Dual CS 618 Q im Test: Plattenspieler mit Direktantrieb
Der Buchstabe „Q“ steht beim Dual CS 618 Q für die in unserem Test hervorragende Fortführung der Direktantriebstradition.

Na? Klappt es oder klappt es nicht? Jawohl, es klappt! Nachdem jener das Ende der Auslaufrille erreicht hat, hebt Duals hier zum Test geladener samt Haube gelieferter CS 618 Q den Tonabnehmer von der Schallplatte ab, wobei der Tonarmlift automatisch umspringt, und stoppt den Teller. Der Vorgang lässt allerdings ein paar Sekunden auf sich warten, bevor der Dreher reagiert, weshalb man ihn die ersten Male gespannt verfolgt. Doch, keine Bange, alles funktioniert zuverlässig!

Dieser kleine Service, den Liebhaber des rein manuellen Betriebs rückseitig abschalten können, ist ein spezielles Merkmal am großen Dual, der das Schallplattenhören so ein bisschen komfortabler macht. Doch dies ist längst nicht die einzige Besonderheit des rund 7,5 Kilogramm schweren sowie in mattem Schwarz, Lackschwarz oder auch im picobello aufgebrachten Walnussfurnier des Testgeräts lieferbaren Drehers.
Dual CS 618 Q steht in Historie anderer Dual-Modelle
Kenner der Dual-Historie vermuten richtig: Das Q im Namenszusatz stand einst für den „Quartz“-geregelten Direktantrieb von Duals ehemaligen Spitzenmodellen CS 714 Q oder CS 731 Q. Der ebenfalls quartzkontrollierte, bürstenlose Motorblock des CS 618 Q, der die Platte mit bis zu 78 Umdrehungen rotieren lässt, wurde für Dual modifiziert und stammt von jenem taiwanesischen Hersteller, der die heutigen Plattenspieler fertigt, und ist entgegen etwaiger Vorurteile gegenüber asiatischen Produkten ein Sahneteilchen, das durch vorbildliche Stille, Laufruhe und Präzision besticht – siehe Laborwerte.

Überhaupt: Bei kaum einer anderen HiFi-Marke mit langer Geschichte dürften noch derart viele Mitarbeiter – wenn auch kurz vorm Rentenalter – aus deren Hochzeit tätig sein wie bei Dual. Und mit Dr. Josef Zellner ist der ehemalige Vertriebsleiter vom Ende der Achtziger der heutige Inhaber und Geschäftsführer. Das nennt man wohl lebendige Traditionspflege.
Kein Riemen, aber eine abnehmbare Headshell
Es ist beim CS 618 Q also kein Riemen aufzulegen. Der samt seiner 2,5 Millimeter dicken Gummimatte gut 1,5 Kilo wiegende Plattenteller aus Aluminiumdruckguss wird einfach auf die Mittelachse gesteckt.

Im Beipack findet sich neben dem Gegengewicht mit seiner nach unserem Geschmack ein wenig zu leichtgängigen Skala ein fix und fertig in die abnehmbare Headshell montierter Tonabnehmer, der folglich nur noch am vorderen Ende des Tonarms per Überwurfschelle fixiert und anschließend ausgependelt respektive auf den korrekten Auflagedruck von rund 18 Millinewton eingestellt werden muss.
Aufbau des Dual CS 618 Q im Test
Dies alles geht selbst Ungeübten zügig von der Hand. Und nachdem der CS 618 Qauf einer waagerechten Unterlage steht und ihn das externe Netzteil versorgt, kann es schon fast losgehen. Doch halt: Nicht die Phono-Kabelverbindung in Richtung Wiedergabegerät vergessen! Eine mit üblichen Cinch-Steckern versehene liegt ebenfalls im Karton.

Wir drücken uns deshalb so allgemein aus, weil dieses kein normaler HiFi-Amp mit spezialisiertem Phono-Eingang sein muss. Da der CS 618 Q über einen integrierten Entzerrer/Vorverstärker, so der Fachterminus, verfügt, kann er wie ein CD-Player oder andere sogenannte Hochpegelkomponenten an einem Ghettoblaster, Tischradio oder was an potenziellen Spielpartnern sonst noch kreucht und fleucht angeschlossen werden.
Dual | |
---|---|
CS 618Q | |
Produktart / Preisklasse | Plattenspieler / 500 bis 1.500 Euro |
Internetadresse | www.dual.de |
Preis in Euro | ab 1.198 Euro (schwarz foliert, Hochglanzschwarz und Walnussfurnier 1298 Euro) |
Abmessungen (BxHxT) in cm | 43,5 x 37 x 14,5 |
Gewicht in kg | 7.5 |
Deutschlandvertrieb | Dual Deutschland |
Kontakttelefonnummer | +49 8191 9157770 |
Plattenspielertyp / Antriebsprinzip | manuell mit Endabschaltung / Direktantrieb |
Bluetooth / Anschlüsse | nein / Cinch |
Integrierter Phono-Pre / Tonabnehmer inkl. | ja / ja (Ortofon 2M Blue) |
Klang 60 % | sehr gut 1,3 |
Klangqualität | farbig-ausdrucksvolles Klangbild von dank exakter räumlicher Steffelung ausgeprägter Übersichtlichkeit |
Messwerte 15 % | sehr gut 1,5 |
Rumpeln | gut |
Drehzahlabweichung (in Prozent) | sehr gut (0,06) |
Stromverbrauch Leerlauf (in Watt) | sehr gut (2,6) |
Ausstattung 10 % | gut 1,6 |
Abdeckhaube vorhanden | ja |
Haptik & Verarbeitung | sehr gut |
Tonarmkabel austauschbar | ja |
Geschwindigkeiten in U/min | 33, 45, 78 |
Tempofeineinstellung oder Regelautomatik | Regelautomatik |
Trittschalldämpfung | ja Gummifüße) |
Harter Netzschalter | nein |
Handhabung & Bedienung 15 % | gut 2,5 |
Geschwindigkeitsumschaltung | sehr gut (Drehknopf) |
Qualität der Anleitung | sehr ausführlich und reich bebildert |
Garantie in Jahren | 5 |
Einstellbarkeit | keine Einstellbarkeit |
Headshell abnehmbar | ja |
Erste Inbetriebnahme | gut |
Einstellkomfort | gut |
Testergebnis | sehr gut 1,5 |
Mittels des neben den Ausgangsbuchsen angebrachten Schiebeschalters trifft man seine Wahl: „Phono“ bedeutet, dass der Dual hierüber das unbearbeitete Signal für einen externen Phono-Pre ausgibt. Steht der Schieber auf „Line“, kommt dagegen die interne Phono-Stufe zum Einsatz. Diese ist übrigens von so hoher Qualität und entlastet obendrein die winzigen Spannungen des Abtasters von „strapaziösen“ Wegen, dass sie vermutlich den meisten Phono-Abteilungen in günstigeren Verstärkern überlegen sein wird. Sie ist damit alles andere als eine Notlösung. Ist ein Amp mit Phono-Zweig vorhanden, sollte man selbst ausprobieren, welchem Modus man den Vorzug gibt.
Tonarm und Tonabnehmer des Dual
Der auf vielen Dual-Drehern verwendete, spielfrei kardanisch gelagerte und sehr leichtgängige, aber nicht höhenverstellbare Tonarm kompensiert die Skating-Kraft per Spezialfeder progressiv. Soll heißen, dass er außen stärker gegenhält als im Innenbereich der Schallplatte. An seiner Spitze führt der Arm serienmäßig Ortofons MM-System 2M Blue. Dessen elliptisch geschliffener Diamant sitzt „nackt“, ergo ohne beschwerenden Löt- oder Klebstoffkegel, auf dem Aluminiumröhrchen, das den Nadelträger bildet.

Eine sehr gute Wahl, da das solo immerhin 168 Euro teure 2M Blue dem auch von Dual oftmals eingesetzten, kleineren 2M Red klanglich überlegen ist, da es vor allem in den oberen Lagen geschmeidiger und insgesamt reifer tönt. Damit soll es dem Anspruch des CS 618 Q noch besser gerecht werden. Und auch im STEREO-Labor unterstrich das Ortofon seine Klasse in Form eines sehr linearen Frequenzgangs (siehe Diagramm) bei vorbildlicher Kanalgleichheit. Aus anderen Tests wissen wir: Das ist kein positiver Ausreißer!
Einstellungen des Dual CS 618 Q im Test
Dreht man den Knopf vorne rechts aus der „Off“-Stellung auf eine der drei Drehzahlen, passiert – nichts! Es liegt jedoch kein Defekt vor. Der Teller setzt sich erst in Bewegung, wenn man den Arm aus der Ruheposition über die Schallplatte schiebt. Absenken muss man die Nadel selbst. Zur Wahl stehen dann – wie eingangs erwähnt – die automatische Endabschaltung ohne Tonarmrückführung oder eben der rein manuelle Betrieb.

Dieser Unterschied spielte im ausführlichen Hörtest keine Rolle. Einer nach der anderen wanderten die Schallplatten auf den Teller des CS 618 Q. Dieser zeigte durchweg die lässige Perfektion des Könners. Susan Wongs locker swingende Version von „Dancing In The Moonlight“ vermittelte in der Tat die beabsichtigte heiter-relaxte Atmosphäre einer entspannten abendlichen Party mit Freunden.
Interner oder externer Phono-Pre?
Für diesen Eindruck war es übrigens egal, ob wir über den internen Phono-Pre hörten oder das in diesem Fall natürlich unbehandelte MM-Signal etwa an Pro-Jects feine, knapp 600 Euro teure Phono Box DS3 B ausgaben. Na gut, über diese tönte der Dual noch ein wenig aufgeräumter und strukturierter, doch die Unterschiede fielen erstaunlich gering aus, sodass man sich getrost den Fähigkeiten der eingebauten Vorstufe überlassen darf. Eher sollte man ein paar Euro investieren, um das beigefügte Phono-Kabel einfacher Güte durch ein hochwertigeres zu ersetzen.

Was uns am seiner Preisklasse vollauf gerecht werdenden CS 618 Q neben seiner ungezwungenen Art insbesondere gefallen hat, ist die Farbigkeit seiner Darbietungen. Nicht nur Stimmen kommen sauber, aber kein bisschen kühl. Der sich bruchlos an die Mitten nach unten hin anschließende Tieftonbereich hat angenehme Fülle und zugleich Kontur. Den zuweilen untenrum eher mager und/oder in den höheren Lagen tendenziell silbrig bis harsch tönenden Drehern der Einstiegsliga ist man mit dem Dual nicht nur preislich, sondern vor allem auch in puncto Klang ganz klar entwachsen.
Wie klingt der Dual CS 618 Q?
Und dieser kümmert sich nicht nur um tonale Homogenität und Einheitlichkeit im Energiemanagement, sondern widmet sich zudem feinen Strukturen. So dem zart nuancierten HiHat-Spiel im bezaubernden „Les Adieux“ des Sebastian Sternal Trios, während im Tieftonkeller der akustische Bass fürs knorrige Fundament sorgt und der zwischen diesen Polen gelagerte, natürlich eingefangene Flügel die sentimentale Melodie des Titels beisteuert. Der CS 618 Q sorgt dafür, dass dieses kleine Kunststücken ganz einfach erscheint und der gleichmäßige Lauf des Direktantriebs den sämigen Fluss der Ballade unterstützt, was dem Hörer den emotionalen Zugang zu dieser audiophilen Preziose erleichtert.

Im Vergleich mit anderen Drehern zeigte der große Dual einen Hang zur Deutlichkeit, stellte etwa Diana Krall markant umrissen ins weite Spektrum ihrer Pariser Live-Platte und verlieh deren grummelndem Bass Grip. Selbst ohne die Kapriolen von Bonds Tüftlergenie vereint Duals Top-Modell clevere Lösungen und anspruchsvolle Teile klanglich zu einem schlüssigen Gesamtkonzept. In diesem Test haben wir deshalb gelernt, wofür das „Q“ beim CS 618 auch noch steht: für Qualität!
Wie klingt ein MC-Tonabnehmer am Dual CS 618 Q?
Nicht falsch verstehen: Das zum CS 618 Q gelieferte Ortofon-MM 2M Blue passt in jeder Hinsicht hervorragend zu diesem. Doch da uns eine zweite Headshell vorlag, wollten wir probieren, wie hoch sich der Dreher klanglich ausreizen lässt und ob dabei sein Tonarm einem hochwertigen MC-Abtaster gewachsen ist.
Zu diesem Zweck bauten wir Ortofons MC Quintet Black S ein, das knapp 900 Euro kostet, stellten den Auflagedruck neu ein und machten die Probe aufs Exempel. Dies natürlich ausnahmslos an externen Phono-Pres, denn der interne des Duals ist ja ausschließlich auf MM-Signale eingestellt.

Mit dem Quintet Black S am Arm zeigte der CS 618 Q einen anderen Charakter, spielte frischer, draller und kerniger. Gut zu hören war dies etwa bei James Taylors basskräftigem „Her Town Too“. Per MC kamen die kräftigen unteren Lagen wenn schon nicht fülliger, so doch kantiger und konturierter rüber. In den Mitten verlor der Dual etwas von dem Charme, den er im Zusammenspiel mit dem 2M Blue gezeigt hatte, wirkte dafür um Nuancen klarer. Fazit: Der CS 618 Q lässt sich problemlos nach oben hin ausbauen.