Lohnt sich heutzutage noch ein Blu-ray-Player?
Die Ära physischer Medien scheint vorbei. Der Boom der Streamingdienste lässt ebenso wie die sinkende Nachfrage kaum einen anderen Schluss zu. Doch ist das wirklich so – ist der Blu-ray-Player überflüssig?

Keine Frage, die wohl meisten Menschen in den Industrieländern haben, zumindest ab dem Mittelstand, Zugang zu Streamingdiensten. Deshalb kaufen sie sicherlich weniger physische Datenträger wie DVDs oder Blu-rays. Laut Statista besaßen 2014 knapp 75 Prozent der deutschen Haushalte einen DVD- oder Blu-ray-Player, 2022 waren es noch 55,4 Prozent, wobei es bei 25 Prozent der Haushalte sogar ein Blu-ray-Player war. Wird der Blu-ray-Player überflüssig?
Viele Filmfans dürften noch funktionierende Player besitzen und erst auf die Idee eines Neu- oder Ersatzkaufs kommen, wenn dieses Bestandsgerät defekt ist. Das Hauptargument für einen Player dürfte sein, dass die bereits vorhandenen Disc-Bestände abgespielt werden wollen. Und die Relevanz dieses Arguments dürfte mit der Größe der Sammlung zusammenhängen. Wenn jemand sechs DVDs und zwei Blu-rays besitzt, wird er sich wohl keinen Player kaufen, bei 100 oder mehr sieht das natürlich völlig anders aus.

Grundsätzlich unterscheidet man reine Blu-ray- und UHD/4K-fähige Blu-ray-Player, die auch die neuesten und höchstauflösenden UHD-Scheiben abspielen können. Eine weitere Kategorie stellen die Recorder dar. Freilich muss man konstatieren, dass UHD als Medium im Vergleich zu Blu-ray und erst recht DVD relativ wenig Verbreitung gefunden hat. Tatsächlich haben sich mit LG und Samsung sogar bereits große Anbieter komplett aus dem Playermarkt verabschiedet.
Sony bietet noch drei Player an, hat aber den Softwarevertrieb, also den Blu-ray-Verkauf für 2025 „outgesourct“. Von Nischenanbietern abgesehen, bietet lediglich Marktführer Panasonic noch ein überraschend großes Portfolio an Playern und sogar Recordern an.
Die Geschichte von DVD und Blu-ray im Überblick
Der DVD-Player kam 1996. Die Bildqualität lag mit 704 x 576 (405.504) Pixel quantitativ, erst recht aber qualitativ deutlich über der VHS-Videokassette. Diese hatte Mitte der 70er-Jahre das „zeitversetzte Fernsehen aus der Retorte“ samt erstem Heimkino-Feeling gestartet. Der DVD-Player setzte den Erfolg auf hohem Niveau fort. Er etablierte sich in Videotheken wie in den Haushalten als Nachfolgemedium.
Da die Bildqualität der DVD schon die des Röhrenfernsehers übertraf, wurde der DVD-Player zum Standard und erreichte in der tatsächlichen Nachfolge des ab 1976 verfügbaren Videorecorders (ab 1976) sehr starke Verbreitung in den Haushalten. Die meisten sind gar bis heute mit der DVD zufrieden. Die Abstände der technischen Sprünge wurden kürzer, denn der Blu-ray-Player mit der Bildqualität „Full HD“ 1.920 x 1.080 (2.073.600) Pixel erschien 2006 und eroberte vor allem die Heimkino-Fans. Blu-ray-taugliche Spielekonsolen wie Sonys PlayStation begünstigten den Blu-ray-Erfolg. Wiederum etwa zehn Jahre später kamen die ersten 4K- respektive UHD-Geräte samt Scheiben auf den Markt.
Bei 4K UHD (Ultra High Definition) liegt die Bildqualität bei 3.840 x 2.160 (8.294.400) Pixel, also bei der vierfachen Menge an Bildpunkten gegenüber Full HD.
Angebot und Nachfrage
Wir konzentrieren uns bei unserer Betrachtung im Wesentlichen auf Blu-ray- und UHD-Player. Abwärtskompatibilität wird aber vorausgesetzt, so spielt ein UHD-Player auch Blu-rays, DVDs und CDs ab. Manche aber sind auch in der Lage, die hochspezialisierten Audioformate SACD und DVD-Audios wiederzugeben. Das ist für STEREO-Fans interessant.

Letztere beiden Formate waren einst angetreten, die technisch gute, aber überholte CD mit deutlich überlegener Klangqualität abzulösen. Und der unnötige Formatstreit führte am Ende einmal mehr dazu, dass sich in diesem Bereich kein neues Tonträgerformat durchsetzen konnte. Auch die Film-HD-DVD blieb im Duell um 2008 gegen die Blu-ray auf der Strecke. Schade.
Wer aber etliche Audio-Discs eines dieser Standards besitzt, sollte bei der Anschaffung eines Spielers auf Kompatibilität achten. Günstige Geräte sind diesbezüglich mittlerweile extrem abgespeckt.
Argumente Kosten und Platzbedarf beim Blu-ray-Kauf
Gegen physische Datenträger und damit den Player spricht im Vergleich zum Streaming allerdings der vergleichsweise enorme Platzbedarf für die Lagerhaltung. Dieser Platzbedarf ist unvermeidbar und lässt sich leicht ausrechnen, denn die Hülle einer DVD, Blu-ray oder UHD misst standardmäßig rund 1,5 Zentimeter. Hier fand also de facto kein technischer Fortschritt statt. Für 66 Scheiben braucht man einen Meter Platz im Regal. Vom Stapeln in leeren Rohling-Rohren raten wir ab, man findet die losen Discs und damit den Wunschfilm einfach nicht wieder. Was im Streit Player versus Streaming zudem eine bedeutende Rolle spielt, ist, dass man mit dem Player faktisch kaum bis keinen Zugriff auf Serien und sogenannte „Originals“, also Eigenschöpfungen der Streamingdienste, hat. Die gibt es kaum auf Scheibe.
Wo Streaming auf der Habenseite punktet, ist zudem die Mobilität. Steht am Urlaubsort ein Smart-TV, haben Sie dort auch Ihren Streamingzugang dabei, auf dem Notebook, Smartphone oder Tablet sowieso. Andererseits können zahlreiche Blu-ray-Player heute mit Apps, Netzwerk- und sogar Streamingfunktionen aufwarten und sind damit nicht selten die günstigsten Gerätschaften mit diesen Fähigkeiten, die „on top“ zum Abspielen der Discs geboten werden. Manche Player machen Ihren „alten“ gar zum Smart-TV. Das wäre abzuwägen und führt uns schon eher in Richtung einer friedlichen und wünschenswerten Koexistenz von Player und Streaming.
Filmklassiker auf Scheibe werden rar und teuer
Das Angebot an Blu-rays geht definitiv zurück, das ist an den Preisen insbesondere älterer, aber gesuchter Premiumfilme und Sammlerstücke zu bemerken, wo mittlerweile 30–100 Euro und im Einzelfall noch mehr aufgerufen werden. Schauen Sie doch mal bei eBay rein und suchen nach Klassikern wie „Blow Up“, „French Connection“ oder „Rosemaries Baby“ usw.
Gebraucht, etwa auf Flohmärkten, kosten die meisten Film- und Konzert-DVDs ab etwa 1–3 und Blu-rays ab etwa 3–6 Euro. Etwas teurer sind sie bei Medimops oder Rebuy. Damit lässt sich sparen, und der Kostenvorteil für Streaming schmilzt etwas ab. Neu sind für eine brandaktuelle Blu-ray aber rund 15 Euro und mehr zu berappen.

Die höher auflösenden UHDs kosten neu gar um 30 Euro, sind aber mangels gewachsener Akzeptanz weniger gesucht. Mitunter sind sie deshalb günstiger zu haben. Und da UHDs oft zusätzlich eine normale Blu-ray-Version beinhalten, können sie gar der bessere Kauf sein. Absurd, aber tatsächlich hat der Autor in letzter Zeit auf diese Weise Klassiker wie etwa „Matrix“, „Stirb langsam“, „Der weiße Hai“, und „Spiel mir das Lied vom Tod“ als UHD/Blu-ray ergattern können. Wenn Sie bestimmte Filme in bester Qualität suchen, sollten Sie jetzt zuschlagen. Sowohl Blu-ray als auch UHD könnten preislich explodieren, sobald sie rar werden.
Ausstattung und Komfort von modernen Blu-Ray-Playern
Bei der Auswahl eines Wunsch-Players ist es wichtig, was man letztlich damit anstellen will. Als reines Wiedergabemittel im Mehrkanal-Heimkino – sei es für Filme oder Konzerte auf UHD/Blu-ray/DVD – reicht die gängige Ausstattung mit HDMI völlig aus. Am besten sind zwei HDMI-Anschlüsse, die sich – getrennt für Bild und Ton – etwa an A/V-Receiver oder Soundbars anschließen lassen.
Bei höheren (Stereo-)Ansprüchen, etwa in Korrelation mit Playern, die auch gute CD-Player oder gar DVD-Audio/SACD-Abspieler sind, sollte man auf eine bessere analoge Audioausstattung achten, sprich auf entsprechende Cinch- oder gar XLR-Ausgänge. Dann lässt sich so ein Player auch problemlos parallel an höchstwertige oder besondere (Vintage-)Stereo-Verstärkerelektronik anschließen. Der Wunsch-Player sollte dann aber auch eine sogenannte „Lippensynchronisation“ gestatten, um eventuell versetztes Bild und Ton angleichen zu können. Das alles bieten mittlerweile nur noch wenige und meist teure Player, denn aus Kostengründen hat man in den meisten Fällen auf analoge Bild- und Tonanschlüsse verzichtet. Manche dieser hochwertigen Player geben aber sogar den Mehrkanalton noch analog aus, also über Cinchbuchsen im 7.1-Format. Nicht zu verachten ist übrigens auch die Ausstattung mit einer USB-Buchse.
Unsere Empfehlungen für Player
Hier kann man mal schnell Fotos oder natürlich auch Videos abspielen. An auch in Sachen analoger Tonqualität hervorragend ausgestatteten UHD-Playern gibt es nach dem Rückzug von Oppo und Pioneer nicht mehr viele. Im Wesentlichen sind das noch der Panasonic DP-UD9004 und die beiden überragenden Magnetar-Allesplayer UDP-800 und UDP-900. Erstgenannter ist kompromisslos für Stereo- und Letzterer sowohl ultimativ für Stereo- als auch Mehrkanalton optimiert.

Möchte man buchstäblich das gesamte Filmangebot streamen können, ist man gezwungen, gleich mehrere bis alle Streamingdienste zu abonnieren, denn selbst Serien werden mittlerweile „zerstückelt“ angeboten. Dann läuft etwa die vierte Staffel der Lieblingsserie woanders oder kostet extra. Das Filmangebot der Streamingdienste ändert sich mitunter plötzlich. Der vor zwei Monaten gesehene Film ist nicht mehr verfügbar – zudem schalten die Onlinedienste in den günstigsten Tarifen lästige Werbung wie im Linear-TV. Beim Komfort aber können Streamingdienste punkten. Es gibt rund um die Uhr Zugriff auf alle möglichen Filme und Serien, ohne sie erwerben oder leihen zu müssen. Und der Dienst merkt sich sogar die Stelle, bis zu der Sie den Film schon gesehen haben.

Bild und Tonqualität von Blu-Rays im Vergleich zu Streamingdiensten
Vergleicht man Online-Streamingdienste oder Mediatheken mit der entsprechenden Scheibe, so fällt in den meisten Fällen allerdings ein klarer Qualitätsabfall auf. Hier macht sich grundsätzlich Komprimierung bemerkbar, die Anbieter reduzieren die Datenrate. So wirken die Gesichter der Orchestermusiker des Bayerischen Rundfunks im Stream aus der ARD-Mediathek flächiger und weniger fein aufgelöst, die Plastizität insgesamt leidet gegenüber der Original-Blu-ray von Mariss Jansons auf demselben Fernseher deutlich. Bei schlechter Netzqualität treten sogar Artefakte in Erscheinung.

Ähnliches gilt für den Ton, der allerdings meist noch überraschend gut ist. Man kann damit – Stichwort „Good enough Quality“ – durchaus leben. Aber es gilt immer, auch bei Spielfilmen, dass nur die Disc auf einem Top-Player höchste Bild- und Tonqualität samt aller Feinheiten sowie alle Bild- und Tonformate gestattet. Also beispielsweise 3D-Bild, DTS-Ton, HDR usw. – von „Extended Version“ oder „Director’s Cut“ auf Disc gar nicht zu reden. Umwerfende Mehrkanalerlebnisse wie Steven Wilson oder gar die Beatles remastered in Dolby Atmos wären ohne Scheibe/Player gar nicht denkbar.
Da die Datenrate des Streams sowohl vom Anbieter als auch dem gerade stattfindenden Zugriff, der Komprimierung als auch dem heimischen Netz abhängig ist – hier sei nur kurz an das Fiasko der Netflix-Live-Übertragung des Show-Boxkampfes Tyson vs. Paul erinnert, den aufgrund zusammenbrechender Bandbreiten wie Server kaum jemand sehen konnte –, ist die Disc mit unkomprimierter Maximalqualität von Haus aus de facto unschlagbar.
Unser Fazit: Lohnt sich heute noch ein Blu-Ray-Player?
Wer Filme und Konzerte physisch besitzen will und/oder auf höchste Bild- und Tonqualität besteht, kommt um entsprechende Abspielgeräte für Blu-ray oder gar 4K UHD nicht herum. Wie sagte es im Marketing-Zusammenhang mit dem Magnetar-Player UDP900 Filmredakteur Paul Harb: „Nichts ist so frustrierend wie der Qualitätsabfall bei Bild und Ton, wenn der Film erst einmal gestreamt wird.“
Und der bekannte Sound-Designer Ando Johnson (Warner Brothers) fügt hinzu: „Wenn es (aus meiner Blu-ray-Sammlung) um einen Film geht, den ich als Erfahrung respektiere, werde ich ihn mir nicht auf einer Streaming-Plattform ansehen.“
Ähnlich sieht es Hermann Broich, der in Köln das „CD-Museum“ betreibt und eine Lanze für die überlegenen „Silberlinge“ bricht. Und nicht nur, wenn man auf dem Land lebt, sondern auch, wenn jemand partout nicht „netzwerken“ möchte. Ein Player ist zweifellos der Garant für unkomprimierten und zudem werbefreien Genuss. Wer ein solches Gerät will, muss jetzt tätig werden, um noch ein gutes Neugerät zu erwischen. Denn die sterben definitiv über kurz oder lang aus.
Das gilt für Blu-ray-, insbesondere aber für die eher raren UHD-Player und wohl auch für die entsprechenden Medien. Broich empfiehlt deshalb die Anschaffung eines besonders universellen und abwärtskompatiblen UHD-Gerätes.
Sicher ist, dass den hier beispielhaft und ohne Anspruch auf Vollständigkeit genannten keine und schon gar keine besseren Player mehr nachfolgen werden. Das Angebotsende dürfte also tatsächlich in Sicht sein.
Nachteile gegenüber Streaming gibt es für den ausgesprochenen Scheibenfan selbstverständlich auf der Angebots- und Kostenseite sowie beim Platzverbrauch, das haben wir bereits erörtert. Für den „Normalverbraucher“ ohne solche Ambitionen tut es meist auch ein Amazon-Prime-Video– und/oder Netflix-Abonnement. Zusätzlich zum womöglich schon vorhandenen Blu-ray-Player der 100-Euro-Klasse. Dann kann man auch als „Streamer“ zumindest gelegentlich mal eine Scheibe neu oder gebraucht erwerben oder im Bekanntenkreis ausleihen. Übrigens auch eine ganz nette und erfreuliche Möglichkeit zur Geselligkeit.
Sie sehen, wer buchstäblich alles und damit maximale Flexibilität haben will, braucht gleich mehrere Streamingdienste plus einen guten Player. Das ist der pragmatische Königsweg und deshalb auch unser Lösungsvorschlag.