JBL L42ms im Test: Kompakte All-In-One im Retro-Style

Dem Retrotrend folgend bringt JBL auch eine All-in-One im Classic-Design. Wir haben uns die JBL L42ms mit Streaming im Test genau angehört.

JBL L42ms schwarz seitliche Ansicht

Testfazit: JBL L42ms

Die neue JBL All-in-One L42ms gefällt uns! Denn sie liefert im Test im Wesentlichen das, was man von einem legendären Hersteller wie JBL erwarten darf: solide Technik mit Designanspruch und sogar etwas „Vintage-Touch“ sowie schubkräftigen, lebendigen Klang. Und das Ganze kostet weniger als 1.000 Euro. CD und UKW-Radio fehlen aber.
Testergebnis
2,7
befriedigend

Retrodesign, knackiger, anspringend musikalisch-flüssiger Klang.

Manch einer wird CD/UKW-Radio oder eine Kopfhörerbuchse vermissen.

Der Name JBL begleitet Filmfreaks und Musiker ebenso wie zahllose Audiophile seit vielen Jahrzehnten. Die Marke ist dank starker bis führender Marktsegment-­Positionen bei Bluetooth-Lautsprechern und Kopfhörern auch bei jüngeren Generationen sehr präsent. Paradebeispiel ist die jüngst vorgestellte All-in-One-Anlage JBL L42ms, die wir hier im Test haben.

Eher eingefleischte Fans werden sich dagegen an den riesenhaften Kinolautsprecher Paragon erinnern. Das netzwerkfähige Komplettsystem L42ms ähnelt diesem mit seiner ungewöhnlichen Bauform optisch tatsächlich ein wenig. Denn es sieht auf den ersten Blick aus wie ein reines Lautsprechersystem, erst die Rückseite offenbart „des Pudels Kern“. Und der hat es in sich.

Die JBL L42ms liefert im Test lebendigen Sound

Dass es JBL wie kaum ein Zweiter versteht, selbst aus kleineren Volumina lebendigen, eindrucksvollen Klang herauszuholen, dürfte spätestens mit dem in jeder besseren Kneipe hängenden Control One aus gleichem Hause geklärt sein. Dieses akustische Kleinod ist legendär und mit zahlreichen Produktgenerationen sowie Millionenstückzahlen mutmaßlich der meistverkaufte Lautsprecher überhaupt. Weil er erfreulich bezahlbar sowie ausgesprochen robust ist und zudem klanglich anmacht. Das ist schon das ganze Geheimnis seines Erfolges.

Das getestete JBL-System ist mit den legendären Monitoren verwandt

Das Design dieser im kalifornischen Northridge erdachten, entwickelten und in langen Hörtests abgestimmten Komplettanlage orientiert sich eher an der jüngst aufgelegten Classic-Linie, also den Retro-Modellen L52, L82 und L100. Und tatsächlich erinnern auch die verwendeten Treiber an die kleinste Classic L52, die als Paar exakt dasselbe kostet wie die All-in-One JBL L42ms, nämlich um 1.000 Euro.

Die Kalifornier setzen hier einen mit 100 Millimetern Durchmesser etwas kleineren, langhubigen Konustreiber mit weißer Pappmembran und statt der Titanium- eine 20-Millimeter-Aluminium-Kalotte ein, die bei rund 5 Kilohertz voneinander getrennt werden.

Enormer Maximalpegel: Die JBL „kann laut“

So sollen bis zu 102 Dezibel Maximalpegel erreicht werden können, was für eine Art Soundbar, die das getestete JBL L42ms-System letztlich ist, respektabel erscheint. Ausprobiert haben wir es messtechnisch nicht, aber der JBL-Powerriegel „kann“ problemlos laut genug, um gegebenenfalls die Nachbarn näher kennenzulernen. Das bogenförmige, in der Breite über 60 Zentimeter messende Gehäuse mit den außen liegenden Hochtönern soll mit entsprechender Basisbreite für ein breites Klangpanorama sorgen. Und das gelingt im Test recht gut.

Auch auf eine Bassreflexunterstützung, in diesem Stereo-Anwendungsfall als „Zwillingsauspuff“ ausgeführt, kann die rund 8,5 Kilogramm schwere und solide verarbeitete L42ms mit eingebautem „Vintage“-Touch zurückgreifen.

Vier aktive Treiber liefern den Sound der JBL

Mit 200 Watt Gesamtleistung sorgt das in die JBL-Komplettanlage integrierte Class-D-Verstärkeraggregat mit einem akribisch abgestimmten, digitalen Signalprozessor (DSP) für Stimmung, wenn auch eher knackig als tief. Davon entfallen in Vierkanal-Konfiguration je 75 Watt auf jeden Bass- und 25 Watt auf jeden der Hochtontreiber. Zur reinen Technik kommt hier selbstverständlich die charakteristische Vintage-Klangabstimmung, die JBL-typisch Emotionalität und musikalischen Fluss über die feinsinnige Detailwiedergabe stellt. Verstehen Sie uns hier nicht falsch, wir finden genau diesen Klang an dieser Stelle optimal.

Freilich kann die vorgewählte Werkseinstellung per „Soundfield Expander“ und „Bass Contour“ justiert und dem jeweiligen Standort oder eigenen Präferenzen angepasst werden. Der offenbar im Lastenheft verankerte Anspruch, es ungeachtet des betonten Designaspekts mit traditionellen HiFi-Systemen aufnehmen zu können, ist nachvollziehbar.

Ausstattung und Streaming mit der JBL

Selbstredend bietet das JBL L42ms mit der gebogenen Schallwand Zugriff auf sämtliche wichtige Streamingdienste, neben Spotify auch Tidal und Qobuz. Letzteres geht, wie sich im Test zeigte, via App, ebenso Amazon HD, Podcasts und Internetradio. Und auch wenn die Qualität hardwareseitig auf 24 Bit / 96 Kilohertz begrenzt wurde, reicht das – deutlich oberhalb des CD-Standards – für jede Situation aus. Mehr als das, es klingt wirklich gut.



Eine HDMI-Buchse für die TV-Verbindung ist aktuell leider nicht einmal bei kostspieligen Anlagen selbstverständlich, aber hier, bei einem 1.000-Euro-System, ist sie an Bord. Auch eine USB-Buchse für musikgefüllte Sticks ist vorhanden. Beides finden wir ausdrücklich sehr wichtig, es gehört schon auf der Komfort-Habenseite einfach dazu. Mit Cinch und 3,5er-Klinke sowie LAN und Subwoofer-Buchse sind die kabelgebundenen Anschlussmöglichkeiten gut.

Schmerzlich fehlen womöglich CD-Laufwerk und UKW-Radio, ebenso digitale Eingänge. Auf der Habenseite kommen kabellos Apples AirPlay 2, Chromecast Built-in sowie Bluetooth hinzu, womit die Musik aus dem Handy Gehör findet.

JBL L42ms: Kompaktanlage mit digitaler Seele

Sämtliche Eingangssignale werden übrigens auf den DSP der JBL geroutet, also digital weiterverarbeitet. Auch für Roon ist das Gerät vorbereitet, sprich Roon-­ready. Gemäß JBL arbeitet es zudem mit zertifizierten Smart/Multiroom-Produkten und -Standards zusammen. Eine einfache, aber hübsche Fernbedienung wird mitgeliefert, zudem lässt sich das Gerät auch mit der JBL Premium Audio App steuern. Die ist noch jung, zum Testzeitpunkt gab es im deutschen Apple App Store erst eine Rezension. Auch das verbindet und versöhnt womöglich die Generationen.

Die getestete JBL-Komplettanlage wird preisgleich in hochwertiger Möbel-/Furnierqualität in „Walnuss Schwarz“ oder „Walnuss Natur“ ausgeliefert. Dazu gehört ein entsprechend der Schallwand gebogener JBL-typischer „Quadrex“-Schaumstoffwürfel-Grill.

Echtes JBL-Feeling zum „Sparpreis“

Wir finden es auch schade, dass diese Bespannung nicht, wie bei der L-Baureihe, auch in Blau oder Orange verfügbar ist. Notfalls auch gegen Aufpreis als optionales Zubehör. Das wäre ein echter Eyecatcher gewesen, hätte aber – in Serie – mutmaßlich Auswirkungen auf die Stückkosten gehabt.

Doch chic ist die JBL All-in-One fraglos auch so, klingt prima, sogar ein wenig frech, ist recht ordentlich ausgestattet. Sie dürfte zum Preis knapp unter der Schallgrenze von 1.000 Euro wohl einige Fans finden. Der Anmachfaktor ist trotz ein paar Ausstattungsschwächen, die zu einem „befrie­digend“ führen, insgesamt durchaus hoch. Der Test hat mächtig Spaß gemacht!



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