschiedlich klingen kann. Im Vergleich gefiel uns Apple Music etwas weniger als die restlichen High-Res-Dienste – was aber primär an der von Apple bevorzugten, hauseigenen Übertragungsmethode Airplay lag, im Vergleich zu Chromecast, Tidal Connect oder in einen Streamer integrierte Streamingdienste.

Von Dolby Atmos über Sony 360 Reality Audio bis MQA

Einige andere Musikformate gibt es zudem auch bei den Streamingdiensten, aber weniger präsent als etwa Lossless-Musik. Am meisten Wert wird dabei auf das 3-D-Audio-Format Dolby Atmos gelegt, das Apple, Tidal, Napster (ALDI wieder nicht) und Amazon anbieten. Ein ähnliches Format ist Sony 360 Reality Audio, aber das gibt es nur bei Amazon und Tidal. Tidal-exklusiv ist zudem das nach Insolvenzverfahren aus dem Fokus gerückte MQA, welches durch patentierte Verfahren hohe, „studioähnliche“ Klangqualität im kleinen Dateiformat verspricht.

Wie man alle diese Formate auswählt und aktiviert, ist auch Teil der Bewertung der jeweiligen App der Dienste. Während RTL+ gar keine Qualitätsauswahl bietet – auch bei komprimierter Musik gibt es Unterschiede in der Datenrate –, geht das Umschalten etwa bei Deezer und Qobuz sehr einfach. Bei den meisten anderen Diensten braucht es ein paar Klicks in den Einstellungen, bei Apple Music auf iOS muss man sogar in die Geräteeinstellungen.

Die Apps der Musik-Streamingdienste im Vergleichstest sind oft ähnlich

Damit man die Musik auch hören kann, sollten die Streamingdienste natürlich auch auf möglichst vielen Geräten angeboten werden. Anwendungen für iOS- und Android-Handys gibt es schon mal immer – das würden wir auch als das Mindeste ansehen. Anwendungen für PC und Mac gibt es bei allen Diensten außer RTL+ und YouTube, bei Napster und damit auch ALDI muss man auf eine Mac-Anwendung verzichten. Zuletzt hat aber jeder Dienst eine direkt über einen Webbrowser erreichbare Oberfläche. Egal, wo: Die meisten Apps weisen genug Ähnlichkeiten zur Konkurrenz auf, sodass, wenn man sich mit einem Streamingdienst auskennt, die Bedienung der meisten anderen kein Problem sein sollte.

Eine weitere Besonderheit von ALDI Music: Während der Dienst eine eigene App hat, ist die Web-Anwendung dafür die von Napster. Die Kontoverwaltung liegt immer noch bei ALDI (bzw. Medion), aber die Oberfläche ist nicht nur identisch, es ist dieselbe Adresse und Oberfläche, abgesehen von einem „ALDI“-Schriftzug und der Anmerkung im Account, dass man zwar bei Napster ist, aber ein ALDI-Abo hat.

Im Grunde sind die mobilen Apps sehr ähnlich zu den Computer-Oberflächen der Streamingdienste, auch wenn die Apps teilweise noch etwas durchdesignter erscheinen. Weil sie auch häufigster Kontaktpunkt zum Dienst sind – mobiles Hören, Verbindung zu Kopfhörern, Steuerung der HiFi-Anlage –, haben wir die Apps auch genauer getestet. Aspekte wie Suchergebnisse, Empfehlungen oder Sortierung sind aber immer identisch zum Browser.

Welche App ist die Beste für Musikstreaming?

In Bedienung, Stabilität und Features zeigte dabei Spotify seine Erfahrung und konnte im Vergleichstest der Musik-Streamingdienste am meisten überzeugen, dicht gefolgt von Deezer. Letzterer hat mit einem Musikquiz und Musikerkennung („Songcatcher“) zudem einige nette, wenn auch nicht entscheidende, Sonder-Features. Auch die Apps von Tidal und Amazon überzeugen.

Am andere Ende liegt etwa RTL+ mit einer App, die nicht auf reines Musikstreaming optimiert ist und keinen Zugriff auf Einstellungen bietet. Musik hören kann man natürlich immer noch, genauso wie über die ALDI-App, die aber etwas instabil war. Bei YouTube Music ist vor allem die Verbindung zum normalen YouTube und das Mischen von Musik und Videos teilweise verwirrend.

Wie kommt die Musik auf die Anlage?

Während viel Musik unterwegs konsumiert wird – bei jedem Dienst kann Musik heruntergeladen und offline gehört werden –, ist es für den heimischen Musikgenuss wichtig, dass man den Streamingdienst auch mit seiner Anlage verbinden kann. Damit man von hoher Klangqualität Gebrauch macht, ist direktes Streaming auf die Anlage wichtig, während etwa Bluetooth Musik komprimieren würde.

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Qobuz ist stolz auf seine redaktionellen Empfehlungen, dafür gibt es fast keine automatisch Erstellten.

Alle Dienste außer Spotify und Apple Music (auf iOS) unterstützen schon mal Chromecast, womit für viele Verbindungen gesorgt ist. Spotify ist aber trotzdem sehr verbindungsfreudig, da das hauseigene Spotify Connect bei Streamern fast schon zur Standardausstattung gehört. Ausgestochen wird es nur von Deezer und Tidal, die je auf fast allen der größten HiFi-Streaming-Produkten verfügbar sind. Auch Amazon und Qobuz sind da gut vertreten, RTL+ hingegen nirgends. Napster hingegen kann auf ein paar ausgewählten Geräten genutzt werden (z.B. Bluesound, Sonos) – wovon ALDI profitiert. Für die HiFi-Integration bedeutet das jeweilige Abo von Napster oder ALDI dasselbe.

Datenschutz und AGB der Streamingdienste meist schlecht

Ein Abo bei einem Streamingdienst ist immer auch ein abgeschlossener Vertrag, sollte also rechtlich und aus Datenschutz-Sicht sauber sein. Also unterzog ein Anwalt für STEREO alle 10 Musikstreaming-Anbieter einer ausführlichen rechtlichen Prüfung. Neben korrekten Formulierungen und rechtlicher Sicherheit in AGB und Datenschutzbestimmungen ging es dabei auch um die Verständlichkeit, da bestenfalls jeder Nutzer die Texte verstehen sollte.

Die Bewertung fiel insgesamt schlecht aus, die Gesamtnote jedes Dienstes fiel durch diesen Teil nach unten. Am besten schneiden hier noch ALDI und RTL+ ab. Möglicher Vorteil der deutschen Anbieter: Viele andere Dienste übersetzen ihre Informationen scheinbar aus anderen Sprachen.

Besonders schlecht und mit der Note „mangelhaft – 5“ schneiden die laut der Untersuchung unter anderem „zweifelhaften“ und „intransparenten“ AGB von Tidal und die „in keiner Weise ausreichende“ Datenschutzerklärung von Qobuz ab. Auch die Datenschutzerklärung von Deezer, der bei Besuch seiner Website Daten mit über 800 Anbietern teilen will und diese nicht ausreichend erklärt, ist schlecht. Alle anderen Dienste bekamen größtenteils die Note „ausreichend“, sollten also auch an ihren AGB und Datenschutzbestimmungen arbeiten und diese verbraucherfreundlicher gestalten.

Vergleichstest Musik-Streamingdienste: Fazit

Die Angebotsvielfalt bei Musikstreaming ist heute groß, und es wird gefährlich für Spotify. Der Marktführer ist bei Podcasts gut, hat eine gute App und ist mit Funktionen wie „Connect“ und anderen Extras sehr vielseitig – aber mindestens Lossless-Musik sollte zumindest aus HiFi-Sicht bei einem Streamingdienst inzwischen dazugehören. Die gibt es bei vielen Anbietern, und auch viele haben dank High-Res wirklich gute Klangqualität. Apple etwa bekommt Punktabzug für die etwas schwächere App und HiFi-Integration, Tidal ist bei Podcasts schwach, und Qobuz hat viele kuratierte Empfehlungen, aber wenige der sonst üblichen automatischen Features. Für Kunden, die nach einem preiswerten Anbieter suchen und denen Musik ohne Extras in komprimierter Klangqualität reicht, ist ALDI Music interessant. Hier ist an sich jede Musik vorhanden, die man sich wünschen könnte, zum Musikhören reicht’s also. Ebenso abgeschlagen ist RTL+, die eher ein Kombi-Angebot aus Musik, Filmen, Serien und Magazinen bieten.

Musikformate und -Auflösungen kurz erklärt

In den letzten Jahren wird viel über die Auflösung der Musik bei Streamingdiensten diskutiert, und auch wir nehmen die Verfügbarkeit verschiedener Formate mit in die Bewertung der Angebote auf. Wie bei vielem gilt zuerst: Mehr ist besser, eine große Angebotsvielfalt gibt Pluspunkte.

Die Grundlagen: Dateien haben eine Bittiefe (Bit) – wie viele Informationen in einem „Sample“ sind, was bei Musik große Auswirkungen auf die Dynamik haben kann – und eine Taktfrequenz/Samplerate (kHz) – wie viel einzelne Samples pro Sekunde vorhanden sind. Diese multipliziert mit den Kanälen ergibt die Bitrate. Je höher Bit oder kHz also bei einem Signal – wir sprechen meist von höherer Auflösung –, desto mehr einzelne Informationen sind in einer Sekunde Musik enthalten. Im Gegenzug werden bei niedrigeren Auflösungen Informationen weggerechnet. Die Musik bleibt die gleiche, aber jeder „Happen“ Musik hat weniger Einzelteile. Der Klang kann dadurch flacher, verwaschener, undynamischer oder weniger detailliert werden.

High-Res: Alles, was über CD-Qualität hinausgeht, bezeichnen wir als „High Resolution“, also hoch aufgelöst. Das kann einerseits eine höhere Bitrate bedeuten (meistens 24 oder 32) oder eine höhere Samplerate. Diese ist entweder ein vielfaches von 44,1 oder 48. Bei Musik sind 96 und 192 kHz häufig und auch die höchsten Formate, die die Streamingdienste anbieten.

Lossless/CD-Qualität: Die bei CDs standardisierte Auflösung ist 16 Bit/44,1 kHz. Also errechnet sich 16 Bit x 44,1 kHz x 2 Kanäle = 1.411,2 kBit/s. Wird Musik mit dieser Auflösung (egal in welchem Format, meistens FLAC) gestreamt, hat man theoretisch die gleiche Qualität wie beim Hören einer CD. Da hier bei der Wandlung von CD zu Streaming nichts verloren geht, spricht man auch von Lossless.

MP3/AAC: Die niedriger aufgelösten Formate haben etwa zwischen 60 und 320 kBit/s. Um die niedrigere Bitrate und damit eine kleinere Dateigröße zu erreichen, wird die Datei komprimiert. Auch wenn „MP3“ das gängige Wort für komprimiertes Audio ist, streamen die meisten Dienste in AAC – das Format soll bei gleicher Dateigröße durch bessere Verarbeitung höhere Klangqualität bieten.

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