Zoff in der Zentrale
In der Ingolstädter Zentrale der Media-Saturn-Holding fliegen die Fetzen: Gründerfamilien vs. Mehrheitsgesellschafter, Filialleiter vs. Online-Versand. Und die Umsatzzahlen enttäuschen. Jahrzehntelang kannten sie nur Erfolg und Expansion: die Media- und Saturn-Märkte. Doch jetzt kommt Sturm auf. Im vergangenen Weihnachtsgeschäft blieben die Umsätze deutlich unter den Erwartungen, und schuld daran ist die wachsende Konkurrenz des Online-Handels. Um…
In der Ingolstädter Zentrale der Media-Saturn-Holding fliegen die Fetzen: Gründerfamilien vs. Mehrheitsgesellschafter, Filialleiter vs. Online-Versand. Und die Umsatzzahlen enttäuschen. Jahrzehntelang kannten sie nur Erfolg und Expansion: die Media- und Saturn-Märkte. Doch jetzt kommt Sturm auf. Im vergangenen Weihnachtsgeschäft blieben die Umsätze deutlich unter den Erwartungen, und schuld daran ist die wachsende Konkurrenz des Online-Handels. Um diese Geschäftsform hatte die Media-Saturn-Holding stets einen großen Bogen gemacht.
Der Grund dafür ist simpel: Jeder Media Markt und jede Saturn-Filiale agiert als eigenständiges Unternehmen, das sein Sortiment und seine Preise selbst bestimmt. Und jeder Filialleiter hält selbst Anteile an seinem Haus. Als Online-Versender würde Media-Saturn aber mit bundesweit einheitlichen Preisen auftreten, die jeder Kunde mit den Preisen in seiner örtlichen Filiale vergleichen kann. Der Online-Handel würde mit den Filialen konkurrieren – und dagegen stemmen sich die Filialleiter.
Doch nun hat die Zentrale in Ingolstadt Fakten geschaffen: Media-Saturn übernimmt den Aschaffenburger Online-Händler redcoon, den nach Amazon, Ebay und dem Otto-Versand viertgrößten Elektro-Online-Versender in Europa. „Wir wollen in Europa die Nummer eins im Online-Geschäft werden“, sagte Media-Saturn-Finanzchef Rolf Hagemann der Süddeutschen Zeitung. Redcoon war übrigens von einem ehemaligen Media-Saturn-Manager gegründet worden: Reiner Heckel, der auch weiterhin an dem Online-Versender beteiligt bleibt und dessen Geschäfte führt. Redcoon ist in zehn europäischen Ländern aktiv und wird künftig als unabhängige Tochter der Media-Saturn-Holding geführt – im Wettbewerb zu den Media- und Saturn-Märkten.
Parallel dazu sollen aber auch unter den Markennamen „Media Markt“ und „Saturn“ Online-Shops entstehen. Dabei soll der stationäre Handel mit dem Internetgeschäft verknüpft werden: So können die Kunden etwa online kaufen, aber Reparatur und Service der nächstgelegenen Filiale in Anspruch nehmen. Noch in diesem Jahr wird Saturn seinen Online-Shop eröffnen, Anfang nächsten Jahres soll der Media Markt folgen. Für jede Menge Wirbel ist in Ingolstadt also gesorgt.
Doch damit nicht genug: Media-Saturn hat mit dem Streit unter den Gesellschaftern eine zweite, energieverzehrende Baustelle. Mehrheitseigner ist mit 75 Prozent die Düsseldorfer Metro, die restlichen 25 Prozent gehören den Gründerfamilien Kellerhals und Stiefel. Die hatten sich allerdings vertraglich ein weitreichendes Vetorecht gesichert: Alle wichtigen Entscheidungen bei Media-Saturn müssen mit einer Mehrheit von 80 Prozent getroffen werden. Ohne Kellerhals und Stiefel läuft bei der Holding also gar nichts.
Dieser Zustand ist dem Mehrheitsgesellschafter natürlich ein Dorn im Auge. Deshalb will Metro-Chef Eckhard Cordes nun den Einfluss der beiden Gründer zurückschneiden und die Entscheidungsverhältnisse den Anteilsverhältnissen anpassen. Stiefel und Kellerhals sehen dadurch „ihr Lebenswerk bedroht“. Erich Kellerhals hat bereits Klage beim Ingolstädter Landgericht gegen die Metro eingereicht. Notfalls will er sie bis zum Bundesgerichtshof durchziehen. Das kann dauern. (Foto: Media-Saturn).