Apple AirPods 4 ANC im Test: offene In Ears mit top Noise Cancelling?

Apples neue AirPods 4 bieten erstmals bei einem Apple-Kopfhörer auch in der nicht „Pro“-Version aktive Geräuschunterdrückung. Funktioniert das? STEREO macht den Test!

Testfazit: Apple Airpods 4 (ANC)

Apples neue AirPods 4 mit ANC überzeugen durch überraschend effektive Geräuschunterdrückung, bequeme Passform und sehr gute Klangqualität. Wer sich bereits im Apple-Kosmos bewegt, trifft mit diesen Kopfhörern eine gute Wahl. Für Android- und Windows-Nutzer hingegen kommen die AirPods 4 kaum infrage.
Testergebnis
2,2
gut

erstaunlich gutes ANC, sehr guter Klang, sehr bequem, kleines Case, IP54.

nur für Apple-User, befriedigende Akkulaufzeit, keine Pegelregelung am Hörer.

Aktive Geräuschunterdrückung ist eigentlich schon nichts Besonderes mehr. Die allermeisten In-Ear-Kopfhörer sind heute mit dieser Technologie ausgestattet, die Geräusche von außen durch invertierten Gegenschall verringert. Kaum überraschend wird für die effektivste „Stille“ im Gehörgang aber zumeist auf eine Synergie aus passiver und aktiver Schallreduktion gesetzt. Soll heißen: Stöpsel im Ohr, die an sich bereits eine dämpfende Wirkung auf Umgebungsgeräusche ausüben. 

Da kommen wir zur Besonderheit des vorliegenden Testgerätes: Die neuen AirPods 4 von Apple gibt es zum ersten Mal optional mit „Active Noise Cancelling“ (ANC) – und das ganz „offen“, denn sie sitzen lediglich vor dem Hörkanal, ohne ihn ganz abzudichten. Bislang war diese Funktion bei Apple den „Pro“-Modellen mit Silikon-Korken vorbehalten.

Wie gut ist das ANC der offenen AirPods 4? 

Ob das Konzept „Stille ohne Stöpsel“ aufgeht, haben wir ausgiebig getestet. Und wir waren wirklich überrascht, wie gut das tatsächlich funktioniert. Das Ergebnis kann locker mit vielen „normalen“ In-Ears mithalten, gleichmäßige Töne werden sehr zuverlässig weggefiltert, und sogar Stimmen oder plötzliche Geräusche können zumindest abgeschwächt werden.

Für komplette Stille reicht es nicht, das können die besten In-Ears mit ANC etwa von Bose noch besser. Die Gespräche vom Nachbartisch im Büro dringen hier etwas deutlicher ins Ohr, als man sich das manchmal wünschen würde. Aber bedenkt man das Fehlen von passiver Dämpfung, ist das Resultat noch immer sehr beeindruckend. 

In puncto Tragekomfort gewinnen die AirPods 4 auch deutlich gegenüber ihren abschließenden Konkurrenten. Wir konnten die Apple-Hörer stundenlang ohne Druckgefühl tragen. Der Hauptgrund ist dafür sicher das luftig-leichte Gefühl, nichts „in den Ohren stecken“ zu haben.

Ein Nachteil von diesem Konzept ist die potenzielle Lärmbelästigung anderer Personen im Umfeld. Das kommt bei geschlossenen Systemen nicht oder erst bei wirklich schmerzhaften Lautstärken vor. Dank ANC muss man den Pegel aber auch gar nicht so weit aufdrehen, als dass dies bei noch angenehmen Lautstärken wirklich problematisch wäre

Das Bedienkonzept der AirPods 4

Gesteuert werden die Hörer auf zweierlei Wegen: entweder über das abgeflachte Bedienfeld auf dem „Stiel“ oder am verbundenen Gerät. Beides funktioniert im Test zuverlässig und ohne Mucken. Allerdings hinterlässt das vollständige Fehlen einer Lautstärke-Steuerung am Hörer Fragezeichen. Warum diese Standard-Funktion weggelassen wurde, erschließt sich uns beim besten Willen nicht. 

Einstellungen können nur mit Apple-Geräten (z. B. iPhone oder MacBook) vorgenommen werden, da der Konzern keine Android-App zur Steuerung bereitstellt. Bei Apple selbst gibt es ebenfalls keine App, die Einstellungen sind in den Tiefen des Systemmenüs integriert. 

Hat man sich erst mal durchs Menü geklickt, wird dem Nutzer hier das meiste geboten, was man erwarten würde – nur kein Equalizer. Aber Personalisierung der Steuerung, Umschalten der Geräuschkontroll-Modi oder das Individualisieren der 3D-Soundeffekte können vorgenommen werden. Letzteres ist ein nettes Gimmick, für Musikgenuss aber kaum notwendig oder geeignet. Ebenfalls nette Bonusfunktionen sind zum Beispiel die Möglichkeit, durch Kopfnicken oder schütteln mit Siri, Apples digitalem Assistenten, zu interagieren. 

Auch die Konversationserkennung kann man hier aktivieren. Diese erkennt Gespräche, dämpft dann Musik ab und schaltet Geräusche von außen durch. Das funktioniert im Test auch gut – allerdings zu gut, wenn man in einem Raum mit anderen Menschen sitzt. Hier werden regelmäßig Gespräche der Schreibtischnachbarn „erkannt“ und aus dem entspannten Nebenbei-Musikhören wird ein Stakkato aus laut und leise. Wir ließen die Funktion daher meist ausgeschaltet.

AirPods 4 überzeugen im Alltagseinsatz

Grundsätzlich taugen die AirPods 4 aber ganz ausgezeichnet als Büro-Begleiter: Dank ihres soliden Mikrofons ist man bei Konferenzen gut verständlich, will man seine Ruhe, schmeißt man das ANC an, und möchte man ansprechbar bleiben, so sorgt dafür das offene Design. 

Ein recht nahtloser Wechsel zwischen verschiedenen gekoppelten Bluetooth-Sendern funktioniert allerdings nur bei Apple-Geräten. Sonst übliche gleichzeitige Multipoint-Verbindungen mit mehreren Zuspielern, unabhängig vom Hersteller, sind hier nicht möglich.

Erfreulich sieht es bei Wasser- und Staubresistenz aus: Hier gibt Apple eine IP54-Zertifizierung an, was hohen Schutz gegen Staub und Resistenz gegen Spritzwasser bedeutet. Für die meisten sportlichen Aktivitäten sollten die AirPods 4 daher geeignet sein, ohne direkt den Kurzschluss-Tod zu sterben.

Bei der Akkulaufzeit schneiden die AirPods 4 hingegen nur befriedigend ab: In unserem standardisierten Test ermittelten wir Laufzeiten von 5:45 Stunden ohne ANC und 4:45 Stunden mit ANC. Damit landen die Hörer im Mittelfeld – das Ladecase bringt die AirPods aber schnell wieder in Spielbereitschaft.

Sehr kompaktes Case

Das Case ist auch angenehm kompakt – sogar noch eine Winzigkeit kleiner als bei vergangenen Generationen, die sich bereits ohne Probleme in selbst schmalste Lücken von Hose oder Tasche quetschen konnten. Es ist laut Apple außerdem das kleinste Ladecase auf dem Markt, das auch kabellos aufgeladen werden kann – ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den günstigeren AirPods 4 ohne ANC.

Auch der eingebaute Lautsprecher, der zum Beispiel einen Piepton abgeben kann, wenn man seinen Kopfhörer verlegt hat, ist dem größeren Modell mit Geräuschkontrolle vorbehalten. Im Falltest blieben die Hörer bei zwei von drei Stürzen aus Schreibtischhöhe in ihrem Case. Der Deckel knarzt allerdings etwas, was die grundsätzlich sehr hochwertige Anmutung etwas schmälert. 

Wir gut klingen die Apple AirPods 4?

Dafür lassen die kleinen Hörer musikalisch nichts anbrennen. Im Gegenteil, sie überzeugen im Hörtest sogar mit ihrer ausladenden, druckvollen, aber natürlich intonierten Darstellung. Es geht ein bisschen Transparenz und Fokus flöten, aber die Musik macht über viele Stunden Freude und nervt nie im Geringsten. 

Etwa die Bassdrum bei „Wanderer“ von The Intersphere wird über die AirPods nachdrücklich präsentiert, der Bass ist etwas betont, aber noch ausgeglichen und nicht überzogen. Dabei sind Stimmen mit der korrekten Stimmfarbe getroffen, werden körperhaft und mit viel „Brust“ vorgetragen, zum Beispiel schön zu hören mit dem Song „Seashells“ von Midnight Pin; ein Track der schnell zu dünn erscheinen kann, wenn man ihm die nötige -Energie raubt. 

Die AirPods 4 können Stimmungen zuverlässig einfangen, der Musik Kraft und Intensität spendieren. Dass sie dabei etwas auf die feinsten Details sowie perfekte Auflösung und Kantenschärfe verzichten, finden wir einen gelungenen Kompromiss. Sicher ist das eine eher abgerundete und „massentaugliche“ Abstimmung – aber eine, die auch uns sehr gefällt. 



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