In den zurückliegenden Monaten hat STEREO Tonstudios von Weltrang besucht, wie Wisseloord, Hansa, Teldex, Rainbow oder Bauer, die mit Elton John, Police, U2, David Bowie, Keith Jarrett, Simon Rattle und anderen Weltstars quer durch alle Stile in Verbindung gebracht werden, ergänzt durch kleinere Adressen mit audiophilem Gütesiegel (Chesky & Co.) und abgerundet durch Begegnungen mit den Mastering-Gurus Bernie Grundman & Co.
Nicht selten durften wir bei Aufnahmen hautnah die Interaktion von Musikern und Tonmeistern/-ingenieuren verfolgen. Schließlich wollten wir mehr erfahren über die Geheimnisse hinter den Sounds, die uns beglücken. Sehr wichtig war für alle Experten der Aufnahmeraum, dessen Akustik – falls nötig– mit größtmöglichem Aufwand optimiert wird. Günter Pauler (Stockfisch) etwa beauftragte dafür das Fraunhofer-Institut, und in den berühmten Wisselloord Studios wurden unter Aufsicht des Akustikers Jochen Veith 1285 Tonnen Material bewegt und 1200 Quadratmeter Stoff gespannt. Mindestens ebenso groß sind Investitionen in edle Mikrophone, ausgefuchste Mischpulte und Effektgeräte bis hin zu erlesenen Abhörmonitoren etwa von B & W. Der Kapitaleinsatz der Studiobetreiber lässt sich dabei durchaus mit dem von High End-Schmieden vergleichen, auch wenn die Felder andere sind.
Doch warum klingen Jazz-CDs von ECM, Folk-Alben von Stockfisch und Klassik-Aufnahmen aus der Jesus-Christus-Kirche in Berlin alle audiophil, aber zugleich so unterschiedlich? Natürlich wegen der Instrumentation, der jeweiligen Akustik und Technik, nicht zuletzt aber auch aufgrund unterschiedlicher Aufnahmephilosophien. Während sich der eine Experte mit zwei schlichten Kugelmikrophonen in einem Kunstkopf begnügt, versucht der andere die Signale Dutzender Quellen in ein ideales Mischungsverhältnis zu bringen. Manche Tonmeister nähern sich durch digitale Cuts der Perfektion, andere riskieren den Schritt zurück zu Vinyldirektschnitten in Lackfolie. In einem Punkt waren sich immerhin alle einig: Jenseits der Technik geht nichts ohne den Menschen – als kreativer Interpret oder Schöpfer, sorgfältiger „Klang-Konservierer“ und emotionaler Hörer.
Zum Abschluss unser Tonstudioserie stellen wir Ihnen in STEREO 4/15 einen Ort vor, wo sich Musik- und HiFi-Geschichte aufs Glücklichste fügen: Abbey Road, das berühmteste Tonstudio der Welt.
Hier ein Überblick über unsere Tonstudio-Serie:
STEREO 9/13 Bauer Studios Mikrofonierung Jazz-Ensemble, Direktschnitt auf Analogband,
STEREO 10/13 Großer Sendesaal des WDR Mikrofonierung Orchester, Mitschnitt am Digitalmischpult
STEREO 11/13 Chesky Studios Das Konzept der Binaural-Aufnahme (Kunstkopf)
STEREO 12/13 Emil Berliner Studios Mikrofonierung einer Soulpop-Gruppe, Vinyl-Direktschnitt
STEREO 1/14 Foné Das Konzept des Bitstream-Verfahrens (DSD-System)
STEREO 2/14 Hansa StudiosHort der Rockhistorie: „Big Hall by The Wall“
STEREO 3/14 Teldex Studios Mikrofontypen + Mikrofonierung bei Klassik
STEREO 4/14 Can Studio Aufnehmen ohne Abgrenzung des Regie/Aufnahmeraums
STEREO 5/14 Studio von Opus 3 Studio-Equipment: Was bewirkt klanglich was?
STEREO 6/14 Wisseloord Studios Studio-Renovierung mit HighEnd-Technik
STEREO 7/14 Bernie Grundman Die großen Drei des Remastering: 1
STEREO 8/14 Doug Sax Die großen Drei des Remastering: 2
STEREO 9/14 Kevin Gray Die großen Drei des Remastering: 3
STEREO 10/14 Acousence Hochbit-Aufnahme (Klassik) mit Übertragungswagen
STEREO 11/14 Rainbow Studio Die Rolle des Produzenten, Individueller Raumklang durch Effektgeräte
STEREO 12/14 Jesus-Christus-Kirche Was bewirkt eine spezielle Raumakustik bei Klassik-Aufnahmen?
STEREO 1/15 Pauler Acoustics Folk-Aufnahme mit Highend-Equipment
STEREO 2/15 2L Produzieren für Surround-Formate
STEREO 3/15 H.O.M.E. Studios Eine deutsche Rockinstitution
STEREO 4/15 Abbey Road Universelles Studio, das Musikgeschichte geschrieben hat
