Neuer Streamer Cambridge CXN 100 begeistert im Test
Rundum erneuert präsentiert Cambridge Audio den CXN100 als Nachfolger des beliebten Netzwerkspielers CXN V2. Dieser soll in große Fußstapfen treten und seinen Vorgänger übertreffen.
Lange hat es gedauert, doch vor Kurzem präsentierte Cambridge Audio endlich das Subjekt von diesem Test, den neuen CXN100, Nachfolger des CXNV2. Es bleibt beim Grundkonzept eines vielseitigen Netzwerkspielers mit zusätzlichen Digitaleingängen sowie einem vollwertigen Vorverstärkerausgang, der das britische Multitalent zum direkten Anschluss an Endstufen beziehungsweise Aktivlautsprecher prädestiniert und für den der englische Hersteller viel Gutes verspricht.
Bei allem Warten gab es im Streaming-Bereich für Cambridge-Fans in den vergangenen Jahren immerhin die neuen Evo-Streaming-Verstärker. Sowie zuletzt auch die preiswerten Streamer AXN10 und MXN10 (um 475 / 500 Euro). Für Ansprüche zwischen deren guter Einsteigerklasse und quasi High End in Form der hochwertigen Edge-Serie ist die CX-Linie gedacht. Und während bei Verstärkern oder Lautsprechern lange Laufzeiten kein Nachteil sein müssen, war der bereits 2018 vorgestellte CXNV2 nach den Maßstäben der Streaming-Welt beinahe schon antik.
Natürlich lässt sich mit ihm auch heute noch prima Musik hören. Und da Cambridge sein umfassendes „StreamMagic“-System universell einsetzt und konstant aktualisiert, ist er mit dem aktuellen Medienangebot nach wie vor weitgehend kompatibel sowie gut steuerbar. Aber gewisse neue Standards, höhere Auflösungen und andere Verbesserungen an Wandlung und Signalverarbeitung lassen sich eben nur per Hardware-Anpassung integrieren.
Steuerung des Cambridge CXN 100 nur per App
Und so erklärt Cambridge auch den frischen Namenszusatz „100“ im Gegensatz zu einer ebenfalls denkbaren weiteren „V“-Version. Denn das neue Modell ist von Grund auf überarbeitet. Schließlich wurde in der Zeit seit dem Launch des CXNV2 einerseits die erwähnte hauseigene Streaming-Plattform weiterentwickelt, deren letzte Version zentral auf der Platine ihren Platz gefunden hat. Anderseits greift Cambridge im Zuge der Entwicklung nun auf einen DAC-Chip von ESS zurück. In diesem Falle ist es der ES9028Q2M. Um diese beiden digitalen Module als Mittelpunkt herum baute Cambridge den aktuellen Streamer von Grund auf neu. Und versichert zudem, dass sämtliche Schaltungen für DAC- und Digital-Plattformen optimiert wurden.
Abgesehen von den Knöpfen auf dem Gerät setzt Cambridge für die Steuerung nun komplett auf die eigene Handy- und Tablet-App. Eine Fernbedienung für den CXN100 gibt es nicht, wobei das Gerät immerhin mit der Fernbedienung anderer CX-Geräte dirigiert werden kann, die auch einzeln erhältlich ist. Auch wenn das Fehlen der Remote durchaus positiv interpretierbar ist – meistens wird das Musikhören ohnehin über Smartphone oder Tablet abgewickelt –, da Kosten und Aufwand für Hersteller, Kunden und die Umwelt eingespart werden, ist dadurch die Ausstattung ein wenig reduziert.
Die digitale Seite des CXN 100
CXN 100 nicht als reiner DAC zu nutzen
Demselben Gedanken folgt die Inbetriebnahme des Netzwerkspielers, der sich ohne die Verbindung zu einem Netzwerk nicht starten lässt. Eigentlich logisch für einen Streamer, aber die Nutzung als reinen D/A-Wandler schließt der Hersteller somit aus. Hat der Cambridge aber LAN oder WLAN, ist alles kein Problem mehr, und er kann ein koaxial oder aber optisch zugeführtes Signal wandeln und wieder ausgeben. Mit einem kleinen Trick – LAN-Kabel einstecken, hochfahren, Wiedergabe via koax/optisch starten, LAN-Kabel ziehen – kann der Wandler des CXN100 auch ohne Netzwerk angesteuert werden, aber der ursprünglich vorgesehenen Nutzung entspricht das nicht.
Ist aber die Verbindung zum Netzwerk da, ist die Quellenwahl des Streamers großzügig. Mit Spotify und Tidal Connect sowie Zugriff auf Qobuz, Tidal und Deezer in der Cambridge-App sind viele Optionen gegeben, aber wiederum auch nicht alle. Andere Streamingdienste werden nämlich mittels Chromecast oder Airplay verbunden, wie es durchaus üblich ist. Die Protokolle von Google und Apple ermöglichen dabei nicht nur das Streamen jeglicher Inhalte, die etwa ein Handy abspielen kann, sondern können auch für Multiroom sorgen.
Streaming oder doch andere Musikquellen?
Wer selbst Musik lokal gespeichert hat, hat damit auch die Qual der Wahl: UPnP und DLNA sorgen für Streaming von einem Server im Heimnetzwerk. Das angesagte Feature „Roon Ready“ liefert dazu die Kompatibilität zu Roon und dessen umfangreichen Vorteilen. Ganz altmodisch, aber eben oft sehr praktisch ist, dass externe Festplatten oder Sticks per USB-Schnittstelle an den Cambridge angeschlossen werden können, während der zweite USB-Port für Musik von einem Computer reserviert ist.
Optional kann ein Account innerhalb der App erstellt werden. Cambridge versichert, dass es keinesfalls darum ginge, darin etwa die Hörgewohnheiten des Besitzers zu speichern. Vielmehr solle es um die bestmögliche Nutzung der App gehen plus deren Verbesserung sowie obendrein um die Möglichkeit, alle Einstellungen in dieser Weise auf ein anderes Gerät übertragen zu können. Davon abgesehen ergeben sich keine Nachteile für Personen, die die App ohne Account benutzen.
Hohe Auflösungen für hohe Ansprüche
Beim Thema Ausstattung hat Cambridge auch einiges Neues zu vermelden. So ist zum Beispiel ein Bluetooth-Receiver mit 5.1-Standard in den neuen CXN100 direkt eingebaut, während diese Art der kabellosen Übertragung beim Vorgänger nur über einen externen Dongle möglich war. Auch zeigen die neuen Digital-Chips ihre Wirkung. Der CXN 100 streamt PCM-Dateien bis hinauf zu 32 Bit/768kHz – eine deutlich höhere Auflösung, als sie der Vorgänger erreichte. Auch die Übertragung von Daten im bei vielen Hörern beliebten DSD-Format ist mit DSD512 jetzt in höherem Standard möglich. Und MQA kam ebenfalls dazu und komplettiert die umfangreiche Ausstattungs-Wunschliste von Digital-Fans.
Dass Cambridge mit den CXNs seit jeher hohe Ziele verfolgt, wird auch anschlussseitig deutlich. Außer über gängige Cinch-Buchsen lässt sich das ins Analoge gewandelte Signal auch symmetrisch per XLR ausgeben. Wie nicht wenige Audiophile ist Cambridge explizit der Meinung, dass der in der Studiotechnik viel genutzte Anschluss hochwertigere Ergebnisse bringen kann. Weiterhin liegen zwei kleine Schalter auf der Rückseite, welche die Erdung anpassen können. Einmal die Erdung des USB-Eingangs, die von der Audiomasse getrennt werden kann, und einmal die Audiomasse, die von der Gehäusemasse getrennt werden kann, was quellenbezogenes Rauschen reduzieren soll.
Das neue, hochaufgelöste Display des „CXN 100“-Streamers
Nicht auf den ersten Blick ersichtlich, aber doch eine angenehme Änderung, ist der neue Bildschirm im CXN100. Dieser zeigt nun größer und mit besserer Auflösung (1.280 x 574 Pixel) die aktuell abgespielte Musik sowie zusätzliche Geräteinformationen an. Selbst komplexere Cover sehen damit gestochen scharf aus.
Je nach Ansicht – die übrigens ausschließlich am Gerät und nicht in der App gewechselt werden kann – macht er Album-Cover oder die getroffene Eingangswahl noch aus ein paar Metern Entfernung erkennbar. Für die kleineren Infos, wie etwa die gestreamte Auflösung und die Uhrzeit, muss man hingegen schon etwas näher ran. Der Screen ist zudem beidseitig von Knöpfen flankiert, die Funktionen wie die Eingangswahl oder Play/Pause steuern können. Komplettiert wird die Front durch einen Drehsteller, der die Lautstärke feinstufig reguliert, sofern die Pegelregelung nicht für den fest vorgegebenen Fixwert, wie er beim Betrieb des Streamers an einem Vor- oder Vollverstärker bevorzugt ist, überbrückt wurde.
Das STEREO-Labor hatte an keiner Stelle etwas am neuen CXN100 auszusetzen. Im Gegenteil: Vom Messtechniker erntete der flache, fein gemachte Streamer großes Lob. Sowohl über die XLR- wie auch die Cinch-Ausgänge lieferte dieser Top-Werte. Dazu war der am digitalen Output gemessene Jitter niedrig, Rauschen wie Verzerrungen insgesamt fast nicht vorhanden.
Wie schlägt sich der Cambridge CXN 100 im Klangvergleich?
Eine echte Überraschung lieferte der neue Cambridge im Hörraum ab. Zum Klangtest hatten wir Matthias Böde hinzugebeten, der noch mit verklärtem Blick sichtbar unter dem Eindruck von dCS’ Super-Streamer zum mehr als 30-fachen Preis stand. Doch anstelle der erwarteten Ernüchterung zog der Kollege vor Staunen die Augenbrauen hoch. Denn der CXN100 tönte keineswegs klein und schlicht. Vielmehr zog er bei der Raumabbildung ein üppiges und zudem erstklassig gestaffeltes Spektrum auf. Selbst wenn es musikalisch richtig heiß herging, bot es noch einen nahezu perfekten Überblick.
So etwa bei den punchig-elastischen Drum-Kicks in David Sylvians „Taking The Veil“, die der Brite mit stoischer Gelassenheit aus den Boxen schießen ließ. Natürlich hatte er dabei nicht die Konsequenz von dCS’ Zwangsvollstrecker. Aber er spielte so dynamisch wie sauber und nervte selbst bei satten Pegeln kein bisschen.
Dafür sorgte nicht zuletzt der wie hingehaucht aufgefächerte und zugleich ganz leicht seidig abgedimmte Hochtonbereich. Gemeinsam mit den schattierungsreichen Mitten erzeugte das ein betörendes audiophiles Flair. Schwerelos schwebten die dunkel dräuenden Syntheziser-Schwaden im Hintergrund von Maria Pihls „Malvina“, womit das Gerät die Tradition seines Herstellers bestätigte, möglichst viel Klang zum überschaubaren Preis zu bieten.
Cambridge Audio CXN100 im Test: Klang aus einer höheren Preisliga
Das traf auch dann zu, wenn es galt, ohne zwischengeschalteten Vorverstärker direkt eine Endstufe anzutreiben. Dank des niedrigen Innenwiderstands seiner potenten Ausgangsstufe war dies ohne Einschränkungen möglich, ja, empfiehlt sich regelrecht. Und mehr als genug „Puste“ hinsichtlich der maximalen Ausgangsspannung bietet der Engländer ebenfalls.
Wir haben ihn praktisch über sämtliche Wege ausprobiert, also als Streamer, DAC und über die USB-Schnittstellen. Dabei war erfreulich, dass der CXN100 nicht nur mit Musikprogrammen von hart bis zart zu überzeugen wusste, sondern vor allem ohne jegliche Gedenksekunden zwischen den Quellen hin- und herwechselte sowie obendrein nicht nur PCM-Files beliebigen Formats, sondern auch DSD-Dateien vom Stick spielte. Keine Selbstverständlichkeit!
Diese per Cinch- wie XLR-Outputs aufgeräumten, ohne jeden Ansatz „billiger“ Künstlichkeit in Form von latenter Schärfe oder Blässe in den Klangfarben daherkommenden Darbietungen verleihen der unbestechlich und beherrscht wirkenden Performance des Briten einen noblen Touch, der sich nach einer höheren Qualitätsliga anhört, als der Preis suggeriert.