Gebrauchte Plattenspieler: alles Wichtige zu Kauf und Restaurierung

STEREO gibt die wichtigsten Tipps und Empfehlungen zum Thema Restaurierung, Second Hand und gebrauchte Plattenspieler.

Gebraucht kaufen ohne Reue

Sie wollen einen älteren Plattenspieler kaufen, wissen aber nicht, worauf Sie achten sollten? STEREO gibt Service-Tipps beim Kauf und der Restaurierung eines Second Hand Plattenspielers für Neulinge und (Wieder-)Einsteiger, die den Spaß an der Schallplatte dauerhaft sichern.

Da steht er nun, der betagte, aber für Sie neue Second Hand Plattenspieler, den Sie gerade gekauft haben. Und Sie haben noch keinen blassen Schimmer, wie Sie dem guten Stück zu Leibe rücken sollen, um dem Hobby der analogen Musikwiedergabe dauerhaft positiv entgegenzutreten. Doch mit etwas Eigeninitiative und der Beachtung unserer Service-Tipps kann nicht mehr viel schiefgehen. Wenn man ohne Angst und mit einer ordentlichen Grundausstattung an das Thema herangeht, stehen die Chancen gut, eine sehr befriedigende und dauerhafte Leidenschaft für sich entdeckt zu haben.

Wenn ein Second Hand Plattenspieler beim Kauf die erste Kontrolle bestanden hat (siehe Checkliste), kann man ihm etwas intensiver auf den Zahn fühlen. Dafür muss man ihn mit Strom versorgen und an einen Verstärker anschließen, der einen Anschluss für „Phono“ bietet. Hat der Plattenspieler ein funktionierendes Tonabnehmersystem, können Sie nun vorzugsweise mit Klaviermusik prüfen, ob er sich gleichmäßig dreht. Ungleichmäßiges Drehen macht sich bei Piano-Klängen durch störendes „Jaulen“ bemerkbar. Manchmal fehlt es dann einfach an etwas Lageröl oder der Riemen, der den Motor mit dem Plattenteller verbindet, ist ausgeleiert.

Ersatzteile: besser Original vom Hersteller

Sowohl das für Ihren Plattenspieler passende Lageröl als auch den richtigen Antriebsriemen finden Sie beim spezialisierten Fachhändler oder im Internet. Der Riemenwechsel ist meist sehr einfach und mit wenigen Handgriffen erledigt. Am besten tragen Sie dabei einen Baumwoll- oder Einweghandschuh, um keine Fettrückstände auf dem Gummi zu ­hinterlassen.

Beim Lageröl für Ihren frisch gekauften 2nd Hand Plattenspieler sollten Sie nicht irgendein Öl nehmen, das vielleicht gerade in greifbarer Nähe steht, sondern nur vom Hersteller empfohlenes Öl. Ein paar Tropfen ins Lager (den Plattenteller samt Achse vorher aus dem Lagerschaft ziehen) genügen in den meisten Fällen.

Häufige Probleme: Kein Ton, nur ein Kanal oder Brummen

Stellt sich beim ersten Hören heraus, dass es über Kopfhörer oder Lautsprecher vernehmlich brummt, Töne nur aus einem Kanal kommen oder zeitweise aussetzen, handelt es sich zumeist um ein Kontaktproblem. Die Krux dabei: Es gibt eine Menge Kontaktstellen, die man überprüfen muss. Fangen wir mit der Verbindung zwischen Verstärker und Plattenspieler an: Meist ist an älteren Plattenspielern ein dünnes Kabel zu finden, mit zwei in Kunststoff verschweißten Steckern.

Zusätzlich findet sich bei den allermeisten Plattenspielern ein einzelnes Kabel – das Erdungskabel. Alle Kabel sollten Sie auf festen Sitz in den passenden Buchsen prüfen, gegebenenfalls auch mal vorsichtig daran rütteln oder etwas drehen. Sind die Stecker angelaufen und sehen matt aus, kann man sie mit Isopropyl und etwas Watte säubern.

Hat diese Prozedur nicht geholfen, gilt es, die kurzen und dünnen Drähtchen, mit denen das Tonabnehmersystem mit dem Tonarm verbunden ist, nach dem gleichen Schema zu prüfen und diese bei Bedarf auszutauschen. Dazu brauchen Sie aber in jedem Fall ein scharfes Auge, eine Pinzette und eine ruhige Hand. Andernfalls: eine ­Sache für den Spezialisten.

Probleme mit Tonarmliften oder Subchassis: ein Fall für den Profi

Ein oft anzutreffendes Problem bei Plattenspielern, die mehrere Jahrzehnte alt sind, ist der Lift – mit ihm lässt sich der Tonarm absenken oder heben. In aller Regel ist die Instandsetzung keine Aufgabe für einen Laien, sondern eine Angelegenheit für einen Analog-Spezialisten mit Erfahrung.

Bei unserem Modell von Thorens handelt es sich um einen sogenannten Subchassis-Plattenspieler. Hier dämpfen Federn Erschütterungen ab und machen den Plattenspieler unempfindlicher gegen äußere Einflüsse. Damit das funktioniert, müssen die Federn so eingestellt werden, dass der Plattenspieler bei Anregung mit einem Finger in der Tellermitte möglichst gleichmäßig (kolbenförmig) schwingt. Eine Aufgabe für geduldige Zeitgenossen – oder den erfahrenen Profi.

Unser Thorens TD 147 hat am Holz und der Abdeckhaube einige Gebrauchsspuren. Kleinere Kratzer im Holz lassen sich häufig mit Möbelpolitur kaschieren. Bei tieferen Kratzern helfen Wachskitt, Reparaturpaste oder ein Holzmarker. ­Besonders umweltbewusste Menschen können es auch mit Walnusskernen probieren. Das ist etwas zeitintensiver, aber das Nussöl und die feinen Krümel der Nuss wirken sehr gut.

Wie putzt man die Haube eines Plattenspielers?

Für die zerkratzte Haube haben wir, nachdem wir den Staub entfernt hatten, Plexiglas-Reiniger als Hilfsmittel genommen. Das wirkt keine Wunder, beseitigt Schlieren und kleine Kratzer in Verbindung mit Watte oder einem sehr feinen Mikrofasertuch aber sehr wirkungsvoll. Auch Zahnpasta oder mit Natron gemischtes Wasser sind probate Helfer. Bei tieferen Kratzern hilft sehr fein gekörntes Schmirgelpapier, bevor man ans Polieren geht.

Eine Grundregel ist Sauberkeit an allen beweglichen Teilen. Alkohol und Ohrenstäbchen leisten gute Dienste, um Ablagerungen vom Riemen am Motorpulley und am Plattenteller zu beseitigen. Bei reger Nutzung des Plattenspielers schadet es nicht, das Pulley monatlich auf Ablagerungen zu kontrollieren. Ein Mikrofasertuch sollte regelmäßig den ansonsten anfallenden Staub aufnehmen.

Nach der Reparatur folgt die Optimierung des Plattenspielers

Nachdem die Technik Ihres Second Hand Plattenspielers überprüft und die Optik überarbeitet wurde, mag der Wunsch nach einer weitergehenden Optimierung Gestalt annehmen. Und da bietet unser Thorens-Muster eine große Palette an Möglichkeiten, obwohl er bereits von Haus aus ein hochwertiger Plattenspieler ist. Wenn der montierte Tonabnehmer einwandfrei ist und Sie ihm besseren Klang entlocken wollen, sollten Sie überprüfen, ob die Justage im Tonarm optimal ist. ­Dabei hilft Ihnen eine Justage-Schablone, wie Sie einfach online oder beim Händler erworben werden kann.

Außerdem kann eine Tonarmwaage sehr nützlich sein, um zunächst einmal die empfohlene Auflagekraft des Tonabnehmers exakt einzustellen. Eine kleine Bürste mit Nadelreinigerflüssigkeit für verschmutzte Tonabnehmer ist unabdingbar und bereits für wenige Euro erhältlich. Wer Angst hat, die Nadel zu beschädigen, kann auch ein Gel-Kissen benutzen, die es in verschiedenen Preisklassen gibt.

Hilfreich sind auch Plattenbürsten, die man vor dem Abspielen einsetzen sollte, um Staub gar nicht erst an die Nadel zu lassen. Ein schöner Nebeneffekt: Statische Aufladungen und damit verbundenes „Knacksen“ werden ebenfalls reduziert.

Für die meisten der folgenden Tipps sollten Sie entweder eine gewisse Erfahrung und handwerkliches Geschick mitbringen, oder einen konkreten Auftrag an einen Könner seines Fachs vergeben.

Plattenspieler-Zubehör von günstig bis teuer

Statt der serienmäßigen dünnen Gummimatte können Sie eine Auflage aus Filz, Kork, speziellen Kunststoffen oder einer ­Papier-/Kork-Mischung probieren. Ist die verwendete neue Matte erkennbar dicker oder dünner als das Original, sollte nach Möglichkeit die Tonarmhöhe angepasst werden.

Je nachdem, für welche Matte Sie sich entscheiden, macht auch eine Plattenklemme Sinn, die leichte Verwellungen einer Schallplatte mildern oder beseitigen kann. Dabei sollte beachtet werden, dass mehr Gewicht das Lager zusätzlich belasten kann und bei allen gefederten Plattenspielern die Federn zu stark belasten könnte.

Die serienmäßigen Verbindungskabel sind klanglich definitiv ein Flaschenhals, den man mit einem Kabel niedriger Kapazität auflösen kann. Das muss nicht exotisch teuer sein, um das Standardkabel auszustechen. Sollten Sie Lust an Experimenten entwickeln, empfiehlt es sich, Buchsen an der Rückseite anzubringen.

Dort können Sie dann beliebige Kabel ohne großen Aufwand in Sekundenschnelle auswechseln. Bei der Gelegenheit sollten Sie dann auch über neue Kabel am Tonabnehmer nachdenken. Die Kontaktstifte sind nach all den Jahren wahrscheinlich korrodiert und bieten keinen sicheren Kontakt mehr. Zudem sind sie sogar günstig und mit vergoldeten Kontaktstiften im Handel zu bekommen.

Service-Tipps fürs Tuning des Second Hand Plattenspielers

Was können Sie noch tun, um Ihren nun frisch gemachten Second Hand-Oldie klanglich nach vorn zu bringen? Spendieren Sie ihm statt der kleinen Gummifüßchen, die sich unter den meisten älteren Plattenspielern finden, einen Satz Spikes oder Dämpfungsfüße, wie sie im Handel oft schon für wenige Euro erhältlich sind.


Und wenn es noch ­etwas mehr sein darf: eine Unterstellbasis ist optisch und klanglich eine Verbesserung. Die Wirksamkeit hängt vom jeweiligen Plattenspieler und der Qualität des aktuellen Stellplatzes ab. Sollten Sie eine stabile Wand zur Verfügung haben, ist eine Wandhalterung ebenfalls eine Option.

Das ganz große Besteck zur Klangverbesserung kostet leider auch eine Stange Geld, bringt klassische Geräte aber auch auf ein Niveau, das dem aktueller Geräte kaum nachsteht. Und ist zu jedem beliebigen Zeitpunkt möglich: Spendieren Sie dem Hauptdarsteller Ihres neuen Hobbys einen frischen Tonabnehmer! Da hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan, und ab 100 Euro mit nach oben offenen Grenzen lässt sich der Klang deutlich verbessern.

Den Einbau und die Justage sollten Sie bei Zweifeln an der eigenen Kompetenz aber besser Ihrem Fachhändler anvertrauen. Außerdem weiß er, welcher Tonabnehmer zum Tonarm des Plattenspielers und zu Ihrem Verstärker passt. Vielleicht hat Ihr Amp auch gar keinen Eingang für das Phono-Signal – dann ­benötigen Sie einen separaten Phono-Vorverstärker.

Wenn Sie sich zutrauen, einen Tonabnehmer selbst zu wechseln, sollten Sie möglichst eine Auswahl an kleinen, vorzugsweise antimagnetischen Schrauben zur Hand haben. Denn die Einbaumaße für Tonabnehmer sind nicht genormt, was zu einem regelrechten Wildwuchs an ­Varianten bei den Herstellern geführt hat. Jeder Hersteller macht es so, wie er will und es für richtig hält.

Ohne Fachhändler kommen Sie dagegen klar, wenn es darum geht, einen Plattenspieler mit einer kleinen Dosen­libelle in die Waage zu bringen. Denn ohne exakt waagerechte Aufstellung verschenkt man etwas vom Klangpotenzial. Für sämtliche Justagearbeiten hat sich ferner Licht als sehr hilfreich erwiesen. Eine kleine Taschenlampe mit LED-Licht ist dabei ebenso hilfreich wie die Lampe im Smartphone.

Die besten Ansprechpartner für Fragen zum Thema Plattenspieler restaurieren

Grundsätzlich dürfen Sie sich bei Fragen und Problemen, die Ihre Fähigkeiten und Kenntnisse übersteigen, selbstverständlich an die STEREO PREMIUM PARTNER wenden. Sind aber richtige Reparaturen und Ersatzteile nötig, gibt es darüber ­hinaus für die Instandsetzung von Plattenspielern spezialisierte Werkstätten, Vertragspartner und Fanclubs von ­Herstellern, die gern einspringen, wenn man mit dem eigenen Latein am Ende ist. Diese Ansprechpartner helfen, Plattenspieler dauerhaft zu nutzen und Schallplatten mit großer Freude zu hören. Wir haben einige kompetente Adressen für Sie gesammelt:

Für Thorens und Dual bietet Arno Schreder auf seiner Seite www.plattenspieler-­reparatur.de etliche Ersatzteile bis hin zu Hauben und Scharnieren an. Er übernimmt auch schwierige Fälle und komplette Restaurationen zu moderaten Preisen. Mit seinem Service hat er sich in den vergangenen Jahren einen sehr guten Ruf erarbeitet.

Seit vielen Jahren eine feste Bank ist auch TGE in Essen. Diese Fachwerkstatt kümmert sich um Plattenspieler aller Firmen, verfügt über umfangreiche Erfahrung und muss nur in den seltensten Fällen passen. Einen Haken hat der gute Ruf allerdings: Wartezeiten von zwei bis drei Monaten müssen einkalkuliert werden. Infos unter www.tge-essen.de.

Bei aller berechtigten Kritik sind auch die sozialen Netzwerke zuweilen hilfreich, denn man findet dort immer wieder öffentlich oder in Gruppen organisiert Fans von etlichen Herstellern, die mit guten Tipps und manchmal sogar konkreten Angeboten für Reparaturen eine Alternative darstellen können. Allerdings gibt es dort auch eine große Anzahl von Selbstdarstellern und Geschäftemachern, die viel versprechen und wenig halten. Da es auf von Privatleuten ausgeführte Reparaturen keinerlei Garantie gibt, ist Vorsicht geboten.

Und noch ein letzter Tipp: Egal, ob Sie einen gebrauchten Plattenspieler beim Händler oder privat kaufen, holen Sie das Gerät immer persönlich ab! 

6-Punkte-Check für Analog-Neulinge

Das Angebot an gebrauchten Plattenspielern ist groß, doch viele Offerten haben versteckte Mängel. Hier einige Tipps, bevor Sie den Kauf tätigen. Die Liste können Sie auch hier als pdf herunterladen.

Lässt sich der Plattenspieler einschalten?

Bewegt sich nichts und ist auch kein leises Motorgeräusch zu hören? Dann ist ein Werkstattaufenthalt nötig.

Funktionieren alle Leuchten?

Hat der Plattenspieler Birnchen oder LEDs, sollten alle leuchten. Ist das nicht der Fall, vor Ort prüfen, ob das in Selbsthilfe ohne Lötkolben behoben werden kann.

Bewegt sich der Tonarm leicht, aber stabil?

Hat ein Tonarm einen mechanischen Lagerschaden, ist der Arm nur schwergängig nach innen zu bewegen. Auch das ist ein Grund, vom Kauf Abstand zu nehmen oder die Kosten für eine Reparatur einzukalkulieren.

Gibt es unerwünschte Geräusche?

Wenn keine Platte aufliegt und sich nur der Teller dreht, sollte im besten Fall nichts, maximal ein winziges Summen oder Surren des Motors hörbar sein. Falls Sie mehr hören, besser Finger weg!

Ist der Tonabnehmer defekt oder überaltert?

Einen krummen Nadelträger erkennt man auf den ersten Blick. Abgenutzte Diamanten oder ausgeleierte respektive verhärtete Gummilager für den Nadelträger nicht. Merke: Ist der Abtaster älter als zehn Jahre, sollte sein Austausch oder eine Ersatznadel in Erwägung gezogen werden.

Was tun, wenn kein Tonabnehmer montiert ist?

Als Einsteiger am besten die Finger davon lassen, in jedem Falle aber den Preis für die Neuanschaffung einkalkulieren!



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