Die Wut-Künstler

Jahrelang kannte das Thema „Urheberrecht im Internet“ immer nur zwei Kontrahenten: die Netz-Community auf der einen Seite, Musik- und Filmindustrie auf der anderen. Die Urheber selbst, also Musiker, Fimschaffende, etc., hielten sich meist im Hintergrund. Das ändert sich nun. Sven Regener (Foto), Frontmann der Gruppe „Element Of Crime“, ließ in einem Interview mit dem Bayerischen…

Jahrelang kannte das Thema „Urheberrecht im Internet“ immer nur zwei Kontrahenten: die Netz-Community auf der einen Seite, Musik- und Filmindustrie auf der anderen. Die Urheber selbst, also Musiker, Fimschaffende, etc., hielten sich meist im Hintergrund. Das ändert sich nun. Sven Regener (Foto), Frontmann der Gruppe „Element Of Crime“, ließ in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk seine Wut ab: Fünf Minuten lang redete er sich in Rage über die Gratis-Kultur im Internet. „Es wird so getan, als ob wir Kunst machen als exzentrisches Hobby. Das Rumgetrampel darauf, dass wir irgendwie uncool seien, wenn wir darauf beharren, dass wir diese Werke geschaffen haben, ist im Grunde genommen nichts anderes, als dass man uns ins Gesicht pinkelt und sagt, euer Kram ist eigentlich nichts wert. Das Letzte, was man als Indie-Rocker gebrauchen kann, ist, uncool dazustehen. Also halten alle die Schnauze… Eine Gesellschaft, die so mit ihren Künstlern umgeht, ist nichts wert… Youtube gehört Google. Das ist ein milliardenschwerer Konzern, die aber nicht bereit sind, pro Klick zu bezahlen. Weder Google noch Youtube haben irgendwas zu bieten, außer, was andere Leute geschaffen haben. Deshalb sagen wir Komponisten und Textdichter: Nein, für dieses Geld kriegt ihr unsern Kram nicht… Ein Geschäftsmodell, das darauf beruht, dass diejenigen, die den Inhalt liefern, nichts bekommen, das ist Scheiße.“
Aus der Deckung wagten sich auch 51 „Tatort“-Autoren: In einem Offenen Brief an die „Lieben Grünen, lieben Piraten, liebe Linke, liebe Netzgemeinde“ fordern sie, sich von ein paar Lebenslügen zu verabschieden. Etwa der Behauptung, es gäbe keinen freien Zugang zu Kunst und Kultur mehr. „Die Menschenrechte garantieren in der Tat einen freien, aber doch keinen kostenfreien Zugang zu Kunst und Kultur.“ Sie werfen den Angesprochenen vor, die „Umsonstkultur in den Rang eines Grundrechtes hieven“ zu wollen und „Rechtsverstöße zum Freiheitsakt hochzujazzen“. Man möge doch bitte nicht jede Missbrauchskontrolle bei Providern und Usern gleich als den definitiven Untergang des Abendlandes anprangern: „Bei der Suche nach Schwarzfahrern und Steuerhinterziehern müssen sich die Bürger auch einige Einschränkungen ihrer Rechte gefallen lassen.“ Dass sich die Künstler jetzt selbst zu Wort melden, könnte ein gewisses Nachdenken in der Netz-Community bewirken. Wo man sich doch gerade so schön auf die Musikindustrie, die GEMA und Hollywood als anonyme Buhmänner eingeschossen hatte.