DALI IO-8 im Test: hochwertige Kopfhörer mit Bluetooth und ANC
Der Lautsprecherhersteller DALI hat auch mit Kopfhörern Erfolg. Wir haben den brandneuen DALI IO-8 im Test, der dem Top-Modell IO-12 stark ähnelt, aber günstiger ist.

Downsizing ist ein im letzten Jahrzehnt recht populär gewordener Begriff, wenn Dinge leistungs- oder preismäßig abgespeckt werden. Leider ist dabei häufig der Qualitätsverlust größer als die Preisersparnis. Eine Erkenntnis, die meist aber erst nach dem Erwerb eines Produktes offensichtlich wird. Nicht selten führt das zu Frustration oder zumindest Unzufriedenheit.
In diese Falle wollte man bei DALI weder selbst tappen noch seine Kunden hineinlocken. Deshalb dauerte es geraume Zeit, bis man in Dänemark der Meinung war, einen Weg gefunden zu haben, die Qualität des hier getesteten Kopfhörers IO-8 dicht am Spitzenmodell IO-12 anzusiedeln. Der Preis wurde jedoch in einen Bereich gedrückt, der vielen Interessierten deutlich weniger Kopfschmerzen bereitet.

Auf technischer Seite hat man dabei erstaunlich viel vom IO-12 übernommen. So ist der Treiber mit seinen 50 Millimetern Durchmesser und der hauchdünnen Papierfasermembran von der Konstruktion her weitgehend identisch.
Lediglich die von DALI patentierte SMC-Technik fehlt. Das magnetisch leitende SMC-Granulat hat eine sehr niedrige elektrische Leitfähigkeit, was der Schwingspule eines Chassis noch präzisere und schnellere Bewegungen erlaubt.
Wirkungsvolles ANC von Sony im DALI IO-8
Komplett übernommen hat man die Elektronik mit Qualcomm-aptX-Chip für bestmögliche Bluetooth-Übertragung mit bis zu 24 bit/96 kHz und dem Sony-ANC-Chipsatz. Dieser lässt den Klang bei eingeschalteter Geräuschunterdrückung nahezu unverändert.
Die Mischung aus passiven Filtern und einer Verstärkereinheit mit Class-D-Ausgangsstufe bewies bereits beim IO-12 ihre Qualitäten. Das ANC arbeitet erfreulich wirksam, und die zweistufige Klangbeeinflussung mit neutraler oder bassbetonter Einstellung wird direkt am Hörer und nicht via App ein- oder ausgeschaltet.
Das gilt auch für die Lautstärkeregulierung. Sie wird mittels leichten Drucks auf den Rand der mit einem roten R gekennzeichneten rechten Kapsel eingestellt. Dieses ist auf der Innenseite des Bügels aufgedruckt.

Gute Akkulaufzeit und Tragekomfort
Nimmt man den Hörer vom Kopf, verstummt die Musik. Auch an der Verarbeitung mit echtem Leder an Bügel und Ohrpolster sowie der stabilen Ausführung des Bügels kann sich der Kunde erfreuen. Anders geformt und insgesamt etwas kleiner als beim IO-12 sind die leicht auswechselbaren Ohrpolster. Die Batterielaufzeit liegt bei rund 35 Stunden ohne, und 30 Stunden mit ANC – damit lassen sich auch längere Reisen musikalisch begleiten. Die Ladezeit beträgt knapp zwei Stunden.
Der Tragekomfort, insbesondere wenn man eine Brille trägt, ist etwas geringer als beim großen Bruder, der fast schwerelos aufliegt. Aber durch das relativ geringe Gewicht von 325 Gramm ist der IO-8 trotzdem für langes Tragen geeignet. Dabei ist es gleichgültig, ob Sie ihn drahtlos oder mit Kabel betreiben, wobei der analoge Kabelbetrieb dann auch die Telefonier-Möglichkeit unterbindet.
Die drahtlose Verbindung ist übrigens schnell hergestellt und läuft auch über größere Entfernungen bis rund zehn Metern in geschlossenen Räumen stabil.

Wie klingt der DALI IO-8 im Test?
Das Klangbild baut auf einem sauberen und kräftigen Bassfundament auf, das aber so gekonnt austariert ist, dass die tiefen Frequenzen niemals überrepräsentiert wirken, sondern sich immer harmonisch in den Gesamtvortrag einfügen.
Sehr deutlich wurde das bei Wayne Shorters live vorgetragenem Stück „Zero Gravity To The 15th Dimension“. Klavier, vereinzelte Percussion-Einsprengsel und ein von John Patitucci mal gezupfter, mal gestrichener Kontrabass, der Shorter am Saxofon so dezent wie profund unterstützt und dem Stück so erst zu seiner fast meditativen Eleganz verhilft, wurden zu einem harmonischen Ganzen vereint.
Selbst wenn man hier den Bass-Boost einschaltet, wird das Klangbild nicht unerträglich basslastig und bumsig. Alles bleibt trotz etwas übertriebener Präsenz noch in einem Bereich, der nicht nach kürzester Zeit nervt. Der schnelle Griff ans rechte Ohr, um die Lautstärke herunterzuregeln oder die Bassanhebung gänzlich ihrer Aufgabe zu entheben, blieb aus, weil die Integrität der Gesamtdarbietung nur minimal beeinträchtigt wurde.
Die Bedienung des IO-8 im Praxis-Test
Wie wirkt sich die auf Knopfdruck aktivierbare Bassanhebung aber bei Pop- und Rockmusik aus? Wir wählten dafür zum einen den Titel „Ride On“ im Bluesgewand von AC/DC, alternativ den sehr knallig-poppigen Titel „Ride On Time“ von Black Box.

Während sich der Effekt bei AC/DC in eindeutig nachvollziehbaren Grenzen auswirkte, gewann das Pop-Stück doch deutlich an Spaßfaktor hinzu. Offensichtlich hat man bei DALI auf dieses Detail bei der Gesamtabstimmung großes Augenmerk gerichtet. Der gefundene Kompromiss zwischen naturgetreuer Wiedergabe und Anmachfaktor ist sehr gut gangbar. Selbst die Detailfreude litt bei Einsatz der Bassverstärkung nicht ungebührlich, sondern nur in sehr geringem Umfang.

Auch das ANC machte einen ziemlich makellosen Job. Sowohl die Unterdrückung störender Nebengeräusche gelang beeindruckend, als auch die vergleichsweise geringe Beeinflussung des Klangs im Vergleich zur Darbietung ohne Geräuschunterdrückung.
Gute Raumabbildung und feine Auflösung
Um ganz erstaunlich gut klingende Aufnahmen zu hören, kann man bei Jazz und Klassik ohne Reue auf älteres Material zugreifen. Da auch die musikalische Qualität aktuellen Produktionen meist zumindest ebenbürtig, wenn nicht überlegen ist, machten wir uns daran, an den Beginn des Jahrtausends zu reisen. Wir schenkten Wynton Marsalis an der Trompete und Dianne Reeves an den Stimmbändern Gehör. Selbst bei diesem kritischen Material war nur ein sehr dezenter Einfluss von Bass-Boost und ANC auszumachen. Hauptsächlich änderte sich die imaginäre Größe des Kontrabasses, wenn der Bass verstärkt wurde.

Das Thema Raumabbildung im kleinen Maßstab, also bezüglich Größenabbildung und Konturenschärfe, wurde also auf feine Art gelöst. Der tonale Eindruck erschien eine Spur rauer, als wir es uns im Idealfall gewünscht hätten. So klang dann ein großes Orchester, wie bei Tschaikowskis „Pathétique“ unter Antal Dorati mit dem London Symphony Orchestra, zwar emotional berührend und im Rahmen dessen, was via Kopfhörer an Raumdarstellung möglich ist, überzeugend, hatte aber weder ganz den Schmelz noch die ultimative Dynamik, die in höheren Preisklassen möglich sind. Es fehlte nicht viel, und es brauchte schon den direkten Vergleich, um sich bei den zarten Unterschieden Gewissheit zu verschaffen.