Audio-Technica ATH-CC500BT2 im Test: Was kann Knorpelschall?

STEREO untersucht im Test, ob der neue Knorpelschallkopfhörer audio-technica ATH-CC500BT2 geschmeidiger klingt, als er heißt.

audio technica ath-cc500bt2 Tragen

Testfazit: Audio-Technica ATH-CC500BT2

Der audio-technica ATH-CC500BT2 ist ein gerade für Action-Aktivitäten praxistauglicher Sportkopfhörer mit einem spannenden technischen Konzept, das hier im Test einen guten Eindruck hinterlässt. Die Idee, auf Knorpelschall zu setzen, zahlt sich aus: Der Klang ist insgesamt natürlich und ausgewogen, die Robustheit gegenüber Störgeräuschen höher als bei traditionellen Open-Ear-Kopfhörern. Zudem ist der Tragekomfort höher als bei vielen Knochenschall-Modellen. Dennoch bleibt es eben ein Kopfhörer, der nicht ohne Bügel auskommt, was eben Vor- und Nachteile mit sich bringt. Vor allem ins Sachen Platzbedarf, denn auch das Exemplar von audo-technica passt nicht in die Hosentasche.   
Testergebnis
2,3
gut

Hoher Tragekomfort, geringes Gewicht, angenehmer, ausgewogener Klang.

Kein echter Equalizer, Tasten nicht frei belegbar, keine Ortungsfunktion.

Knochenschallkopfhörer sind mitunter ein Fall für sich. Die Art der Klangübertragung, die viel mit Vibrationsübertragung und weniger mit Luftschall zu tun hat, kann mitunter einen etwas gewöhnungsbedürftigen, flachen und wenig körperhaften Sound bewirken. Dass es aber auch anders geht, zeigt audio-technica in diesem Test mit dem neuen Knorpelschall ATH-CC500BT2, der leider keinen griffigeren Namenszusatz besitzt. Der Kopfhörer ist – typisch für diese Produktkategorie – aus einem Guss mit Nackenbügel. Die Oberflächen sind gummiert, fühlen sich aber sehr wertig an.

Insgesamt wirken die aktiven Bauteile minimal größer als etwa bei den Shokz Open Run 2, aber das hat auf den Tragekomfort keine Auswirkungen. Die ATH-CC500BT2 fühlen sich leicht an, drücken nicht und vertragen sich erstaunlich gut mit Brillenbügeln, ohne dass dadurch der gute und für einen Sportkopfhörer wichtige feste Sitz beeinträchtigt würde.

Die Besonderheit eines Knorpelschallkopfhörers

Das alles ist noch nichts Besonderes, aber das leichte Headset ist eben, wie schon erwähnt, ein Knorpel- und kein Knochenschallkopfhörer. Das Funktionsprinzip unterscheidet sich deutlich, weil hier nicht der Schädelknochen zum Schwingen gebracht wird, sondern der Gehörgangsknorpel, der dabei wie eine Lautsprechermembran wirkt und die Luft direkt im Gehörgang zum Schwingen bringen. Der Vorteil: Der Anpressdruck der ATH-CC500BT2 ist sehr gering. Und man hört einen klar definierten Stereosound. Wie gut das Konzept funktioniert: dazu gleich mehr. 

Die Gummierung legt es nahe, dass der Kopfhörer outdoortauglich ist. Und in der Tat besitzt er eine IPX4-Zertifizierung, ist also spritzwassergeschützt und damit auch im Regen nutzbar. Untergetaucht werden sollte er allerdings nicht, weshalb der Einsatz auf dem Surfbrett eventuell nicht optimal ist. Allerdings hat audio-technica auch keineswegs nur actiongeladene Sportarten im Sinn, was aber erst nach Installation der App klar wird. Denn die besitzt einen Bereich, der sich Soundscape nennt. Hier kann man diverse Entspannungssounds wie Regen oder Meeresrauschen, Flussplätschern und andere streamen. Das kann durchaus auch während der Arbeit oder einfach nur beim abendlichen Abschalten hilfreich sein.

Einstellungen des Audio-Technica ATH-CC500BT2 im Test

In eine ähnliche Richtung geht der BGM-Modus, der die Wiedergabelautstärke dämpft und Musik als eine Art Hintergrundbeschallung aufbereitet, wie man es vielleicht aus Restaurants oder vom Einkaufen kennt. Auch das ist vor allem im Arbeitsalltag ganz hilfreich, weil es etwas von einem Radio hat, das dezent Musik abspielt. Nur stört es hier niemanden. Allerdings gibt es im Büroalltag oder zum Beispiel auch während Bahnfahrten eine physische Funktionseinschränkung: Nackenbügel und Kopfstützen sind nicht unbedingt gut miteinander kompatibel.   

Wie eingangs schon erwähnt, ist bei vielen Knochenschallkopfhörern der Sound etwas speziell. Zudem neigen sie zumindest bei höheren Lautstärken zum Vibrieren, was den Tragekomfort nicht verbessert. Für den ATH-CC500BT2 trifft tatsächlich beides nicht zu. Der Kopfhörer klingt sehr natürlich, eher wie ein klassischer Open-Ear-Kopfhörer. Zwar lässt sich auch hier der Sound nicht als opulent bezeichnen, aber hat genug Volumen und Dynamik, um gut und ausgewogen zu klingen. Dabei fliegt er akustisch nie aus der Kurve. Weder klirrt er bei tiefen Bässen noch scheppert es bei anspruchsvollen Hoch- oder Mitteltonpassagen.

Wie klingt der Audio-Technica ATH-CC500BT2?

Selbst solche Herausforderungen wie Bonnie Tylers „Total Eclipse Of The Heart“ oder den dampfhämmernden Synthesizer bei „Personal Jesus“ von Depeche Mode meistert der Kopfhörer mehr als ordentlich. Man hört allenfalls, dass bestimmte Frequenzbereiche nicht so präsent sind, wie es bei manch anderen Kopfhörern der Fall ist, aber dennoch hat man nicht das Gefühl, als gäbe es Lücken im Klangbild.

Dabei bietet die App noch Möglichkeiten der Klangregelung an. Was sich hier Equalizer nennt, ist aber vor allem eine Auswahl von zwei Klangprofilen zusätzlich zur originären Wiedergabe, die „Clear Voice“ und „Dynamic“ heißen und jeweils drei Intensitätsstufen besitzen. Manuell anpassen lässt sich der Sound leider nicht, zudem fühlt man sich bei der stärksten Stufe im Dynamic-Modus bei Songs mit sehr viel Dynamik ein wenig wie auf einer akustischen Achterbahn. Gerade basslastige Songs hören sich aber in der mittleren Dynamikstufe üppiger an; hier leistet die digitale Optimierung gute Arbeit.   

Knorpelschall-Hörer als Headset und beim Sport

Die Funktion „Clear Voice“ dagegen verschlimmbessert die eigentlich gute Sprachwiedergabe. Hörbücher klingen ohne diese Einstellung besser und weniger blechern, Sprecherinnen oder Sprecher sehr viel natürlicher. Das gilt auch für Telefongespräche, denn der Kopfhörer ist letztlich ja ein Headset. Je nach Intensitätsstufe der „Stimmverbesserung“ bekommt der Klang eine ausgeprägte Roboter-Sprachen-Attitüde.  

Spannend übrigens für alle, bei deren Sport es auch mal schneller zugeht: Der ATH-CC500BT2 kommt mit Windgeräuschen besser klar als die meisten normalen Open-Ears, das Verhältnis von Musik- und Umweltwahrnehmung bleibt auch im oberen Lautstärkebereich akzeptabel. Dennoch kann man kaum noch von Hörgenuss reden, wenn einem bei 30 km/h auf dem Rennrad zusätzlich zu Kraftwerks „Tour De France“ noch der Fahrtwind in den Ohren rauscht. Hier bleibt es mit der motivierenden Musik schwierig.



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