(Grafik: Institut für Rundfunktechnik)
(Grafik: Institut für Rundfunktechnik)

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HiFi-Wiedergabe künftig „objektbasiert“?

Auf der Technologiebühne der High End gab Christian Hartmann vom Institut für Rundfunktechnik interessante Einblicke in „Tonaufnahme- und Übertragungssysteme von morgen“. Sie werden demnach „objektbasiert“ statt „kanalbasiert“ sein. Denn durch die Vielzahl unterschiedlicher Endgeräte – vom Radiowecker über Smartphones, Tablets, PCs bis zu HiFi- und Heimkinoanlagen – entstehen Probleme, wenn die einen nur Mono, andere Stereo, 5.1 oder gar 3D-Raumklang wiedergeben können. Als Rundfunkanbieter muss man dann entweder mehrere Formate parallel ausstrahlen – wie es derzeit etwa mit Dolby Digital 5.1 und Stereo über DVB geschieht – oder man muss sich auf einen Downmix auf der Wiedergabeseite verlassen, der aber stets mit qualitativen Kompromissen verbunden ist. Je mehr unterschiedliche Plattformen es gibt, desto größer werden diese Probleme. Als Lösung strebt die Branche deshalb an, Audio-Signale nicht mehr kanalbasiert, sondern objektbasiert zu übertragen. Dabei wird nicht mehr jedem Lautsprecher des Wiedergabesystems ein eigener Übertragungskanal zugeordnet, sondern einzelne Instrumente, Stimmen oder Geräusche werden als „Objekte“ in separaten Dateien gespeichert und übertragen. Die Informationen über ihre Lautstärke, ihre Position im Raum, etc. werden als Metadaten in diese Datei eingebettet. Erst auf der Wiedergabeseite wird aus diesen einzelnen Objekten das Gesamt-Klangbild zusammengemischt – wahlweise in Stereo, 5.1 oder für noch mehr Lautsprecher. Diese Mischung muss man nicht mehr einem schnöden Downmix-Algorithmus überlassen – vielmehr kann der Toningenieur in den Metadaten genau festlegen, wie die Objekte etwa für ein Stereo- oder ein 5.1-Wiedergabesystem gemischt werden sollen. Einige dieser vordefinierten Parameter kann er aber auch zur individuellen Einstellung auf der Wiedergabeseite freigeben. So zum Beispiel beim Film das Verhältnis zwischen Dialog und Hintergrundmusik. Objektbasierte Übertragung ließe sich ausbauen auf künftige 3D-Raumklangsysteme wie etwa Wellenfeldsynthese oder Virtual Reality. Existierende Standards für objektbasiertes Audio sind Dolby Atmos und DTS:X etwa für die Blu-ray Disc und in Kürze „MPEG-H 3D Audio“. Dolby Atmos ließe sich, so Hartmann, schon heute auch über DVB-T übertragen – andere Rundfunkstandards wie DVB-C oder -S oder DAB+ müssten entsprechend angepasst werden. Ob und wann objektbasiertes Audio auch für reine Musikwiedergabe das herkömmliche, kanalbasierte Stereo ablösen wird, bleibt abzuwarten. Wir müssten dann wohl unsere gewohnte Vorstellung von einem Stereo-Klangbild erheblich revidieren.

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