Bose Portable Smart Speaker im Test: Der klingende Henkelmann

Bose wirft mit dem Portable Smart Speaker einen Mobillautsprecher ins Rennen. STEREO weiß, ob er den Preis von 380 Euro wert ist.

Smart Speaker Produktshot

Testfazit: Bose Portable Smart Speaker

Der Portable Smart Speaker von Bose ist eine akustische Allzweckwaffe mit einem bemerkenswerten Klangvolumen quer durch alle Genres. Egal ob Hintergrundmusik beim Grillabend oder die Abrock-Playlist für die Geburtstagsparty – das Teil liefert. Und zwar unabhängig davon, ob es selbst als Streaming-Client fungiert oder per Bluetooth beschickt wird. Und dafür lohnen sich die 380 Euro in jedem Fall.
Testergebnis
2,1
gut

Sehr viel Soundvolumen mit kräftigem Bass, gute App mit vielen Optionen.

Wenig Schutz gegen Staub und Spritzwasser, nur Bluetooth 4.2.

Just another portable speaker – schon wieder ein tragbarer Lautsprecher. Wer braucht den? Eine Frage, die man angesichts von Boses Portable Smart Speaker durchaus stellen kann. Zumal das gute Stück mit knapp 380 Euro zu Buche schlägt. Ganz schön viel Geld für so einen tragbaren Henkelmann, bei dem die im Vergleich zum einfachen USB-C-Ladekabel deutlich schickere Station nochmals rund 30 Euro extra kostet. Doch um es vorwegzunehmen: Es dauert womöglich gar nicht allzu lange, bis man diese „Wer braucht das?“-Frage mit „Ich“ beant­wortet …

Portable Smart Speaker: Wertiger geht es kaum

Wer 380 Euro für einen Bluetooth-Lautsprecher ausgibt, darf schon ein wenig was erwarten. Das beginnt beim Bose damit, dass der portable Smart Speaker auch WLAN beherrscht und streamen als auch als Sprachassistent für Amazon sowie Google fungieren kann. Es ist also so eine Art Edel-Alexa. Nun mag man ja argumentieren, dass auch ein nur knapp 65 Euro teurer Echo Dot diesen Job ganz gut erledigt. Tatsächlich wird sich wohl kaum jemand den Bose-Lautsprecher nur hinstellen, um dann „Ok Google, mach das Licht an“ oder „Alexa, setze Cornflakes auf die Einkaufsliste“ sagen zu können. Schließlich ist der rund ein Kilogramm schwere Speaker zu Höherem gebaut.

Und das merkt man tatsächlich schon beim Auspacken. Der Bose Smart Speaker fühlt sich fast schwerer an, als er ist, wirkt wie aus einem Guss und sehr wertig. Sofort hat man das Gefühl, das Gerät wird auch einen Tag am Strand oder auf einer Baustelle problemlos überstehen. Vorsicht ist dennoch geboten, weil das gute Stück keine IP-Zertifizierung hat und auch auf den ersten Blick klar wird, dass zu feiner Baustaub oder eine ordentliche Welle am Strand dem problemlosen Weiterbetrieb kaum förderlich sein dürften. Auch die Anleitung weist darauf hin, dass Feuchtigkeit im Innern des Smart Speaker nichts zu suchen hat.

Einfache Inbetriebnahme

Das ändert aber nichts an der sehr guten Haptik und erstklassigen Verarbeitung des tragbaren Lautsprechers, der bei normaler Lautstärke etwa zwölf Stunden durchhält, wenn er nur über seinen Akku versorgt wird. Und es ändert auch nichts an der problemlosen Inbetriebnahme, die zumindest auf dem Bluetooth-Weg auch ohne App erfolgen kann. Die App wiede­rum ermöglicht die WLAN-Integration des Speakers, die Anbindung als Sprachassistent und auch weitere Einstellungen. Dazu später mehr.

Schaut man ins Datenblatt des portablen Smart Speaker, sieht man, dass er AirPlay 2 unterstützt. Zudem fällt aber auf, dass er lediglich mit dem Bluetooth-4.2-Standard arbeitet. Es stellt sich die Frage, ob das für die Qualität nachteilig ist. Tatsächlich lässt sich die Frage nicht so ohne Weiteres beantworten. Der Standard selbst hat keinen direkten Einfluss auf die Qualität. Allerdings ist die Datenrate bei der Version 5.X etwas höher, was es theoretisch erlaubt, leistungsfähigere Codecs wie aptX HD zu verwenden. Es gibt allerdings nur begrenzt viele Endgeräte, die diesen Codec auch verarbeiten können, weil die Hersteller ihn kostenpflichtig lizenzieren müssen. Da aber auch aptX HD nicht lossless kodiert, ist das Nicht-Implementieren kein Drama.

So klingt der Portable Smart Speaker

Da der portable Smart Speaker selbst keine großartigen Einstell- und Konfigurationsmöglichkeiten bietet, kann man einfach mit der Audiowiedergabe beginnen, sobald man zum Beispiel das Smartphone per Bluetooth verbunden hat. Tipp: Es lohnt sich, bei Streaming- und Wiedergabequalität gleich ganz oben einzusteigen. Und wenn man das beispielsweise mit Metallicas „­Nothing Else Matters“ macht, dann bekommt man spätestens beim Einsetzen der Bass Drum eine erste Idee, warum dieser Smart Speaker vielleicht doch nicht so sinnlos ist und eben auch fast 400 Euro kostet. Dazu muss man wissen, dass der Bose-Speaker etwa die Größe einer etwas höheren Konservendose hat. Dennoch kommt mit der räumlichen Präsenz manch deutlich großvolumigere Box nicht mit. Dabei fällt ein Phänomen auf, dass wir schon von den Bose-Soundbars kennen: Der Hersteller schafft es auch hier, trotz kleiner Treiber einen mehr als beeindruckenden Bass abzuliefern, ohne dass dabei die Brillanz der Höhen leidet.

Wer nun aber denkt, dass der Smart Speaker die ganze Zeit wummert, liegt falsch. Tatsächlich ist die Box in der Lage, ohne jegliche Klangprofile praktisch immer auf hohem Niveau und für das jeweilige Genre passend zu performen. Bachs „Toccata und Fuge d-Moll“ klingt in der originalen Orgelversion genauso richtig und Kirchenraum-voluminös wie in Jacques Loussiers feiner Jazz-Interpretation. Gleiches gilt für Depeche Modes „­People Are People“, dessen synthetischer Bass ja irgendwo kurz vorm Kellerboden angesiedelt ist und von dem Smart Speaker mit grandioser Präzision unter Dave Gahans Stimme gezimmert wird. Aber nicht weniger passend klingt Götz Alsmanns viel leichtere, swingende Interpretation des Songs. Der kleine Bose-Laut­sprecher klingt irgendwie immer richtig.

App, Streaming und mehr

Nun kann der Bose Portable Smart Speaker ja auch Streaming-Inhalte wiedergeben, was erwartungsgemäß genauso gut funktioniert wie das Abspielen via Bluetooth. Wer möchte, kann in der App Höhen und Tiefen anpassen, wobei die Regelung äußerst dezent in den ja ohnehin sehr ausgewogenen Klang eingreift. Damit sind dann auch die Optionen zur Klanganpassung ausgeschöpft.

Allerdings bietet die App darüber hinaus noch weitere Funktionen, die die Möglichkeiten des Lautsprechers nochmals erweitern. So gibt es voreingestellt eine üppige Liste von Webradios, die sich mit einem Fingerdruck auf den Speaker streamen lassen. Damit kann der Lautsprecher also auch das Küchen- oder Büroradio geben. Da sich bis zu acht Endgeräte mit dem Bose verbinden können, wäre dann sogar die Nutzung durch zum Beispiel verschiedene Familienmitglieder möglich.

Was leider nicht funktioniert, ist die Verwendung als Konferenzlösung. Zwar wäre der Lautsprecher dafür prädestiniert, aber das integrierte Mikro ist nur für die Funktion mit Sprachassistenten konzeptioniert. Dafür allerdings kann der Smart Speaker etwas anderes, sofern man entsprechend weitere Geräte von Bose besitzt. Und zwar mit bestimmten dieser Geräte im Verbund arbeiten. Das kann man in unterschiedlicher Weise nutzen: So kann man zum Beispiel Speaker in mehreren Räumen gleichzeitig ansteuern. Oder aber in Verbindung mit einer Soundbar für noch mehr Klangvolumen sorgen.

Noch mehr Klangvolumen in Verbindung mit dem Speaker selbst bekommt man hin, wenn man ihn zum Beispiel mit den Ultra Open Earbuds gruppiert. Das dürfte zwar für Stereo-Puristen ein Albtraum sein, weil ja der Smart Speaker allein schon keine Stereowiedergabe beherrscht. Mit den Earbuds wird das akustisch daher noch „wirrer“, was aber, löst man sich einmal von klassischen Hör­kategorien, ein durchaus beeindruckender akustischer Effekt ist. Der Klang wird dadurch noch intensiver, noch präsenter, wobei man gerade bei den offenen Kopfhörern deren Aktivität nicht bewusst wahrnimmt.



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