FiiO S15 im Test: Was kann der Android-Streamer?
Der FiiO S15 ist ein klassischer Streamer für 1.100 € aus – trumpft im Test aber mit seinen Besonderheiten auf.

Netzwerkplayer sind für FiiO ein eher neues Feld, obwohl die Firma ziemlich modern ist. Immerhin soll der „iO“-Teil des Namens für „1“ und „0“ stehen. Die Bits, aus denen jede Computer-Anwendung und jedes -Signal aufgebaut ist. Vielen sind die Chinesen eher im Zusammenhang mit Kopfhörern bekannt, sie haben zahlreiche, primär mobile, Kopfhörer-Amps im Angebot, sind da laut eigenen Angaben sogar Weltmarktführer. Und natürlich hat FiiO mit dem CP13 den Kassettenspieler ins 21. Jahrhundert geholt. Mit dem S15 zeigte die Firma jetzt aber den ersten klassischen Netzwerkspieler, den wir in diesem Test näher beleuchten.

Der erste Streamer von FiiO ist der S15 jedoch nicht ganz, immerhin gibt es schon den R9 und dessen „kleinen Bruder“ R7. Doch beide sind mehr Hybrid aus Kopfhörerverstärker und Streamer, dank Android-Betriebssystem und großem Touchscreen ausgesprochen vielseitig, aber mit Hochkant-Bauweise und einer klaren Ausrichtung als „für den Schreibtisch“ eher außergewöhnliche Geräte. In diesem Vergleich sieht der in Silber und Schwarz erhältliche S15 dann doch eher klassisch aus: flaches Gerät in 43er-Standardbreite mit zwei seitlichen Drehreglern (Eingang und Lautstärke) und einem zentralen großen Bildschirm.
FiiO S15 mit großem Bildschirm und Android-System
Dieser ist angenehm hochauflösend und gewährt als Touchscreen volle Kontrolle über alle Funktionen des Netzwerkplayers. Damit man sich nicht verirrt, gibt es zudem noch Buttons für die wichtigsten Aktionen wie Play/Pause und einen Home-Button. Genau wie der R9 arbeitet der Neuling mit einer angepassten Version des von Handys bekannten Betriebssystems Android. Das bringt erneut einige ungewöhnliche Besonderheiten mit sich.

Dabei ist der Standard-Bildschirm der weiterentwickelten Android-Oberfläche erst mal nicht unbedingt ungewöhnlich für einen Netzwerkplayer. Sie präsentiert Anwendungen für Einstellungen, Musikwiedergabe von internen Quellen wie USB-Sticks, Eingangswahl („Arbeits-Modus“) sowie einen auf Wunsch ziemlich detaillierten Equalizer. Ein „Swipe“ auf dem Touchscreen enthüllt dann jedoch noch weitere Programme wie den Google Play Store für Apps und einen Webbrowser.
FiiO | |
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S15 | |
Produktart / Preisklasse | Streamer / 1.000€ bis 2.000€ |
Internetadresse | fiio-shop.de |
Preis in Euro | 1,100 |
Abmessungen (BxHxT) in cm | 43 x 8,9 x 27,4 |
Gewicht in kg | 5.74 |
Deutschlandvertrieb | NT Global Distribution |
Kontakttelefonnummer | 0421 70508619 |
Klang 40 % | gut 1,7 |
Klangqualität | präzise und dennoch langzeittauglich, neutral |
Messwerte 10 % | gut 1,7 |
Rauschabstand Digital Null (in Dezibel) | gut (101) |
Ausgangsspannung (in Volt) | sehr gut (Cinch 1,6 / XLR 3,3) |
Ausgangswiderstand (in Ohm) | gut (Cinch 131 / XLR 236 |
Klirrfaktor bei -9dBFS (in Prozent) | sehr gut (0,0014) |
FFT-Spektrum | gut |
Stromverbrauch Leerlauf (in Watt) | gut (11) |
Ausstattung 25 % | gut 1,9 |
Digitaleingänge & -ausgänge | In: optisch, koaxial, AES/EBU, HDMI, USB / Out: optisch, koaxial, AES/EBU, HDMI (ARC), I2S |
Digital-Filter umschaltbar | ja |
Ausgänge | 2x Cinch, XLR |
Ausgang regelbar | ja |
Kopfhörerausgang | nein |
Musik-Formate | sehr viele, inklusive HiRes bis 768kHz/32bit und DSD512 |
Haptik & Verarbeitung | gut |
Streamingstandards | Airplay, Roon, Zugriff auf alle Streamingdienste am Gerät, UPnP/DLNA, Internetradio |
USB-Datenträger | ja |
Harter Netzschalter | ja |
Handhabung 25 % | befriedigend 2,6 |
Qualität der Fernbedienung | befriedigend |
Qualität der Anleitung | befriedigend |
Bedienung am Gerät / Anzeige & Display | sehr gut |
Qualität der App | bezogen auf FiiO Control: befriedigend |
Garantie (in Jahren) | 2 |
Testergebnis | 2.0 |
Zudem steht auch der FiiO-eigene „Store“ bereit, aus dem zahlreiche Musikstreaming-Apps geladen werden, von Amazon Music über Qobuz bis Spotify. Tidal fehlt als einziger der „üblichen Verdächtigen“. Google-Konto vorausgesetzt, gewährt der Play Store dann auch Zugriff auf jegliche Anwendungen, wie die meisten Menschen es vermutlich von ihrem Handy kennen (hier dann auch Tidal). Mail-Programme, Messenger, Videospiele, Onlineshopping und eben mehr oder weniger alles kann damit theoretisch frei auf dem FiiO installiert werden. Zugegeben größtenteils Spielereien, aber es schadet nicht, die Möglichkeit zu haben, oder? Aufgrund des Querformats des Bildschirms werden natürlich die meisten Apps oder per Browser erreichbaren Websites nicht optimal dargestellt.
Die App zum FiiO S15 im Test
Zur Kontrolle aus der Ferne steht die erst mal eher simple FiiO Control-App bereit, die nach einer Kopplung von Handy und Streamer die grundlegende Steuerung übernimmt. Um damit auch Musik zu streamen, muss dann jedoch der „Cast“-Modus aktiviert werden, für den es zwei Optionen gibt. Entweder wird der Bildschirm des Streamers auf dem Handy gespiegelt, und dieser kann darüber gesteuert werden. Oder aber der Screen auf dem FiiO wird nur noch als Anzeige genutzt, und auf dem Handy wird die für Telefone angepasste Version des Android-Systems dargestellt – Handy im Handy sozusagen. Darüber kann dann ebenfalls alles gesteuert werden – noch mal angenehmer, da diese Darstellung auf einem Smartphone deutlich besser aussieht.

Der Clou dabei ist, dass eben jegliche wünschenswerte App auf dem S15 installiert werden kann und man so auch direkt auf die App des Lieblingsdienstes zugreifen kann, gespiegelt auf dem Handy. In einer perfekten Welt hat man damit also alle Vorteile der Streamingdienst-App und kann direkt auf dem Gerät Musik wiedergeben. Und das ohne jegliche „Umwege“ von Spotify Connect über Google Cast bis zur Integration eines Dienstes in eine andere App.
Alternativen für das Musikstreaming
Das Ganze ist ein spannendes Konzept, auch wenn die App nicht immer perfekt arbeitet. Bei der Kopplung von Streamer und App und dem Aktivieren der Handy-Kontrolle braucht es mal ein paar Anläufe, und die aufs eigene Telefon „gestreamte“ Ansicht des S15 ist langsamer und behäbiger, als ein normales Handy zu steuern. Trotzdem haben wir den Eindruck, dass das Ganze besser funktioniert als noch beim R9. Einen Streamingdienst öffnen, Musik suchen, starten und kontrollieren klappt bei uns generell gut.
Will man die App und damit die ausgefallene Handy-Steuerung beiseitelegen, gibt es aber immerhin noch ein paar andere Optionen: Roon, AirPlay, Bluetooth (auch bidirektional etwa zum Ansteuern von Kopfhörern) und UPnP/DLNA. Mit Letzterem kann der S15 als Server benutzt werden und seine Musik an andere Geräte freigeben. Aber vor allem kann man so mit Programmen von Drittanbietern wie MConnect oder BubbleUPnP Musik unkomprimiert vom Handy auf den Streamer leiten, sofern dieses „Lab Feature“ manuell aktiviert ist. Wählt man sich per IP-Adresse am Computer in den FiiO ein, kann man ihm zudem Musikdateien direkt „schicken“. Das sind einige angenehme Optionen, auch wenn gängige Möglichkeiten wie Connect-Protokolle oder Google Cast trotzdem fehlen. Mit einer inoffiziellen Drittanbieter-App ließe sich der FiiO möglicherweise als Cast-Receiver einsetzen – wobei das auch eher eine improvisierte Lösung ohne komplette Erfolgsgarantie ist.
Steuerungs- und Anschluss-Alternativen
Wenn man direkt vor dem Player sitzt und ihn am Schreibtisch etwa mit Aktivboxen oder einer kleinen Endstufe nutzt, kann man ihn natürlich stets über den Bildschirm steuern. Dann muss man sich nicht mit den ungewöhnlichen Aspekten der App auseinandersetzen und kann die wirklich sehr gute Touchscreen-Kontrolle genießen.
Als Alternative gibt es zudem auch eine Fernbedienung. Diese löst die App-Besonderheiten zwar auch nicht, aber erlaubt zudem, wenn gewünscht, eine relativ detaillierte Steuerung.

Lassen wir die Streaming-Welt und ihre Eigenheiten kurz außen vor, will der S15 aber auch als reiner DAC und Vorverstärker beeindrucken, erst mal mit seiner ziemlich kompletten Anschlussliste. Optisch und Koaxial sowie AES/EBU jeweils als Ein- und Ausgänge decken da schon mal das Grundbedürfnis ab, eine HDMI-Buchse die Verbindung zum TV, eine zweite HDMI-Buchse als Eingang. Per USB kann zudem ein Computer angeschlossen werden, und auch ein I2S-Port steht bereit als Ausgang.
Erweiterung des FiiO S15 zum Musikserver im Test
Vor allem für Kunden, die lokal Musik gespeichert haben, bietet der S15 noch viele weitere Optionen. Wie einen USB-Slot für Sticks oder Festplatten und sogar einen SD-Karten-Slot. Für Apps, Betriebssystem und auch Musik hat er von Haus aus bereits 64 GB Speicherplatz. Zuletzt kann sogar eine Speicherplatte – konkret eine kompakte NVMe-M.2-SSD – in den Player integriert werden. Dafür schraubt man diese in ein mitgeliefertes Gehäuse, welches dann per Magnet in einem Slot auf der Rückseite hält. Das geht schnell und einfach, etwas unelegant ist vielleicht nur der Anschluss der SSD. Der geschieht nämlich nicht intern, sie muss per USB-Kabel von ihrem Gehäuse an den USB-Anschluss des Players gedockt werden.

Zur Ausgabe der analogen Musik stehen dann sogar zwei Paar Cinch-Buchsen sowie ein Paar XLR-Ausgänge bereit. Die letzteren, symmetrischen Verbindungen geben auch schon mal einen Hinweise darauf, dass die analoge Sektion des Streamers auch symmetrisch aufgebaut ist, etwa zwecks stärkerer Kanaltrennung oft ein Vorteil.
Des Innere des FiiO S15 im Check
Die guten technischen Qualitäten sollen zudem auch in der Verarbeitung von digitalen Dateien präsent sein. Dafür erfüllt die chinesische Firma das „Einmaleins“ der Kategorie hochwertiger DAC mit Bravour: physische Trennung der Sektionen Digital/Analog im Gerät für weniger Interferenzen, getrennte Stromversorgungen für weniger Übersprechen und einen hochwertigen DAC-Chip. Hier verlässt man sich auf den Zulieferer AKM und dessen Flaggschiff-Kombination aus den Chips AK4191 und AK4499EX. Diese trennen die Verarbeitung digitaler Dateien weiter auf, sodass ein Bauteil die Wandlung an sich übernimmt und das andere die Vorbereitung der digitalen Daten für selbige – das Ziel ist ebenfalls ein reduzierter Rauschabstand, was klanglich unter anderem die Auflösung, Neutralität und Hintergrundschwärze verbessern soll.

Wie es sich für einen guten DAC gehört, wird so auch die Verarbeitung von anspruchsvollen Dateien ermöglicht, vor allem per USB geht es wie immer hoch hinaus: neben DSD512 und MQA kann der S15 auch Dateien bis zu einer Auflösung von 768 kHz und 32 Bit verarbeiten. Auch vor der Wandlung setzt FiiO mit Optimierungen an: „DAPS“ (Digital Audio Purification System) soll die digitale Musik verbessern und dabei auf Resampling verzichten. Zudem werden darin gleich zwei separate Taktgeber genutzt, deren Genauigkeit dabei helfen soll, Phasenrauschen effektiv zu reduzieren.
FiiO S15 beweist sich im Test auch klanglich
Was genau die Optimierungen bringen, zeigt sich im Hörtest, der trotz der steuerungstechnischen Eigenheiten ziemlich rund ablief. Kiki Rockwells Mix aus aggressiven Texten, mittelalterlicher Stimmung und kräftigen Beats (ja, das ist so verrückt, wie es klingt) in „Burn Your Village“ zum Beispiel hat Wucht und Präzision ohne jegliche Verzerrungen. Aber auch ruhigerer Gesang kommt gut über den FiiO zur Geltung, im ausgeglichenen Klangbild verschwindet nichts. Selbst bei noch verzerrteren Sequenzen, wie sie zum Beispiel Black Sabbath im Angebot haben, fühlen wir uns auch auf hohen Lautstärken nie genervt, sondern eher dazu mitgerissen, immer weiter zu hören.

Für Roon, AirPlay, DLNA und externe digitale Quellen ist der FiiO damit eine spannende Option mit rundem, präzisem, aber nicht zu analytischem Klang. Wer sich mit seinen Eigenheiten anfreunden und auf die weiteren Protokolle verzichten kann, bekommt zudem einen mehr oder weniger maximal flexiblen Streamer. Ein spannender Schritt der Kopfhörerexperten in Richtung klassisches HiFi!