Gauder Capello 40: Clevere Kompaktbox im Test
In die 2-Wege-Kompaktbox Capello 40 hat Gauder fast alle seine technischen Innovationen der letzten Jahre gesteckt. Wie das klingt, klärt der STEREO-Test.
Uns fallen nicht viele Hersteller ein, die in den vergangenen Jahren mit einer solchen Fülle an Innovationen aufgewartet haben wie das mittelständische Familienunternehmen von Dr. Roland Gauder. Ähnlich einem außergewöhnlich guten Wein hat der Physiker in der jüngeren Vergangenheit in einem Alter, in dem Normalbürger häufig die Rente herbeisehnen, noch mal so richtig Gas gegeben und für seine Lautsprecher Chassis nach seinen Vorgaben entwickeln lassen, Gehäuse optimiert, seine Weichentechnik geradezu revolutioniert. Mit rein analogen Mitteln hat er eine Anpassungsfähigkeit an Aufstell- und Wohnraumbedingungen entwickelt, die weltweit einmalig sein dürfte.
Chassis sind wichtig, aber die Weichentechnik, obwohl im Verborgenen werkelnd und wirkend, kann alles verderben – oder auf ein klanglich neues Niveau heben. Gauder setzt bereits seit Jahren auf sehr steilflankige Filter in seinen Lautsprechern. Seit Kurzem geht er aber einen Schritt weiter und stattet seine Lautsprecher mit einer TDC (Time Delay Control) getauften Weichenschaltung aus, die im Bereich der Impulsgenauigkeit und Raumabbildung Maßstäbe setzen soll.
Die steilflankigen Filter sorgen grundsätzlich dafür, dass die Chassis nur in dem Bereich arbeiten müssen, für den sie auch konzipiert wurden. Doch mit der TDC-Schaltung, so erklärt der Entwickler, ist es ihm gelungen, den schnellen Hochtonbereich um die nötige Winzigkeit von ca. 2 Millisekunden zu verzögern.
Dank TDC spielt die Gauder Capello 40 zeitrichtig
Warum das wichtig ist, erklärt Gauder so: Durch TDC lösen wir das Problem der Verzerrungen der akustischen Phase. Das führt zur Loslösung des Klanggeschehens vom Lautsprecher und einer hörbar natürlicheren räumlichen Darstellung in Breite und Tiefe. Würde man versuchen, diese Zeitverschiebung mit mechanischen Mitteln, wie versetzt angeordneten oder schrägen Schallwänden, zu kompensieren, so müsste man den Hochtöner um fast 70 cm nach hinten verschieben – was leider nicht praxistauglich ist, weil der Schall dann an Flächen und Kanten reflektiert und gebeugt würde, was unter anderem Verfärbungen verursachen würde.
Mehr Bass, gleicher Pegel – die Capello kann das
Modebewusste Zeitgenossen haben beim Coiffeur des Vertrauens sicher schon mal die Vokabel „Hair Extensions“ aufgeschnappt. Darunter versteht man die Verlängerung des natürlichen Haares, das mit zusätzlichen Strähnen ergänzt wird.
Die Bass-Extension bedeutet, dass man den Frequenzbereich der Lautsprecher, in unserem Fall die als geschlossenes 2-Wege-System ausgelegten Capello 40, im Frequenzgang nach unten um mehr als eine Oktave ausdehnen und so auf Raumgröße und Aufstellort anpassen kann.
Dazu sollte man wissen, dass es bei Lautsprechern grundsätzlich so ist, dass ein nach unten erweiterter Frequenzbereich mit niedrigerer Maximallautstärke und höherem Leistungsbedarf einhergeht. Gauder umschifft diese Klippe. Er beschneidet Frequenzen unterhalb des nutzbaren Frequenzbereichs seines 17 cm Mittel-/Tieftöners steilflankig. Das beschert dem aus einer beschichteten Alu-Membran hergestellten und mit kräftigem Antrieb versehenen Tieftöner einen erstaunlichen Tiefgang. auch die Dynamik ist erstaunlich und selbst bei den nun höheren möglichen Lautstärken bleiben die Verzerrungen gering.
Bass-Extension erweitert Frequenzgang
Das Tüpfelchen auf dem i ist dabei, dass sich diese Ausdehnung des Frequenzgangs mittels Steckmodul auch noch mehrstufig in feinen Schritten anpassen lässt. So kann in normalen Wohnräumen ein perfekt passendes klangliches Resultat erzielt werden. Sollte dies in Ihrem Hörraum trotzdem noch nicht hundertprozentig passen, so bietet der schwäbische Entwickler gegen Aufpreis sogar noch einen genau auf die störende Frequenz gezielt abgestimmten Anti-Dröhn-Filter an.
Darüber hinaus bietet die Capello 40 auch noch eine dreistufige Anpassung des Hochtonbereichs. So kann in eher hellen bis halligen, modern eingerichteten Räumen ein stressfreies und angenehmes Hören ermöglicht werden. Um die Wiedergabe der hohen Frequenzen kümmert sich bei unserem serienmäßig ausgestatteten Testmodell eine 26 Millimeter messende Kalotte mit Alumembran. Hier ist unter anderem die geringe bewegte Masse von nur 1,2 Gramm erwähnenswert.
Wer mehr will, kann sich – auch zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt – eine Beryllium-Membran-Version gönnen. Diese kostet allerdings einen nicht unbeträchtlichen Aufpreis von 5.000 Euro.
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