Nur knapp 2 Euro für Musikschaffende

Wer erhält welchen Anteil von den 10 Euro eines Streaming-Abos? Eine Studie im Auftrag der GEMA bringt Licht ins Dunkel der Streaming-Vergütung.

Ist das Streaming für Musiker, Komponisten und Texter ein faires Geschäftsmodell? Eine Untersuchung von Goldmedia enthüllt jetzt erstmals, wer wieviel am Streaming verdient. Von den 8,39 Euro, die nach Abzug der Mehrwertsteuer von der Abo-Gebühr bleiben, behält der Streaming-Dienst rund 30 %. Weitere 55 % werden als „Leistungsschutzrechte“ an die Labels ausgeschüttet, die davon im Schnitt nur 23 % (=1,06 Euro) an die Musiker weiterreichen. Im Einzelfall hängt dieser Anteil aber vom jeweiligen Vertrag ab, den die Musiker mit dem Label abgeschlossen haben. Die restlichen 15 % der Nettoeinnahmen fließen an die Urheber, davon 36 % an die Musikverlage und 64 % (=0,81 Euro) an Komponisten und Texter. Insgesamt kommen bei den Künstlern gerade mal 1,87 Euro von der Abo-Gebühr an – viel zu wenig, beklagen die Betroffenen. Insbesondere der große Anteil, den die Labels für sich behalten, sei nicht gerechtfertigt. Diese Aufteilung, so urteilen Experten, stamme aus den Zeiten physischer Tonträger, die von den Labels hergestellt und vertrieben werden. Und die GEMA beklagt, dass die Aufnahme viel höher vergütet werde als Komposition und Text. Beim Radio sei das Verhältnis dagegen mit rund 50 zu 50 ausgewogen. Zudem fordern die Musikschaffenden mehr Transparenz der Streaming-Dienste bei der Erstellung kuratierter Playlists und bei algorithmenbasierten Musikempfehlungen, die einen erheblichen Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg eines Songs haben können. Ältere, kommerziell erfolgreiche Katalogtitel profitierten stark vom derzeitigen Streaming-System. Für Newcomer und musikalische Nischen verblieben entsprechend geringere Erlösanteile.

Für die Studie hat Goldmedia Interviews mit Künstler:innen, Verbänden, Musikverlagen, Labels, Distributoren und Streaming-Diensten geführt sowie eine Online-Befragung unter GEMA-Mitgliedern ausgewertet. Ein großer Teil der befragten Musikschaffenden sieht Streaming grundsätzlich als Chance, ein größeres Publikum zu erreichen. Fast die Hälfte der deutschen Bevölkerung (45 %, Stand 2021) nutzt Musikstreaming. Davon streamen rund zwei Drittel über kostenpflichtige Abos. Spotify ist nach wie vor der meistgenutzte Musikstreaming-Dienst in Deutschland, gefolgt von Amazon Music und Apple Music.

So wird der Streaming-Kuchen aufgeteilt (Quelle: GEMA, Goldmedia)
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