Koss Porta Pro Wireless 2.0 im Test: Kopfhörer-Legende Kabellos
Der Kopfhörer Koss Porta Pro feiert seit 40 Jahren Erfolge. Damals gab es den Walkman. Zum Jubiläum kommt die verbesserte Bluetooth-Version Porta Pro Wireless 2.0.
Der Hersteller Koss – dessen neuestem Modell Koss Porta Pro Wireless 2.0 wir uns in diesem Test annehmen – wurde 1953 durch John C. Koss in Milwaukee, Wisconsin gegründet und stellte den allerersten Stereo-Kopfhörer weltweit her. Das war der SP/3 1958 und das Unternehmen zuvor eher als TV-Verleih bekannt. 1984 – also bereits vor 40 Jahren – kam das Original des Porta Pro auf den Markt, das sich allenfalls in Kleinigkeiten vom heutigen Modell unterschied. Andere Modelle von Koss, darunter auch technisch hoch angesiedelte Topmodelle, sind hierzulande eher wenig bekannt. Porta Pro steht für „Portable“ und „Professional“, daran hat sich nichts geändert, und eine bahnbrechende Weiterentwicklung hat es auch nicht gegeben, auch beim Wettbewerb nicht, der Koss war von Anfang an ein wirklich großer Wurf. Trotzdem lebt die Legende nicht von Nostalgie allein.
Koss-Kopfhörer haben es im Land von Sennheiser und Beyerdynamic nicht ganz leicht, sollte man meinen. Eine Ausnahme bildet seit Jahrzehnten allerdings dieses Modell Porta Pro, das weltweit und auch hierzulande zu den in fast absurden Stückzahlen meistverkauften Kopfhörern überhaupt zählt. Mit dem Koss Porta Pro Wireless 2.0, dessen verkabeltes Basismodell der Autor über die Jahre bereits mehrfach besaß, auch als Headset, verbindet sich für manche auch die Hoffnung, dass er länger halten möge als das Kabel des Originals. Auch wenn es davon verschieden robuste Ausprägungen gegeben haben mag und auch wenn die weiterentwickelte, für sportliche Aktivitäten optimierte Variante Sporta Pro mehr Nehmerqualitäten verspricht.
Neben dem bekanntermaßen sehr hochwertigen Klang, der Teil des Erfolgskonzepts ist, punktet der Porta Pro mit einem raffinierten Faltmechanismus, den selbstverständlich auch das kabellose Brüderchen aufweist. Zusammengelegt reduziert er seine Abmessungen etwa auf Apfelsinen- oder Tennisballgröße.
Der ausgesprochen leichte Kopfhörer im Detail
Das Gewicht liegt bei überschaubaren 80 Gramm. Ein USB-C-Adapterkabel mit Klinkenstecker 3,5 sorgt dafür, dass dank eines kompletten analogen Durchgangs auch ohne Akku weiter Musik gehört werden kann. Die wirksame Impedanz liegt dann mit rund 60 Ohm noch im üblichen Bereich mobiler Hörer. Damit erledigt sich sogar ein potenzieller Kritikpunkt, nämlich der wie bei den meisten anderen BT-Hörern fest eingebaute Lithium-Akku.
Dafür hätten wir uns allerdings zusätzlich auch einen Adapter mit 6,3er-Klinke gewünscht. Immerhin ist der ja relativ leicht und günstig zu beschaffen.
Im Lieferumfang befindet sich neben besagtem Lade- und Audiokabel, jeweils mit zeit- und normgemäßem USB-C-Anschluss, eine kompakte Aufbewahrungstasche – Zubehör, das es zum Kabelmodell im Laufe der Jahre nicht mehr gab, um dem Preiskampf zu trotzen. Es kostet heute kaufkraftbereinigt tatsächlich weniger als zu – unfassbar, wie lange das her ist – Walkman-Zeiten 1984. Der Koss-Hörer ist bei aller Filigranität relativ robust, womöglich aufgrund des zum Signaltransport genutzten Doppelbügels sogar robuster als je zuvor. Das bedeutet aber nicht, dass er ein Draufsetzen oder -treten besonders zu schätzen wüsste, um es mal vorsichtig auszudrücken.
Wie steht es um den Tragekomfort des Koss Porta Pro Wireless 2.0?
Man sollte vielmehr Bauweise und Preis ins Kalkül ziehen und ihn angemessen vorsichtig behandeln, aber dem Alltag ist er so durchaus gewachsen. Während die Treiber rund zwei Zentimeter im Durchmesser aufweisen, sind die runden, auf den Ohren liegenden Schaumstoffpolster natürlich austauschbar und etwa fünf Zentimeter breit.
Der gewissermaßen in mehreren Stufen von „Firm“ (fest) bis „Light“ (locker) umschaltbare Anpressdruck namens „Comfort Zone“ und der verstellbare duale Stahl-Kopfbügel sorgen für gute Passgenauigkeit selbst bei ungewöhnlich großem Kopf, wie ihn der Autor nun mal hat. Das Tragegefühl ist recht angenehm, die Hörer sitzen zwar fest genug, aber man möchte trotzdem fast sagen „luftig“, ohne „Spannzangeneffekt“, wozu das niedrige Gewicht beiträgt.
Von einer „Kabelfernbedienung“, sprich dem Nackenband der ersten Version, ist man abgekommen, die Steuerung von Lautstärke, Wiedergabe, Sprachassistent oder Anrufannahme erfolgt seitlich an der rechten Hörmuschel, wo sich auch die Ladebuchse befindet. Auch Batterie und Mikrofon sind im Kopfhörer selbst untergebracht.
Technologisch haben wir es hier mit Bluetooth 5.2 zu tun, was kabellos auch die Unterstützung höherwertiger Codecs mit einschließt. Der Übertragungsbereich wird mit 15–25.000 Hertz angegeben. Ob das schon immer so war, entzieht sich unserer Kenntnis. Bei so langen Produktzyklen gehen wir aber eher von unzähligen, auch undokumentierten Detail- und Materialverbesserungen, also einer stetigen Weiterentwicklung aus.
Solide Akkulaufzeit und offene Bauweise
Die Akkulaufzeit gibt der Vertrieb In-Akustik mit über 20 Stunden an, was nicht extrem lange ist, aber einem sicherlich den einen oder anderen Tag rettet und für den Wireless 2.0 satte acht Stunden mehr bedeutet als beim nunmehr überholten, ein paar Jahre alten Vorgängermodell.
Was den Klang angeht, so überrascht immer wieder der schon zur Walkman-Zeit so beliebte sowohl kraftvoll-runde als auch konturiert-federnde Bass, der für ein wohliges Fundament sorgt. Zu beachten bleibt, dass der Porta Pro offen konzipiert ist. Man wird also weder von der Umwelt abgekapselt, noch werden die umstehenden Personen besonders vor der eigenen Musik bewahrt. Hier ist deshalb Rücksicht angebracht.
Auch insgesamt ist der leicht warm timbrierte Koss klanglich nach wie vor konkurrenzfähig, er kann „laut“ und gibt sich im Mittelhochton facettenreich und detailliert, womöglich gar eine eher angenehme Spur zurückhaltend, aber unterm Strich ist er ohne Wenn und Aber audiophil. Ganz konkurrenzlos ist er aber nach vier Jahrzehnten freilich auch nicht mehr.
Wie klingt der Koss Porta Pro Wireless im Test?
Nein, man muss mit dem Koss nicht unbedingt zwingend die Hits der WDR-Schlagerrallye aus den 80er- und 90er-Jahren hören, die er tatsächlich lange überlebt hat. Wer hätte das gedacht? Aber man kann und sollte es vielleicht tun, denn es ist ein nostalgischer Genuss und womöglich auch eine durchaus mal willkommene Zeitreise.
Mike Oldfields „Moonlight Shadow“, Styx’ „Boat On The River“, Grobschnitts instrumentaler Hit „Silent Movie“ und „Keep On Loving You“ von REO Speedwagon oder Roger Chapmans „Shadow On The Wall“ erwachen so noch mal zum Leben und profitieren davon, dass es diesen wunderbar zeitlosen Kopfhörer noch immer gibt. Jetzt sogar kabellos. Damals saß manch einer von uns als Teenager mit dem Affengriff am Tapedeck, bereit zur Aufnahme. Schön, dass er nichtsdestotrotz auch Dua Lipa, Linkin Park oder R.E.M. emotional wiedergibt.
Der Wireless 2.0, der exklusiv über In-Akustik vertrieben wird, kostet um 100 Euro. Das mag rund doppelt so „teuer“ sein wie der Koss Porta Pro mit Kabel, scheint für uns aber ebenfalls ein Schnäppchen zu sein. Man muss dieses Ding einfach lieben – Glückwunsch zum 40. und zu diesem Kopfhörer an Koss!
Koss Portas Pro Wireless 2.0 im Test: unser Fazit
Der mobile Kopfhörer Porta Pro hat mindestens zwei Generationen Musikhörer vor allem unterwegs begleitet und für prima Unterhaltung gesorgt. Die deutlich weiterentwickelte Wireless-2.0-Ausführung soll dem Ganzen nun die Krone aufsetzen. Manches mag nostalgisch wirken: Vielleicht ist er nicht auf dem allerneuesten Bluetooth-Stand, und es fehlt die App-Unterstützung. Aber alles, was ein Porta-Pro-Fan will, nämlich Tragekomfort, Packmaß, Robustheit und guten Klang, bringt der „Neue“ in Hülle und Fülle mit und ist als Gesamtpaket nach wie vor eher schwierig zu schlagen.