Er gehörte zur Gründergeneration, zu den Vätern der High Fidelity: Dr. Sidney Harman, Gründer der Firma Harman Kardon, ist im Alter von 92 Jahren an Leukämie gestorben. Er verband die Leidenschaft für Musik und guten Klang mit dem Gespür, mit hochkarätigen Audio-Produkten einen völlig neuen Markt erschließen zu können. Nachdem er seinen ehemaligen Arbeitgeber nicht von dieser Idee überzeugen konnte, machte er sich kurzerhand selbstständig: 1953 entwickelte Harman zusammen mit dem Ingenieur Bernard Kardon erstmals ein Gerät, das UKW-Tuner, Vor- und Endverstärker in einem wohnlichen Holzgehäuse vereinigte: Der Receiver war geboren. Bernard Kardon zog sich schon bald aus dem gemeinsamen Unternehmen zurück, und Harman baute die Firma rasch zu „Harman International Industries“ aus, nicht zuletzt durch Zukäufe. Heute sind unter dem Harman-Dach zahlreiche Hersteller aus den Bereichen HiFi, Studiotechnik, Bühnentechnik und Car Audio vereint, darunter Marken wie Harman/Kardon, Infinity, JBL, Lexikon, Mark Levinson, dbx, Becker Autoradio, AKG und Studer. Im Lauf der Jahrzehnte hat Sidney Harman sein Imperium mehrmals verkauft und wieder zurückgekauft. Schließlich brachte er es an die Börse und hielt selbst zuletzt nur noch einen Minderheitsanteil. Bis 2008 blieb er aber Chef des Verwaltungsrats. Sein Lebenslauf kannte indes auch Stationen außerhalb der Elektronik: 1977 zog es ihn unter Präsident Carter in die Politik, und in den letzten Jahren galt sein Interesse den Medien. Er kaufte das angeschlagene Magazin Newsweek und die Internet-Publikation „The Daily Beast“. Sidney Harman galt als politisch liberal, er engagierte sich in der Bürgerrechtsbewegung und förderte die Ausbildung schwarzer Studenten. Als Unternehmer führte er flexible Arbeitszeitmodelle, Betriebskindergärten und betriebliche Schulen ein. Sein Credo für geschäftlichen Erfolg lautete: alle Produkte in eigenen Fabriken bauen, sie weltweit vermarkten und die Arbeitskräfte mit Respekt behandeln.
