„Es kommt allein auf die Musik an“

Mit „Drunk In The Morning“ landete die dänische Band Lukas Graham 2012 in Deutschland ihren ersten Hit. Nun will sie sich mit ihrem zweiten Langspieler „Lukas Graham (Blue Album)“ langfristig etablieren. Auf jeden Fall hat sie mit Lukas Graham Forchhammer einen Sänger, der mit seiner ausdrucksstarken Stimme punktet. Wer Lukas Graham Forchhammer trifft, spürt sofort:…

Mit „Drunk In The Morning“ landete die dänische Band Lukas Graham 2012 in Deutschland ihren ersten Hit. Nun will sie sich mit ihrem zweiten Langspieler „Lukas Graham (Blue Album)“ langfristig etablieren. Auf jeden Fall hat sie mit Lukas Graham Forchhammer einen Sänger, der mit seiner ausdrucksstarken Stimme punktet.
Wer Lukas Graham Forchhammer trifft, spürt sofort: Der Däne ist kein Ja-Sager, er hat seinen eigenen Kopf und überhaupt keine Lust, nach den Regeln der Musikindustrie zu spielen. Als seine Plattenfirma ihn bat, sich einen richtig coolen Namen für die zweite CD seiner Band Lukas Graham auszudenken, verweigerte er sich. Das Debütalbum hieß ganz schlicht „Lukas Graham“, den Nachfolger betitelte er „Lukas Graham (Blue Album)“. Fürs Cover hat der Sänger das Bild einer nackten Frau zwischen leeren Flaschen recycelt, das schon die erste Platte zierte. Nur gibt es diesmal eine blaue Variante: „Für mich kommt es allein auf die Musik an, nicht auf die Verpackung.“
In der Tat haben die Songs der Gruppe aus Kopenhagen keine optischen Extras nötig, sie bestechen mit eingängigen Soulpop-Melodien und Hip-Hop-Einflüssen. Mal berührt Lukas Graham Forchhammer mit einer Falsett-Stimme, die staunen macht, mal wechselt er zurück in eine tiefere Oktave. Der 26-Jährige ist der beste Beweis dafür, dass Musiker in ihren finstersten Stunden oft Großes vollbringen. Die neuen Stücke sind größtenteils seiner Trauer entsprungen. In den vergangenen Jahren hat er viele ihm nahestehende Personen verloren: Freunde, deren Eltern, seinen Vater. Von daher lag es für ihn auf der Hand, sich mit Tod oder Verlust zu beschäftigen. „You’re Not There“ hat er seinem verstorbenen Vater gewidmet. In „Funeral“ beschreibt er, wie er sich seine eigene Beerdigung vorstellt: „Meine Hinterbliebenen sollen nicht meinen Verlust beweinen, sondern lieber mein Leben zelebrieren.“
Diese Philosophie hat er sich bei seinen irischen Verwandten abgeguckt, die für jeden Verstorbenen eine Totenwache halten. Doch bevor jetzt ein falscher Eindruck entsteht: Lukas Graham Forchhammer, der in der Freistadt Christiania aufgewachsen ist, findet seine Inspiration nicht nur in dunklen Momenten. Er wertschätzt das Leben eigentlich. Mit der Nummer „Mama Said“ blickt er zum Beispiel auf seine glückliche Kindheit zurück. „Wir haben früher zwar keine Reisen in exotische Länder gemacht“, erinnert er sich, „sondern nur die Freunde meines Vaters in Klagenfurt besucht. Aber für mich waren das wunderschöne Urlaube.“
Schließlich hatte er Eltern, die ihm bedingungslose Zuneigung schenkten. Egal ob er Mitglied im Kopenhagener Knabenchor werden oder schauspielern wollte, sie unterstützten ihn bei all seinen Aktivitäten. Natürlich hatten sie auch nichts gegen seinen Plan, Profi-Musiker zu werden, der sich längst ausgezahlt hat. Sowohl die CD „Lukas Graham“ als auch der Nachfolger „Lukas Graham (Blue Album)“, der in seinem Heimatland bereits veröffentlicht wurde, schafften es auf Platz eins der dänischen Charts. Träumt er jetzt vom internationalen Durchbruch? „In erster Linie will ich Menschen auf der ganzen Welt mit meinen Songs berühren. Sie sollen lachen, sie sollen weinen – Hauptsache sie fühlen bei meinem Gesang etwas.“
Trotzdem scheint gerade der amerikanische Markt den Sänger zu reizen, sonst hätte er die neue Platte wohl nicht mit seiner Band in Los Angeles aufgenommen: „Es war toll, dort zu arbeiten.“ Dabei war die Kooperation mit der dänischen Lautsprecher-Manufaktur DALI durchaus hilfreich: „Ihre Lautsprecher haben zum guten Sound unserer Songs beigetragen.“ Somit ist Lukas Graham Forchhammer mit dem Ergebnis seines USA-Aufenthalts mehr als zufrieden. Ein Umzug in die kalifornische Metropole käme allerdings nicht für ihn in Betracht: „In Los Angeles muss man fast jeden Weg mit dem Auto zurücklegen. Das ist nichts für mich. Ich gehe lieber zu Fuß.“
Dagmar Leischow