Der Nagra Streamer im Test

Um Nagra-Hörern die neue Medienwelt aus eigener Hand zu erschließen, bringt die Kult-Marke jetzt als Add-on zu seinen DACs den „Streamer“.

Bei HiFi bezahlt man bekanntlich oft nicht für das, was dasteht, sondern vor allem für das, was hinten rauskommt. So kann etwa ein Tonabnehmer wenige Euro kosten, aber auch einige Tausend. Diamant, Spulen, Magnete und Gehäuse haben beide, doch das klangliche Ergebnis als Resultat des getriebenen Aufwands macht den Unterschied aus und bestimmt letztlich den Preis.

So verhält es sich wohl auch mit dem neuen Streamer der nahe des Genfer Sees ansässigen Kult-Marke Nagra. Obgleich dieser mit einem Preis von 4.950 Euro die momentan günstigste Komponente der Schweizer ist, stellte sich im Test unmittelbar die Frage nach dem Gegenwert. Denn was, bitte schön, soll die Forderung für das gerade mal 18,5 Zentimeter breite, 4,1 Zentimeter hohe und 16,6 Zentimeter tiefe Kistchen mit dem reliefartig gravierten Marken-Logo auf der Front rechtfertigen?

Freilich, der aus dem vollen Aluminiumblock gefräste, in seiner Oberfläche makellose Deckel, der praktisch allein das Gesamtgewicht von 1,9 Kilogramm ausmacht, wird präzise vor Ort in Romanel-sur-Lausanne gefertigt und geht ins Geld. Doch das blitzsauber, jedoch nicht eben üppig bestückte Platinchen im Inneren kann’s doch wohl nicht wirklich ausmachen, oder? Nun ja, schauen wir mal, was am Ende unterm Strich steht.

Eine reine Streaming-Bridge ohne DAC

Die Skepsis ist berechtigt, zumal es sich bei Nagras kompaktem Streamer um eine reine „Bridge“ handelt, also um ein Gerät ohne D/A-Wandler und analoge Ausgangsstufe, das allein für die Aufbereitung der Digitaldaten aus einem Netzwerk respektive eines externen USB-Sticks oder -Drives und zum Betrieb an einem DAC konzipiert ist. Obwohl der Streamer in dieser Hinsicht mit jedem Partner harmoniert, ist er vor allem für Nagra-D/A-Wandler vorgesehen – zum Beispiel den im letzten Jahr vorgestellten Classic DAC MKII, den STEREO mit prima Resultat testete. Neben den üblichen Digital­eingängen waren uns damals zwei mit „Nagra Link“ überschriebene Inputs für künftige Bit-Lieferanten der Schweizer aufgefallen. Und der hier vorliegende neue Streamer ist der erste von ihnen.

Das Konzept der Bridge hat durchaus seinen Sinn in Zeiten, in denen ein anspruchsvoller D/A-Konverter eingangsseitig den Gate-Keeper vieler Anlagen darstellt. Warum soll man schließlich mit jedem weiteren Bit-Zuspieler, sei es Streamer, Disc-Laufwerk oder sonstiges Digital-Equipment, erneut in eine D/A-Wandler- beziehungsweise analoge Ausgangsstufe investieren, wenn beide im zentralen D/A-Wandler hochwertiger sind.

DSD256 ohne Zaudern und Stocken

Und Nagra treibt den Ansatz insofern auf die Spitze, als dass der ohne alle Bedienelemente auskommende Streamer sogar fernab der eigentlichen Anlage aufgestellt werden kann. Möglich macht dies das erwähnte Nagra Link, eine proprietäre Lichtleiterverbindung mit Spezialkabel, das laut der Schweizer in beinahe beliebiger Länge eingesetzt werden kann, besonders breitbandig ist und mittels Verdrehen arretierbarer Überwurfhülsen fest und sicher auf den Anschlüssen sitzt.

Schon vernimmt man, dass Eigentümer eines entsprechend vorbereiteten Nagra-Konverters, dazu zählen neben dem Classic DACII auch der ultimative HD DAC X sowie der Tube DAC, den Streamer etwa im Keller mit einem Top-LAN-Kabel an ihren Router respektive Splitter anschließen und von dort aus zehn oder gar 20 Meter der dünnen orangefarbenen sowie ausreichend flexiblen N-Link-Verbindung zum DAC im Hörraum führen.

Wären solche Strecken auf konventionellem Weg per symmetrischer oder koaxialer Strecke hinsichtlich der Klangqualität zumindest heikel und bei Einsatz einer im Niveau angemessenen Leitung finanziell ruinös, soll nach Angaben der Schweizer die Güte des Datentransfers selbst bei noch erheblich längeren N-Link-Leitungen nicht leiden. Und die Kosten sind vergleichsweise lächerlich: Ein Zehn-Meter-Stück käme auf gut 47 Euro. ­Abgestufte Stücke bis 300 Meter sind lieferbar.

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